Schwierige Gespräche führen: Umgang mit psychisch erkrankten Mitarbeitenden
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Schwer verständliche Symptome
Im Arbeitsalltag bedeuten psychische Beeinträchtigungen in erster Linie erschwerte Kommunikation mit den Betroffenen sowie reduzierte Arbeitsleistung und Zuverlässigkeit. Die Konsequenzen sind stärkere Belastung der Kollegen (emotional und bezüglich Arbeitsvolumen), Mehraufwand bei Vorgesetzten (falls sie ihre Führungsaufgabe wahrnehmen) wie auch beim HR. Entsprechend ist die Devise klar: Bei Veränderungen gilt es, diese so rasch wie möglich anzusprechen. Viele Vorgesetzte oder HR-Fachleute haben Angst, etwas Falsches zu sagen – und sind sich dabei nicht bewusst, dass ihr Nicht-Handeln sie teuer zu stehen kommen kann.
Über psychische Krankheiten oder Beeinträchtigungen wird im Alltag oft sehr emotional diskutiert. Die Symptome sind für Laien wenig messbar und kaum begreifbar. Man sieht die Krankheit den Betroffenen von aussen in der Regel nicht an, oft wissen diese selbst nicht, woher sie kommt. Ganz zu schweigen davon, wie sie damit umgehen sollen. Generell gilt für psychische Krankheiten: Betroffene und deren Umgebung (auch Personalfachleute und Vorgesetzte), oft sogar Ärzte und Therapeuten sind überfordert. Entsprechend reagieren die meisten Menschen ganz typisch darauf: mit Verdrängung.
Ursache
Als Grundlage für das Verständnis von psychiatrischen Krankheitsbildern dient das Wissen über mögliche Störungen. Natürlich geht es hier nicht um einen Kurzlehrgang in Psychologie. Um aber Veränderungen bei Mitarbeitenden erkennen zu können, hilft es, wenn man eine Idee hat, worauf zu achten ist. Darum werden im Folgenden einige psychische Funktionen mit ihren möglichen Störungen umrissen, die am Arbeitsplatz von Bedeutung sind und die Sie beobachten können.
Der Einfachheit halber unterscheiden wir zwischen aktiven und passiven psychischen Funktionen. Aktiv im Sinne von produktiv sind Denken, Fühlen und (Sozial-)Verhalten resp. Handlungsimpulse (Antrieb).
Passiv sind (Ich-)Bewusstsein, Orientierung, Aufmerksamkeit und Reizwahrnehmung (sehen, hören, riechen, schmecken, tasten, Schmerz- und Temperaturempfindung). Die Reizverarbeitung ist bereits wieder ein aktives Geschehen. Dies mutet auf den ersten Blick eigenartig an, lässt sich aber einfach erläutern: Obwohl ein Mensch völlig gesund ist, nimmt er bei starker Konzentration auf eine Sache (z.B. Lesen) seine Umgebung eingeschränkt wahr – unter Umständen reagiert er nicht einmal, wenn er angesprochen wird. Seine Reizwahrnehmung ist vollständig intakt, der Inhalt wird aber gefiltert.
Wichtig: Es braucht es kein Psychologiestudium, kein klinisches Praktikum oder hellseherische Fähigkeiten, um erfolgreich mit Menschen mit psychischen Problemen umgehen zu können. Erforderlich sind vielmehr praktische Qualitäten und Fähigkeiten: Aufmerksamkeit, Sorgfalt, Mut, Geduld. Und wenn möglich Wertschätzung und die Fähigkeit, ein Gespräch zielorientiert führen zu können.
Nun können in allen genannten Bereichen Störungen auftreten. Bei schweren psychischen Störungen sind jeweils mehrere Funktionen betroffen (z.B. Depression: Fühlen, Denken, Handlungen, Antrieb, Reizverarbeitung). Die folgende Darstellung soll einen oberflächlichen, nicht abschliessenden Eindruck vermitteln:
Psychische Funktionen und ihre Störung
Denken ➞ Manie, Schizophrenie, Depression, Persönlichkeitsstörungen
Fühlen ➞ Depression, Ängste, Manie
Handeln, Impuls, Antrieb ➞ Zwänge, Süchte, Depression
Bewusstsein/Orientierung ➞ Substanzmissbrauch, Schizophrenie, Manie
Reizverarbeitung ➞ Schizophrenie, Manie, Depression
Krankheiten werden bei uns nach dem System der WHO eingeteilt. Auch mit diesem Wissen geht es nicht darum, Betroffene zu therapieren, sondern um ihnen mit Verständnis zu begegnen, das nicht nur auf Empathie und Intuition, sondern auch auf medizinischen Erkenntnissen beruht.
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