Leadership 4.0: Veränderungen im Führungsalltag

«Hierarchien werden abgeschafft! Es gibt keine Chefs mehr!» – das ist zurzeit eine häufig zu lesende Schlagzeile zum Thema Leadership 4.0. Ob das wirklich so ist, bezweifeln wir bzw. sehen wir nicht für alle Branchen und Bereiche gleich – was jedoch sicher ist: Führungsarbeit verändert sich – und wir können vieles übernehmen von diesen neuen Führungsideen!

16.03.2022 Von: Rolf Rado, Sue Rado
Leadership 4.0

Professor Thorsten Petry schreibt dazu:

«… damit Unternehmen agil sind, müssen Führungskräfte vertrauen, Vernetzung schaffen, offen sein und Mitarbeiter mal machen beziehungsweise an der Führung partizipieren lassen. Dies erfordert als Basis ein entsprechendes Vertrauen in die Kompetenzen und die Motivation der eigenen Mitarbeiter».

Das beschreibt recht gut auch unsere Wahrnehmung. Führung hat sich definitiv verändert – es geht nicht mehr darum, die Person im Team zu sein, die überall die beste Fachkompetenz hat, immer alles weiss und alleine für sich Entscheidungen trifft.

Es geht nicht darum, dass ICH der/die Beste bin – sondern, dass mein Team Spitzenleistung schafft – und dass wir als Führungskräfte den optimalen Rahmen dafür schaffen. Gefragt sind in der Leadership 4.0 also ganz starke «Soft Factors», um Mitarbeitende und Teams so zu führen, dass sie optimale Leistung erbringen können und wollen.

In diversen Studien werden zum Beispiel als speziell wichtige Persönlichkeitsmerkmale/Kompetenzen der Leadership 4.0 die folgenden aufgeführt:

  • Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem (ob Arbeitsmodelle, Techniken, Denkweisen) und Bereitschaft zur Veränderung – basierend u.a. auf grossem digitalem Fachwissen – und eine konsequente Ausrichtung darauf, was dem Kunden Nutzen bringt
  • Begeisterungsfähigkeit für gemeinsame Ziele verbunden mit der Gabe, Mitarbeitende empathisch wahrzunehmen und sie für die gemeinsamen Projekte motivieren zu können
  • Teamführung in dem Sinne, dass man grosszügig Infos verteilt, Verantwortung an kompetente Mitarbeiter abgibt und Teams immer wieder neu vernetzt je nach Projekten, Zielen, Fähigkeiten
  • Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, die sich darin zeigt, dass man sich auf Gespräche einlässt, kontinuierlich Feedbacks gibt und auch entgegennimmt und Konflikte angeht und nicht ausblendet
  • Netzwerken – nach innen und aussen: Networking ist viel mehr als einfach ein bisschen Smalltalk – also heisst es, sich zukünftig mehr Zeit zu nehmen und die Kontakte im Alltag auch wirklich zu nützen.
  • Fordern und fördern ist noch aktueller als bisher – gilt es doch die eigenen Mitarbeiter darin zu unterstützen, über aktuelle Skills zu verfügen, Innovationen auszuprobieren und Fehler machen zu lassen.

Damit zeigt sich hier eine klare Verschiebung «vom Manager zum Leader» – einem Leader, der die Dinge aber auch auf den Boden bringt und Ergebnisse erzeugt!

Wir erleben bei vielen Führungskräften, dass diese neue Form der Führung eine Herausforderung darstellt. So vieles, was sich in den letzten Jahren bestens bewährt hat, wird infrage gestellt bzw. gleich ganz umgestossen oder funktioniert nicht mehr. Auf alle Fälle holt man sich damit keine Lorbeeren mehr – vor allem nicht bei den jüngeren Generationen … Auf der anderen Seite sind die oben erwähnten Skills bei vielen Vorgesetzten noch nicht oder noch zu wenig stark entwickelt.

Viele Führungskräfte haben noch zu viele «Arbeitsjahre» bis zur Pension vor sich – und können sich hier nicht einfach ausklinken oder zurücklehnen. Die neuen Anforderungen der Leadership 4.0 stellen wirklich vieles auf den Kopf – und es gilt, in ganz vielen Dingen loslassen zu lernen. Das Argument: «Das betrifft mich nicht mehr», wird bei den wenigsten ziehen.

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