Teilzeit: Vorteile und Risiken aus betrieblicher Sicht
Passende Arbeitshilfen
Vorteile eines gezielten Einsatzes von Teilzeitarbeitskräften
Ein auf die Bedürfnisse der Kunden und Lieferanten angepasstes Teilzeitarbeitsmodell (gezielter Einsatz von Teilzeitarbeitskräften) kann flexibel auf Marktveränderungen reagieren und dank kurzer Durchlauf- und Lieferzeiten die Produktionskosten erheblich senken (Preisvorteil gegenüber Konkurrenz!).
Durch das verstärkte Angebot von Teilzeitarbeit können (hoch)qualifizierte Arbeitskräfte aktiviert werden, die ohne diese Möglichkeit dem Arbeitsmarkt verloren gingen. Zu denken ist hier vor allem an (allein)erziehende Mütter und Väter, die trotz abgeschlossener Fachausbildung nur dann eine Chance auf Beschäftigung haben, falls genügend Teilzeitstellen vorhanden sind.
Die Einführung von Teilzeitstellen erlaubt es, in Zeiten der Krise und des Auftragsrückgangs Arbeitsplätze zu erhalten. Die meisten Arbeitnehmer sind bereit, auf Arbeitszeit und damit auf Lohnprozente zu verzichten, falls dadurch ihre Stellen und die Arbeitsplätze ihrer Kollegen gesichert bleiben. Für den Betrieb bedeutet es Wissenserhalt und grosse Kostenersparnis, wenn Teilzeitarbeit als Massnahme zur Personalerhaltung eingesetzt wird. Bei einem Wirtschaftsaufschwung kann der Betrieb auf das erhaltene Humankapital zurückgreifen, ohne teure und langwierige Neueinstellungen (Einarbeitungszeit!) tätigen zu müssen.
Erhöhung der Motivation durch Teilzeit
Teilzeitarbeit ist ein wichtiger Motivator, da sie – im Gegensatz zu schnell verpuffenden Fringe benefits – immaterielle Anreize bietet. Teilzeitarbeit eröffnet dem Arbeitnehmer einen weiten Spielraum zur Selbstverwirklichung und Persönlichkeitsbildung, sie dies im Rahmen der Familie, der Freizeitgestaltung (Hobbys) oder der Weiterbildung. Eine erhöhte Motivation und eine verbesserte Lebenszufriedenheit geht in den meisten Fällen Hand in Hand mit höherer Leistungsbereitschaft und Produktivität.
Übermüdung (Burnout-Syndrom) und gesundheitliche Probleme aufgrund langer Arbeitszeiten sind die Hauptursachen für Fehlzeiten. Eine Reduktion der Arbeitszeit, mehr Abwechslung im Alltag beugen Arbeitsüberdruss und Erschöpfung vor. Im Arbeitszeitregelement kann zudem bestimmt werden, dass Behördengänge, (Zahn-)arztbesuche etc. in der Freizeit stattzufinden haben.
Seit langer Zeit ist bekannt, dass Konzentrations- und Leistungsfähigkeit im Zeitverlauf nicht proportional sondern exponentiell abnehmen. Dies bedeutet, dass der Ermüdungsgrad am Ende der Arbeitszeit im Vergleich zum Arbeitsbeginn um das Vielfache ansteigt. Höhere Unfallraten, Fehlerquoten, Reizbarkeit gegenüber Vorgesetzten, Mitarbeitern und Kunden sind die Folge. Untersuchungen haben ganz klar ergeben, dass kürzere Arbeitszeiten mit häufigen Kurzpausen das beste Mittel gegen chronische Übermüdung und Konzentrationsschwierigkeiten sind. Teilzeitangestellte arbeiten quantitativ und qualitativ tendenziell besser als Vollzeitangestellte.
Höhere Lohnkosten?
Bei der Forcierung von Teilzeitstellen werden Löhne für Teilzeitbeschäftigte oft spontan überproportional angesetzt. Ein höherer Lohn sollte nur dann erwogen werden, falls durch die Einführung von Teilzeitarbeit mit grosser Wahrscheinlichkeit eine höhere Produktivität erreicht werden kann.
Der Personaleinsatz, in diesem Fall die Koordination vieler Teilzeitstellen, erfordert – besonders zu Beginn – einen deutlich höheren Zeitaufwand, bindet Vorgesetzte und generiert somit Mehrkosten.
Der Informationsfluss und die Koordination der Zusammenarbeit (besonders in Teams) kann sich aufgrund der nur sporadischen Anwesenheit der Teilzeitangestellten erschweren. Selbständigkeit, Initiative und Gewissenhaftigkeit der Mitarbeiter (Erreichbarkeit) auf der einen Seite und eine gute Organisation (Koordinierte Ablage, Einsatz moderner Kommunikationsmittel etc.) auf der anderen Seite sind hier besonders wichtig.
Kosten und Nutzen, die durch die Einführung entstehen, müssen in einer Nutzwertanalyse (SWOT-Analyse) quantifiziert und gegeneinander abgewogen werden. Der Nutzen überwiegt in den meisten Fällen die Kosten:
«Eine allgemein weit verbreitete Meinung innerhalb unserer Führungskräfte war, dass Teilzeitarbeitskräfte wesentlich teurer seien als Vollzeitarbeitskräfte. Diese Meinung trifft weder für unsere Fabriken noch für unsere Verwaltung zu. Teilzeitarbeit ist günstiger als Vollzeitarbeit, weil die Kosten nur 2,7% höher sind, die Leistung meist aber mehr als 10% höher ist und die Fehlzeitquoten sich halbierten.»(Lackowski, 1996, S. 59)