CSR: So entwickeln Sie eine CSR-orientierte Unternehmenskultur
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Durch die Übernahme gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR) tragen Unternehmen zur Lösung des Klimawande ls oder zur sozialen Gerechtigkeit bei und leisten einen wichtigen Beitrag zu den Sustainable Development Goals (SDGs) auf nationaler und globaler Ebene.
Sich für CSR zu engagieren, ist auch ein geeigneter Ansatz, sich dem Fachkräftemangel zu stellen und für die notwendigen qualifizierten Mitarbeitenden attraktiv zu sein. Denn für aktuelle und potenzielle Mitarbeitende ist es zunehmend von grosser Bedeutung, dass Unternehmen sich für die Gesellschaft und die Umwelt einsetzen und dass sie selbst auch ihren Beitrag dazu leisten können.
Während Unternehmen die Bedeutung von CSR vermehrt erkennen, bleibt diese Thematik oft entkoppelt von der Unternehmenskultur und den damit zusammenhängenden Unternehmenswerten. Während also CSR strategisch immer wichtiger wird, ist es eine Herausforderung, CSR in der Kultur fassbar zu machen und nach CSR-Werten zu leben. Doch was sind CSR-Werte überhaupt (siehe Abbildung 1)? Wenn es Unternehmen gelingt, diese zu konkretisieren und ein gemeinsames CSR-Werteverständnis zu entwickeln, legen sie den Grundstein für eine auf CSR ausgerichtete Unternehmenskultur.
CSR-Werte fassbar machen
Die Werte eines Unternehmens auf CSR auszurichten, ist eine herausfordernde Aufgabe. Da sie aber einen wesentlichen Bestandteil einer attraktiven Unternehmenskultur ausmachen, zahlt sich das Engagement in Form einer erhöhten Arbeitgeberattraktivität aus. In einem ersten Schritt ist es relevant, CSR-Werte fassbar zu machen und zu ordnen. Werthaltungen von Mitarbeitenden und Führungskräften – welche die Unternehmenskultur und die damit verbundenen Werte massgeblich beeinflussen – können in zwei grosse Kategorien eingeteilt werden: CSR-Kernwerte und CSR-Handlungswerte.1
CSR-Kernwerte
Ein CSR-Kernwert widerspiegelt spezifische CSR-Grundüberzeugungen und daraus abgeleitete CSR-Ziele. CSR-Kernwerte lassen sich weiter unterscheiden in gesellschaftliche und individuelle Werte. «Solidarität» oder «Gleichberechtigung» sind Beispiele für einen gesellschaftlichen CSR-Kernwert. So kann die Grundüberzeugung, dass eine nachhaltige Gesellschaft auf Zusammenarbeit und gegenseitiger Unterstützung basiert oder dass alle Menschen gleichbehandelt werden sollten, als Grundlage für spezifischere CSR-Ziele dienen. «Glücklichkeit» oder «Selbstverantwortung» stellen individuelle CSR-Kernwerte dar. Beispielsweise kann die Glücklichkeit der Menschen als Leitplanke für CSR-Ziele gelten oder die Selbstverantwortung jedes einzelnen Menschen in den Vordergrund gestellt werden, um einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt zu leisten.
CSR-Handlungswerte
Ein CSR-Handlungswert ist ein Handlungsprinzip, welches dazu beiträgt, ein formuliertes CSR-Ziel zu erreichen. Sie lassen sich weiter unterscheiden in moralische CSR-Handlungswerte und Kompetenz-CSR-Werte. Moralische CSR-Handlungswerte wie «Offenheit für Neues» oder «Empathie» haben meist eine zwischenmenschliche Dimension und betreffen die Art und Weise, wie mit anderen interagiert wird. Kompetenzwerte wie «innovatives Verhalten» oder «kollaboratives Verhalten» stellen wichtige Pfeiler dar, um gesetzte CSR-Ziele zu erreichen.
