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Stellenanzeige: Die klassische Bewerbung als Auslaufmodell?

Brauchen wir noch die typische Stellenanzeige und die standardisierte Bewerbung mit Motivationsschreiben, die mit künstlicher Intelligenz wie ChatGPT einfach erstellt werden kann? Dieser Artikel wirft einen Blick auf Altbekanntes und untersucht, welche Alternativen uns zur Verfügung stehen.

09.09.2024 Von: Weiji Stocker
Stellenanzeige

Evolution der Talentgewinnung – von Print zu Digital

Früher waren es die Stellenanzeigen in den Zeitungen, die den Ton angaben, aber heute sind es die Jobplattformen und sozialen Netzwerke, die die Richtung vorgeben. Zusätzlich haben sich die Erwartungen der Bewerbenden verändert: Transparenz, Authentizität und eine positive Candidate Experience stehen ganz oben auf der Liste. Die altbekannten Stellenanzeigen, oft ein Meer aus Text ohne visuelle Elemente, können diese Erwartungen nicht mehr erfüllen.

Dann kam Social Media und damit eine veränderte Aufmerksamkeitsspanne. Laut einer Microsoft-Studie sind wir jetzt bei acht Sekunden angelangt, knapp unter der eines Goldfisches. Das ist ein Signal an alle, die in Talent Acquisition tätig sind: Unsere Botschaften müssen schneller, prägnanter, visueller sein, um in diesem Rennen der Aufmerksamkeiten überhaupt wahrgenommen zu werden.

Doch der Wandel von Print zu Digital ist weit mehr als nur ein Wechsel des Mediums. Unternehmen, die sich auf Stellenanzeigen verlassen, nehmen oft eine abwartende Haltung ein – eine Anzeige hier, ein Warten dort, in der Hoffnung, dass sich die passenden Kandidat*innen schon melden werden. Doch diese Strategie spricht fast ausschliesslich die aktiv Suchenden an. Verschiedene Studien zeigen: Das ist nur ein kleiner Teil von rund 20% der Arbeitnehmenden. Was ist mit den restlichen 80% der Arbeitnehmenden? Die meisten von ihnen werden durch traditionelle Methoden wie Stellenanzeigen nicht erreicht, da sie nicht aktiv auf Stellensuche sind. Genau hier liegt ein enormes Potenzial, das es zu nutzen gilt, und zwar verstärkt auf digitalem Wege.

Weniger ist oft mehr – weg von der Tradition

Im Zeitalter der Digitalisierung und des schnellen Wandels ist es für Unternehmen unerlässlich geworden, sich von traditionellen Bewerbungsmethoden zu trennen. Die altbekannte Bewerbungsmappe mit Lebenslauf, Motivationsschreiben, Arbeitszeugnissen und Zertifikaten wird immer mehr zur Ausnahme statt zur Regel. Weniger ist in diesem neuen Kontext oft mehr, insbesondere wenn es darum geht, das wahre Potenzial und die Skills der Bewerbenden zu erkennen – Aspekte, die in einem herkömmlichen Lebenslauf oft schwer zu erfassen sind.

Innovative Unternehmen wie Google, IBM und Accenture nehmen sich dieser Herausforderung bereits an und setzen im Kampf gegen den Fachkräftemangel auf Skill-basiertes Recruiting. Sie legen den Fokus verstärkt auf die Persönlichkeit, die Fähigkeiten und das Entwicklungspotenzial der Bewerber*innen. Diese modernen Ansätze spiegeln eine veränderte Haltung wider: weg von einem vergangenheitsorientierten Ansatz hin zu einem direkteren, menschenzentrierten und potenzialorientierten Ansatz. Laut einer US-amerikanischen Studie konnten Arbeitgeber die Zahl der Fehlbesetzungen um 88% reduzieren, indem sie bei der Einstellung auf kompetenzbasierte Rekrutierung setzten.

Trotz dieser Möglichkeiten setzen viele Unternehmen immer noch auf traditionelle Rekrutierungspraktiken. Herkömmliche Stellenanzeigen und ein langwieriger Bewerbungsprozess führen häufig zu Frustration auf beiden Seiten – sowohl bei den Personalabteilungen als auch bei den Talenten, die sich eine unkomplizierte Bewerbung und ein schnelles Feedback wünschen. Für Unternehmen ist es daher unerlässlich, ihre Bewerbungsprozesse zu überdenken und mit den veränderten Erwartungen Schritt zu halten, um nicht nur im Wettbewerb um die besten Fachkräfte zu bestehen, sondern sich auch als zeitgemässer Arbeitgeber zu positionieren.

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