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Personalauswahl: So erkennen Sie destruktive Bewerber

Narzissmus, Machiavellismus oder Psychopathie bei Mitarbeitenden und Führungskräften schädigen der Organisation und deren Mitglieder. Ein neues Verfahren bietet nun die Möglichkeit, Ausprägungen der Dunklen Triade bereits im Bewerbungsprozess zu erkennen.

20.09.2022 Von: Dominik Schwarzinger
Personalauswahl

Die Dunkle Triade bei der Personalauswahl

Die Dunkle Triade der Persönlichkeit besteht aus drei verwandten Charakterzügen: Narzissmus ist eine stark überhöhte Form von Selbstwertschätzung, die sich in Überheblichkeit und Selbstdarstellung äußert. Machiavellismus beschreibt eine zynische Haltung, verbunden mit dem unbedingten Fokus auf die Durchsetzung eigener Ziele, auch durch Manipulation.

In der Allgemeinbevölkerung bezeichnet subklinische Psychopathie eine emotional kalte und rücksichtslose Persönlichkeit, die durch instrumentellen Charme, betrügerisches und aufbrausend-unkontrolliertes Verhalten gekennzeichnet ist. Die Eigenschaften besitzen eine lange Forschungsgeschichte in der Psychologie, seit kurzem werden zunehmend ihre Effekte im Berufsleben erkannt und personalpsychologisch erforscht.

Negative Effekte auf Person und Organisation

Mit den Merkmalen gehen einige der typischen Anforderungen an Top-Führungskräfte einher: überzeugendes Auftreten, Durchsetzungsfähigkeit und Abgebrühtheit. Auch streben Personen mit hohen Werten nach persönlichem Erfolg, Leistung und Macht; für individuelle Erfolgskriterien wie dem erzielten Gehalt zeigen einzelne Studien tatsächlich positive Effekte. Durch ein überproportional häufiges Vorkommen von Psychopathie unter Top-Managern wurde sie sogar mit Führungserfolg in Zusammenhang gebracht. In der Wirtschaftspresse und vor allem in Internetmedien finden sich daher zahlreiche Artikel, die die Merkmale als vorteilhaft oder gar notwendig für eine steile Karriere oder generell in der heutigen Lebens- und Geschäftswelt beschreiben. Das mag für einzelne erfolgreiche Manager zutreffen. Für Personalverantwortliche stellt sich jedoch die Frage, welche Effekte im Allgemeinen, also über eine große Zahl von Personen betrachtet, mit den Eigenschaften verbunden sind. Betrachtet man die wissenschaftliche Faktenlage und fasst man die individuellen Effekte der Dunklen Triade mit denen auf Dritte zusammen, ergibt sich ein anderes und eher düsteres Bild.

So gehen nach metaanalytischen Ergebnissen höhere Ausprägungen in dunklen Eigenschaften nicht mit besserer beruflicher Leistung einher; Machiavellismus und Psychopathie stehen sogar mit geringerer Leistung in Verbindung. Auch führen Personen mit einer starken Dunkle-Triade-Ausprägung nicht besser oder erfolgreicher. Im Gegenteil leiden Geführte unter dem missbrauchenden Führungsstil, der diese Führungskräfte auszeichnet. Entsprechend sind Einsatz, Arbeitszufriedenheit und Leistung der Geführten unter einer psychopathischen Führungskraft geringer. Des Weiteren steht die Dunkle Triade in Zusammenhang zu vermehrten kontraproduktiven Verhaltensweisen am Arbeitsplatz. Gemeint sind damit alle absichtlichen Handlungen am Arbeitsplatz, die Einzelne schädigen wie z. B. Mobbing. Aber auch die Organisation als solche hat unter diesen destruktiven Verhaltensweisen zu leiden, etwa durch Absentismus, Drogenkonsum bei der Arbeit oder Diebstahl am Arbeitsplatz.

Messung der Dunklen Triade

Aufgrund des grossen Risikopotenzials für die Organisation und ihre Mitglieder steigt in Unternehmen der Bedarf nach Messung der Dunklen Triade für praktische Anwendungszwecke, vor allem in der Personalauswahl. Die gängigen Verfahren aus dem Forschungskontext oder der klinischen Psychologie sind jedoch zu invasiv und wenig akzeptabel in organisationalen Kontexten. Zudem sind einige der Items und die Nähe zu klinischer Messung im Auswahlkontext auch als rechtlich bedenklich einzuschätzen. Für neuartige Messmethoden, die aktuell erforscht werden, liegen noch keine für die Praxis zugänglichen und ausreichenden Informationen zu Entwicklung und Anwendung der Verfahren sowie Belege ihrer (berufsbezogenen) psychometrischen Qualität vor. Das Vorliegen dieser Daten sowie ein Berufsbezug des Verfahrens sind jedoch Voraussetzung eines fachlich einwandfreien und rechtssicheren Einsatzes personaldiagnostischer Methoden.

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