Unternehmensethik: Handlungsregeln für die Führungspraxis
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Der kategorische Imperativ, also das Verallgemeinerungsprinzip in Form des kategorischen Imperativs des Philosophen Immanuel Kant, ist wohl die meistdiskutierte Norm sittlichen Handelns. Im Original lautet er wie folgt:
- Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.
- Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetz werden sollte.
- Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person als in der Person jedes anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals als Mittel brauchst.
Der Philosoph Hans Jonas (1903–1993) plädiert wegen der irreparablen Eingriffe in die Natur für einen vorausschauenden, zukunftsorientierten Imperativ, der im Gegensatz zum Kant’schen Imperativ, eher individuum- bzw. augenblicksorientiert ist. Wie bei der goldenen Regel gibt es auch hier die positive und negative Variante:
- positiv: Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden, und
- negativ: Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen nicht zerstörerisch sind für die zukünftige Möglichkeit solchen Lebens.
Das Nutzenprinzip fordert, so zu handeln, «dass durch dein Handeln der grösste Nutzen beziehungsweise der geringste mögliche Schaden für die grösste Anzahl der Betroffenen entsteht».
Die Expertenprüfung empfiehlt: «Handle so, dass dein Handeln von unabhängigen Experten als angemessen/richtig/gerechtfertigt befunden würde.» Als Experten sind hier im weitesten Sinne alle Personen gemeint, die anerkanntes Fachwissen besitzen oder sachverständig sind.
Der Öffentlichkeitstest wurde ebenfalls von Hans Jonas aufgestellt. Diese Regel versucht der weltweit verbreiteten Telekommunikation Rechnungen zu tragen: «Handle so, dass du dich in deinem Gewissen bestätigt weisst, wenn du dein Handeln vor den Fernsehkameras öffentlich zu rechtfertigen hast.» Damit beschreibt er den bekannten Sachverhalt: Nichts ist schlimmer, als öffentlich Wasser zu predigen und heimlich Wein zu trinken.
Fazit und Konsequenzen für das Management
Lassen Sie uns abschliessend ein Fazit beziehen und die für das Management und die Führungskräfteausbildung bedeutsamen Thesen nochmals herausstellen.
Kleine Kinder erwarten von uns ein eindeutig nach «gut» und «böse» getrenntes Panorama. Ältere Kinder erkennen, dass es konkurrierende Wertesysteme gibt, und hoffen darauf, dass sich diese versöhnen lassen. Für Jugendliche ist meist die Fülle der Sinnsysteme schon unüberschaubar geworden, was sie an einer Synthese zweifeln lässt. Viele legen sich daraufhin unkritisch eine «eigene» Weltanschauung zurecht, die ihnen im Moment glaubhaft erscheint. Und viele Erwachsene geben sich ja gerne auch heute noch «jugendlich».
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