Betriebliches Mentoring: Immer häufiger anzutreffen

Betriebliches Mentoring unterstützt die Personalentwicklung, indem Mitarbeitende bei der Bewältigung beruflicher Herausforderungen begleitet werden. Absolventen einer entsprechenden Weiterbildung können im Betrieb je nach Ausgestaltung ihrer Tätigkeit verschiedene Rollen ausüben.

19.07.2022 Von: Peter Bürki
Betriebliches Mentoring

Betriebliches Mentoring

Dynamik und Komplexität nehmen in der Arbeitswelt zu. Flexibilität ist gefordert und die Anforderungen an jeden Einzelnen sind hoch. Die heutige Wirtschaftswelt benötigt Personen, die kompetent sind, Führungspersonen und Mitarbeitende in Lern-, Veränderungs-und Entwicklungsprozessen optimal zu begleiten. Betriebliche Mentoren verfü­gen über die dafür notwendigen Kom­petenzen. Offensichtlich gewinnt dieses noch relativ junge Berufsbild zunehmend an Bedeutung: 2014 hat das Staatssekre­tariat für Bildung, Forschung und Innova­tion (SBFI) den Berufstitel «Betrieblicher Mentor/Betriebliche Mentorin mit eidg. Fachausweis» anerkannt.

Drei verschiedene Rollen

Doch was tun betriebliche Mentoren ge­nau? Sie unterstützen in der Organisation, in der sie tätig sind, Führungspersonen und Mitarbeitende bei der Bewältigung beruflicher Herausforderungen. Je nach Ausgestaltung ihrer Tätigkeit können betriebliche Mentoren sowohl als Coach, als Beratungsperson oder als Trainer tä­tig sein. Die Handlungskompetenz von betrieblichen Mentoren zeigt sich durch die Fähigkeit, diese drei Rollen aufgaben-, bedarfs- und situationsgerecht auszu­üben. Die drei Rollen unterscheiden sich folgendermassen:

1. Coaching

Coaching ist lösungs- und ressourcenorientiert. Der Kunde gibt dabei den Inhalt vor und erarbeitet – unterstützt durch den Coach – für ihn stimmige Ziele und Lösun­gen. Der Coach begleitet den Prozess und setzt durch systemische Fragemethoden und Tools Impulse, die Raum schaffen für die Erarbeitung von individuell passenden und nachhaltigen Lösungen. Der Coach gibt weder Ratschläge noch Tipps, son­dern unterstützt seine Kunden, selbst Lö­sungen zu erarbeiten.

2. Beratung

Beratung wird als Wissenstransfer ver­standen. Eine erfahrene Person mit fach­lichem Expertenwissen gibt dabei ihr Know-how im Sinne von Ratschlägen und Tipps weiter. Ziel der Beratungsperson ist es, die Kunden durch fachliche Hilfestel­lungen in ihrer beruflichen Entwicklung zu unterstützen.

3. Training

Training kann einerseits zur Entwicklung oder Veränderung von Verhaltensweisen und andererseits zur Vermittlung und Festigung von Wissen eingesetzt wer­den. Ein Trainer ist ein Fachexperte, der Spezialwissen vermittelt, die Inhalte und Anleitungen zur Umsetzung vorgibt und durch Übungen festigt.

Mit dem Berufsbild «Betrieblicher Mentor/ Betriebliche Mentorin» werden ganz be­wusst Coaching, Beratung und Trainings­elemente kunden- und situationsgerecht kombiniert. Betriebliche Mentoren verfü­gen über die Handlungskompetenzen, entsprechend ihrem Auftrag und den Bedürfnissen ihrer Kunden aus allen drei Kompetenzfeldern Coaching, Beratung und Training zu schöpfen, um Einzelper­sonen bei Lern-, Veränderungs- und Ent­wicklungsprozessen optimal zu begleiten.

Umfassendes Kompetenzprofil: Betriebliches Mentoring

Das Kompetenzprofil «Betrieblicher Mentor/Betriebliche Mentorin mit eidg. Fach­ausweis» beschreibt die Kompetenzen, über die eine Person, welche diesen Titel erwirbt, verfügen sollte. Dabei wird zwi­schen personalen Kompetenzen sowie Handlungskompetenzen unterschieden:

1. Personale Kompetenzen

Diese beschreiben die an die Person gebundenen Kompetenzen und umfas­sen die Selbst- und Sozialkompetenzen. Selbstkompetenzen beschreiben die Bereitschaft und Fähigkeit, das eigene Handeln und die eigenen Werthaltungen zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Die Sozialkompetenzen bezeichnen per­sönliche Fähigkeiten und Einstellungen, die für die soziale Interaktion notwendig sind. Sie umfassen kommunikative Fä­higkeiten, rollenbewusstes Handeln und die Fähigkeit, mit Diversität umzugehen und relevantes Wissen und Erfahrungen einzusetzen.

2. Handlungskompetenzen

Betriebliche Mentoren arbeiten nach einem Begleitungskonzept, welches theoretisch begründet ist und während des Begleitungsprozesses kontinuierlich überprüft wird. Betriebliche Mentoren passen ihre Rolle den Erfordernissen der Begleitungsmethoden an und bauen dementsprechend zu ihren Kunden eine Beziehung auf, die sie mit einer wertschät­zenden Grundhaltung, Einfühlungsver­mögen, aktivem Zuhören und Feedback bewusst gestalten. Sie kommunizieren dabei klar, verständlich und adressatengerecht. Die betrieblichen Mentoren fördern die Selbsthilfe ihrer Kunden und unterstützen sie in der Planung konkreter Handlungsansätze.

Für die Qualitätssicherung evaluieren betriebliche Mentoren den Begleitungs­prozess. Sie sind auch für das Marketing ihrer Begleitungsangebote zuständig und führen die mit dem Begleitungsangebot zusammenhängenden administrativen Arbeiten wie Termin- und Budgetplanung fachgerecht aus.

Personalentwicklung profitiert

Entwicklungen und Veränderungen in Organisationen können nur unter be­stimmten Rahmenbedingungen nach­haltig stattfinden. Grundlegend dafür ist, dass dafür ausgebildete Personen in die Entwicklung von Lern-, Veränderungs-und Entwicklungsprozessen eingebun­den sind. Ein wichtiges Instrument, um die optimale Begleitung sicherzustellen, sind die Handlungskompetenzen, welche in der Weiterbildung zum «Betrieblicher Mentor/Betriebliche Mentorin mit eidg. Fachausweis» erlernt werden können.

Betriebliches Mentoring wird vor allem dann eingesetzt, wenn es nicht in erster Linie um eine Problemanalyse, sondern um die Förderung von Fähigkeiten und Handlungskompetenzen geht. Dabei wird die Personalentwicklung unterstützt. Be­triebliche Mentoren können Einzelperso­nen bei äusseren Veränderungen, wie bei­spielsweise bei der Vorbereitung auf eine neue Berufsrolle, unterstützen. Auch die Bearbeitung persönlicher Unsicherheiten oder die Förderung der Zusammenarbeit im Team können im Aufgabenbereich be­trieblicher Mentoren liegen.

Newsletter W+ abonnieren