Identifikation von CSR-Werten: Leitfaden für Unternehmen
Spezifische CSR-Werte sind unternehmens-und personenabhängig. Aus diesem Grund braucht es ein systematisches Vorgehen, um die spezifischen CSR-Werte zu identifizieren. Wie kann nun ein Unternehmen seine spezifischen CSR-Werte erkennen? Oft haben Unternehmen bereits gewisse CSR-Ziele formuliert, sei es implizit oder explizit, welche für die Findung von CSR-Werten eine wichtige Rolle spielen. Folgende Fragen können sich Unternehmen also stellen:
1. Welche CSR-Ziele hat das Unternehmen bereits oder möchte sich das Unternehmen setzen?
Die Sustainable Development Goals (SDGs) bieten einen guten Ausgangspunkt, spezifischere CSR-Ziele einzuordnen. Oft machen Unternehmen bereits einiges im Bereich CSR, auch wenn es nicht explizit gemacht wird, sei es durch verschiedene Initiativen, Programme oder Partnerschaften. Versuchen Sie, diese Aktivitäten einem SDG zuzuordnen. Zum Beispiel kann es für ein Unternehmen im Out-door-Bereich zentral sein, sich das Ziel zu setzen, die Konsumentenhaltung der Kund*innen zu verändern. Dieses Ziel lässt sich beim Ziel 12 für nachhaltigen Konsum einordnen.
Welche Grundüberzeugungen spiegeln dieses CSR-Ziel wider (CSR-Kernwerte)?
Welche Grundüberzeugungen können mit diesem CSR-Ziel assoziiert werden? Kernwerte zu haben, ist zentral, um sich glaubwürdig für CSR einsetzen zu können. An das obige Beispiel mit dem Outdoor-Unternehmen angeknüpft, wäre eine mögliche Grundüberzeugung die «Naturverbundenheit».
Welche Verhaltensweisen sind notwendig, um dieses CSR-Ziel zu erreichen (CSR-Handlungswerte)?
Fragen Sie sich, welche Verhaltensweisen und Kompetenzen es seitens Mitarbeitenden und Führungskräften braucht, um dieses CSR-Ziel zu erreichen. Die Handlungsprinzipien «Offenheit für Andersartiges», «Empathie», «Erfahrung im Umgang mit der Natur» oder «Kommunikationsfähigkeiten» können mögliche Handlungsprinzipien zum oben beschriebenen Ziel darstellen. So ist es zentral, dass man sich für das Wohlergehen von Bäumen und Tieren interessiert und sich in ihre Bedürfnisse hineinversetzen kann. Mitarbeitende und Führungskräfte sollten auch in der Lage sein, die Natur verantwortungsbewusst zu behandeln, und ihr Wissen den Kunden verständlich vermitteln können.
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CSR-Wertecheck auf Unternehmens- und Mitarbeitendenebene: gemeinsames CSR-Werteverständnis entwickeln
Weiss man Bescheid, wie CSR-Werte fassbar gemacht werden können, stellt sich die Frage, wie vorgegangen werden soll, um die fürs Unternehmen relevanten Werte zu identifizieren. Hierbei spielt nicht nur die Unternehmensperspektive eine wichtige Rolle, sondern auch die Sicht der Mitarbeitenden. Gerade damit diese Werte in die Kultur integriert werden können und wirklich gelebt werden, ist es wichtig, dass Mitarbeitende ein Mitspracherecht haben und kommunizieren können, welche Grundüberzeugungen sie haben und was ihnen in Bezug auf CSR wichtig ist. Ein CSR-Wertecheck auf Unternehmens- und Mitarbeitendenebene kann helfen, sich einen ersten Überblick zu verschaffen und eine Grundlage zu erarbeiten, von allen Mitarbeitenden getragene CSR-Werte zu formulieren und darauf basierend eine CSR-ausgerichtete Unternehmenskultur zu erreichen.
Unternehmensebene: Top-down-Approach
Auf Unternehmensebene können Sie sich in einem ersten Schritt die Frage stellen, was die bestehenden Werte des Unternehmens sind: Wer sind wir als Unternehmen? Welche Grundprinzipien und Handlungsprinzipien haben wir? Welche davon kann man bereits mit CSR in Verbindung bringen? Welche Grund- und Handlungsprinzipien braucht es in der Zukunft, damit man Herausforderungen im Bereich Gesellschaft, Umwelt und Unternehmensführung erfolgreich adressieren kann?
Wichtig ist, dass man sich überlegt, welche Bedeutung CSR für die Gesamtstrategie und das Geschäftsmodell hat. CSR ins Kernbusiness zu integrieren und nicht als Zusatz zu verstehen, macht das Engagement in CSR eines Unternehmens glaubwürdig für alle – seien es Mitarbeitende, Lieferanten oder die Gesellschaft als Ganzes.
