Employer of Choice: Kluges Personalmarketing
Passende Arbeitshilfen
Employer Branding ist trendy und in aller Munde – aber in der Realität in vielen Unternehmen so etwas wie der weisse Elefant im Raum. Der Elefant als Metapher für ein Problem, das im Raum steht, aber das niemand angeht. Die Gründe für die Zurückhaltung von HR-Seite können Bedenken sein, auch mit einem aufwendigen Business Case und schon gar nicht mit einem teuren Budgetantrag bei der Geschäftsleitung durchzukommen. Oder die Furcht, dass für das Arbeitsvolumen nicht genügend Personal zur Verfügung steht. Oder auch der Bammel davor, sich mit den Kommunikationschefs auf Diskussionen bezüglich Flexibilisierung des Kommunikations-Styleguides einzulassen. Während die Unternehmenskommunikation darauf getrimmt ist, neutral und sachlich aufzutreten, verlangt Personalmarketing nämlich eine andere Handhabe. Um erfolgreich zu rekrutieren, muss man authentisch kommunizieren. Empathie ist der Schlüssel beim Recruiting. Als Rekrutierende brauchen wir die Freiheit, uns individuell auf unsere Zielgruppen einzulassen. Und zwar nicht in der allgemeinen PR-Sprache eines Unternehmens – sondern in einer personalisierten Sprache, die bei der Kandidatin auf Gehör und Anklang stösst. Das Gebot der Stunde heisst: Kunden- bzw. Kandidaten-zentriertes Denken und Handeln.
Warum ich eingangs auch noch spezifisch einen weissen Elefanten bemühe? So nennen wir bei uns gescheiterte Grossprojekte. Und leider treten diese «Phänomene» in der Geschäftswelt nicht ganz so selten auf wie in der freien Wildbahn. Ich ziehe diese Parallele, weil es häufiger vorkommt, dass der erste Versuch, Employer-Branding umzusetzen, daran scheitert, dass man sich schlicht zu viel vornimmt. Das Bündel an langfristigen Massnahmen kostet zudem viel. Wenn man eine Agentur damit beauftragt, potenzieren sich die Kosten nochmals. Ausserdem baut man kein internes Know-how auf, was schade ist, weil nicht nachhaltig. Zweitens braucht es zur gelungenen Umsetzung die dedizierten Leute, denen für ihren Einsatz auch die benötigte Zeit eingeräumt wird. Zwei genauso unverzichtbare wie erbarmungslose K.-o.-Kriterien wenn es darum geht, eine Employer-Branding-Strategie durchzuziehen.
Die Bauchlandung
Auch ich habe bei meinem ersten Versuch, eine umfassende Employer-Branding-Strategie auf die Beine zu stellen, erst mal eine spektakuläre Bauchlandung hingelegt. Das war schmerzhaft. Aber im Nachhinein lehrreich. Mein Learning und gleichzeitig heisser Tipp an Sie: Beginnen Sie bescheiden. Das Rezept in Kürze: Schnappen Sie sich einen der besten Botschafter Ihres Unternehmens: Einen tollen Mitarbeiter oder eine tolle Mitarbeiterin. Bitten Sie die Person, Ihnen zu erzählen, warum sie für ihren Job brennt, wie ein typischer Arbeitstag bei ihr aussieht und was ihr schon Kurioses oder Unterhaltsames passiert ist. Schreiben Sie authentisch damit ihre Geschichte glaubwürdig und sympathisch rüberkommt. Der Leser bekommt so einen Einblick hinter die Kulissen in ihrem Unternehmen, ohne dass Sie dafür gleich «ein Büro aufmachen» müssen. Am Schluss schiessen Sie ein lässiges Porträtfoto mit ihrem Handy und stellen das Ganze auf LinkedIn oder den von Ihnen bzw. von Ihrer Zielgruppe genutzten Social Media-Kanal. «Zäck», fertig. Gratis, unkompliziert, charmant – und effektiv. Und das Beste: bei Erfolg ausbaubar! Sie werden rasch merken, was funktioniert und was nicht. Machen Sie schrittweise mehr von dem, was gut ankommt. Begeistern Sie Mitarbeiter und Vorgesetzte und gewinnen Sie schliesslich Nachahmer. Sie werden sehen, in ein paar Monaten haben Sie die Basis für ein organisch gewachsenes Employer Branding aufgebaut.
Aber grübeln wir doch noch ein wenig in meinen Wunden. Wie erwähnt, hatte auch ich, nachdem ich mit einigen schwierigen Rekrutierung am Ende meines Lateins angelangt war, die Idee, Employer Branding ins Leben zu rufen. Begeistert steckte ich Hirnschmalz, Energie und Freizeit in diesen, meiner Ansicht nach, fantastischen Plan. Ich recherchierte, las mich ins Thema ein und tauschte mich mit den Koryphäen auf dem Gebiet aus. Die Profis berieten mich und griffen mir beim Schreiben des Konzepts unter die Arme. Als der grosse Tag kam und ich mein Konzept präsentieren durfte, holte mich die Realität ein. Zusammengefasst lautete die Antwort: Das wäre ja alles schön und gut und würde in einer idealen Welt bestimmt grossartig funktionieren. In der echten Welt gäbe es aber für solche Aktionen leider weder Budget noch Personal, das Zeit für all die zusätzlichen Aufgaben hätte. Mein Super-Fail.
Jetzt weiterlesen mit
- Unlimitierter Zugriff auf über 1100 Arbeitshilfen
- Alle kostenpflichtigen Beiträge auf weka.ch frei
- Täglich aktualisiert
- Wöchentlich neue Beiträge und Arbeitshilfen
- Exklusive Spezialangebote
- Seminargutscheine
- Einladungen für Live-Webinare