Nichtberufsunfälle: Warum sich Unfallprävention für alle lohnt
Passende Arbeitshilfen
Teilzeitarbeit, mehr Ferientage, Frühpensionierung: Wir haben heute mehr Freizeit als vor 30 Jahren. Ebenso gibt es immer mehr Möglichkeiten, diese aktiv zu verbringen: Trampolinparks laden in der Schweiz erst seit rund zehn Jahren zum Hüpfen ein. E-Bikes erleben schon länger einen Boom und machen ausgedehnte Velotouren für immer mehr Menschen möglich. Stand-up-Paddling lockt die Massen erst seit Beginn der Nullerjahre auf die Gewässer.
Die Kehrseite: Erwerbstätige Personen verunfallen heute deutlich häufiger in der Freizeit als bei der Arbeit. Es passieren rund doppelt so viele Nichtberufsunfälle wie Berufsunfälle. Über alle Altersgruppen hinweg gesehen, verletzen sich jedes Jahr mehr als eine Million Menschen bei Nichtberufsunfällen. Über die Hälfte davon zu Hause und in der Freizeit, 400 000 beim Sport, 75 000 im Strassenverkehr. 2400 verlieren ihr Leben. Trotzdem stehen für die Prävention von Nichtberufsunfällen deutlich weniger Gelder zur Verfügung als für die Prävention von Berufsunfällen.
Die BFU am Puls der Zeit
«Wir von der BFU wollen die Unternehmungslust der Menschen keineswegs bremsen – oder ihnen vorschreiben, doch lieber zu wandern, statt zu reiten», erklärt Othmar Brügger, Leiter Bereich Haus und Sport bei der BFU. «Unser Anliegen ist es, optimale Rahmenbedingen zu schaffen, sodass Menschen eine Sportart oder eine Freizeitaktivität sicher ausüben können», so Brügger. Trampolinparks seien dafür ein gutes Beispiel. «Noch bevor es dazu eine Unfallstatistik gab, haben wir festgestellt, dass hier ein Unfallschwerpunkt entsteht. Daraufhin haben wir in Zusammenarbeit mit der Branche mit gezielten Präventionsmassnahmen reagiert.»
Hoher volkswirtschaftlicher Schaden
Die hohen Unfallzahlen haben neben grossem Leid für die Betroffenen auch enorme materielle Kosten zur Folge: Nichtberufsunfälle kosten die Gesellschaft jährlich nahezu CHF 12 Mrd., und der Wirtschaft gehen rund 7,5 Mio. Arbeitstage verloren.
«Das macht jedem Unternehmen zu schaffen. Der Ausfall von Mitarbeitenden bedeutet neben zusätzlichen Kosten auch administrativen und organisatorischen Aufwand», verdeutlicht Annick Rywalski, stellvertretende Direktorin der BFU und Leiterin des Bereichs Gemeinden und Unternehmen. Ersatz muss eingestellt werden, Überstunden fallen für Kolleginnen und Kollegen an. Im schlimmsten Fall lassen sich Termine nicht einhalten. Kunden können verloren gehen.
Warum Unfallprävention wichtig ist
«Am Arbeitsplatz kann ein Unternehmen verlangen, dass Mitarbeitende sich sicher ausrüsten und verhalten», führt Rywalski weiter aus. Doch für die freie Zeit zu Hause, beim Sport oder auf der Strasse können Vorgesetzte sicheres Verhalten nur empfehlen. Dafür reicht eine E-Mail oder ein aufgehängtes Plakat nicht aus.Mehr Eindruck hinterlassen die von der BFU fixfertigen Einsatzmittel, mit einem konkreten, auf die Bedürfnisse eines Unternehmens zugeschnittenen Inhalt: Für kleine und mittlere Unternehmen sind es die kostenlosen SafetyKits, welche die wichtigsten Unfallschwerpunkte behandeln. Denn in jedem Unternehmen gibt es Mitarbeitende, die E-Bike fahren, Fussball spielen oder heimwerken. Workshops machen für grössere Unternehmen Gefahren und Prävention erlebbar. «Unsere Tools und Beratungen entlasten Unternehmen auch in der Organisation ihrer Präventionsaktivitäten», so Rywalski. Zusätzlich habe es einen positiven Einfluss auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, wenn sie merken, dass sich ihr Unternehmen für sie und ihre Gesundheit – auch in der Freizeit – interessiere.
«Unfallprävention bleibt eine Daueraufgabe », meint Rywalski. Einzelmassnahmen zeigen keine langfristige Wirkung. Die Themen müssen immer wieder angesprochen werden, sonst gehen sie vergessen. Zudem ist Prävention immer ein Zusammenspiel auf mehreren Ebenen. Dafür setzt die BFU auf die Zusammenarbeit mit Partnerinnen und Multiplikatoren – für Kinder, Arbeitnehmende bis hin zu Seniorinnen und Senioren. Und auf die dauerhafte Präsenz ihrer Empfehlungen in allen Kommunikationskanälen.
Mehr Effort ist nötig
«Gesundheit, Gesundheit und nochmals Gesundheit», verdeutlicht Othmar Brügger das gesellschaftliche Bedürfnis nach Sicherheit. «Die Menschen wollen gesund sein und es auch bleiben.» Sonst würden zum Beispiel nicht praktisch alle auf der Skipiste einen Helm anziehen. «An ihrem Beispiel sehen wir, wie wichtig ihnen die eigene Sicherheit ist. Sie schützen sich freiwillig selbst, haben aber auch hohe Erwartungen in puncto Sicherheit an die Bahnen, Pisten und Rettungsdienste.»
Wie im Schneesport ist Unfallprävention heute in vielen Lebensbereichen verankert. Bevölkerung, Politik und Unternehmensleitungen sind bereit, die Unfallbelastung zu reduzieren. Die Entwicklung des Unfallgeschehens zeigt jedoch, dass die Anstrengungen noch nicht ausreichen. Es braucht noch mehr Effort seitens aller Handlungsträger aus Politik und Prävention. Dafür setzt die BFU auch in Zukunft die notwendigen Akzente. Davon profitieren die Wirtschaft und die Menschen.