Mitarbeitendenebene: Bottom-up-Approach
CSR-Werte sollen gleichermassen über die Mitarbeitenden gelebt werden. Es ist zentral, die Stakeholder in den Prozess mitzunehmen, sie zu fragen, was für sie persönlich wichtig ist in Bezug auf CSR und welche Werthaltungen sie vertreten. Denn schlussendlich machen alltägliche Begegnungen und Interaktionen der Mitglieder eines Unternehmens mit ihren Stakeholdern eine Unternehmenskultur aus. Können sich Mitarbeitende nicht mit den Werten ihres Arbeitgebers identifizieren, besteht die Gefahr, dass sie unzufrieden sind, sich dieses negative Gefühl auf verschiedenste Stakeholder-Beziehungen auswirkt und sie sogar das Unternehmen verlassen. Wenn Kund*innen auf Berater*innen im Outdoor-Geschäft treffen, soll die Naturverbundenheit auch in der Beratung tragend sein, indem gute Gründe für eine Reparatur einer Jacke anstatt eines Neukaufs gegeben werden können.
CSR-Werte identifiziert: Was nun?
Sind relevante CSR-Werte identifiziert, können folgende Punkte Unternehmen dabei helfen, nachhaltig CSR-Werte ins Unternehmen zu integrieren.
Berücksichtigen Sie CSR-Werte im Rekrutierungsprozess!
Fangen Sie bereits im Rekrutierungsprozess an, CSR-Werte zu berücksichtigen. So kann z.B. in der Stellenausschreibung betont werden, welche CSR-Werte das Unternehmen vertritt und welche CSR-Initiativen das Unternehmen macht. So signalisieren Sie den Bewerbenden, was Ihnen als Unternehmen wichtig ist und für was Sie stehen. In den Interview-Gesprächen ist es hilfreich, diese Thematik weiter zu vertiefen und die Bewerbenden nach ihren eigenen Werten zu fragen: Was ist ihnen im Bereich CSR wichtig, und was erwarten sie von ihrem zukünftigen Arbeitgeber? Dieser Austausch hilft, zu erkennen, ob es gegenseitig auf der Werte-Ebene matcht.
Integrieren Sie CSR(-Werte) in die Personalentwicklung!
Zeigen Sie Ihren Mitarbeitenden auf, welche Rolle CSR für Ihr Unternehmen spielt, und machen Sie den Mehrwert von CSR für ihren Arbeitsalltag sichtbar. Alle Mitarbeitenden für CSR-Themen und damit verbundene Werte zu sensibilisieren, ist wichtig, damit ein CSR-Mindset nachhaltig in die Kultur integriert werden kann. Schulungen oder E-Learning-Tools können helfen, ein Basiswissen im CSR-Bereich zu vermitteln. Interaktive Formate wie Coachings oder Workshops können effektiv sein, individuelle Bedürfnisse, Erwartungen und Fragen abzuholen und zu berücksichtigen. Die Ausbildung von CSR-Ambassadors kann dazu beitragen, dass CSR-Aktivitäten und -Werte innerhalb einzelner Abteilungen präsenter werden. Als Botschafter für CSR-Werte und Kommunika-toren von CSR-Aktivitäten tragen diese dazu bei, das Bewusstsein und Mindset für CSR im Alltag zu schärfen.
Reflektieren Sie regelmässig die CSR-Werte gemeinsam mit Ihren Stakeholdern!
CSR-Ziele können sich ändern und so auch CSR-Kernwerte und CSR-Handlungswerte. Vielleicht stellt sich nach einer gewissen Zeit heraus, dass es zusätzliche CSR-Handlungs-werte braucht, um CSR-Ziele zu erreichen, oder dass Stakeholder sich im Bereich CSR noch mehr wünschen. Der oben beschriebene CSR-Wertecheck ist keine einmalige Sache, sondern sollte von Zeit zu Zeit wiederholt werden. Mitarbeitende kommen und gehen, strategische Prioritäten können sich verändern. Deshalb ist es wichtig, regelmässig bestehende Ziele und Werte im CSR-Bereich zu reflektieren und wenn nötig anzupassen.
Quelle
1 Adaptiert auf den CSR-Kontext, in Anlehnung an: Rokeach, M. (1973). The nature of human values. New York: Free press.