Mentalstärke: Warum fehlt es uns an mentaler Stärke?

Gerade in wichtigen Situationen stehen wir manchmal wie der Ochs vor dem Berg. Da bleibt uns die Spucke weg, unser Wissen scheint wie durch einen Virus gelöscht worden zu sein, wir sind fahrig und unkonzentriert. Kurz: Wir geben kein gutes Bild ab. Im Nachgang ärgern wir uns über uns selbst, wie blöd, ungeschickt und deplatziert wir uns verhalten oder verkauft haben.

19.12.2022 Von: Heike Eberle
Mentalstärke

Wieso Mentalstärke für uns wichtig ist

Wenn Wut, Krampf und Druck zunehmen, ist es ganz normal, dass die innere Anspannung ansteigt. Druck erzeugt Gegendruck. Unsere Mentalstärke wird schwächer.

Jeder kennt die Tage, wenn er morgens mit dem falschen Bein aufsteht, unausgeschlafen ins Büro fährt und der erste Kundentyrann vor der Tür steht. Die schlechte Kundenlaune schwappt über – und der ganze Tag scheint gelaufen zu sein. Eine negative Szene jagt die Nächste. Wir sind mit einer solchen Negativenergie aufgeladen, dass wir nur noch schlecht drauf sind.

Wir helfen dieser miesen Stimmung dann noch damit nach, indem wir unser Hirn mit Negativsätzen wie "Ich hab’s ja gleich gewusst, dass das heute nichts mehr werden kann." füttern. Diese inneren Saboteure mit den unbewussten Überzeugungen aus den vergangenen Jahren halten uns zusätzlich zu den äusseren Umständen auf Trab.

Wir glauben das, was uns tausendmal widerfahren ist oder unsere Vorfahren uns jahrelang eingetrichtert haben. Ängste, Zweifel und Sorgen haben sich über die Jahre auf unser Herz abgelegt. Und sie steigen immer wieder hoch, obwohl sie längst abgehakt und überholt zu sein scheinen. Dabei sind sie solange aktiv, bis sie endgültig gelöst oder geheilt werden.

Deshalb: Prüfen Sie selbst, wie stark Ihre Ängste, Zweifel oder Sorgen Ihnen das Leben zur Hölle machen?

  • Haben Sie Zweifel an Ihrem eigenen Erfolg?
  • Wie stark melden sich Ihre inneren Saboteure zu Wort und legen Sie schachmatt?
  • Wie stark machen sich Ihre Ängste auf der Körperebene bemerkbar?
  • Bekommen Sie vor Auftritten Durchfall, Herzflattern oder feuchte Hände?
  • Oder begleitet Sie auch der berühmte Frosch im Hals bei wichtigen Auftritten?

Lampenfieber ist vor jeder neuen Situation berechtigt und antreibend, ein Übermass schlägt jedoch ins Gegenteil um. Unser Geist blockiert, wir versagen. Uns ist nur danach, ganz schnell im Erdboden zu versinken. Hinterher rechtfertigen wir uns häufig mit fadenscheinigen Argumenten wie:

"Heute hatte ich eben keinen guten Tag, anscheinend haben mich die schlechten Nachrichten des Vortages in meiner Konzentration stark beeinträchtigt."

Das alles sind jedoch nur Ausflüchte, Ausreden und Rechtfertigungen.

So verhält sich ein "Loser". Ein Erfolgreicher denkt und handelt so:

"Ich bin in meiner mentalen Kraft, im entscheidenden Moment bündele ich meine Energien. Niederlagen hauen mich nicht um, sondern: Ich reflektiere und lerne aus meinen Fehlern."

Werden wir uns erstmal bewusst, in welchen Lebens- und Alltagssituationen wir unsere mentale Stärke abgeben, ist das der erste Bewusstseinsschritt, die bewusste Kompetenz.

Den mentalen Vernichtern kommen wir am Besten auf die Schliche, wenn wir uns die Situationen vergegenwärtigen, in denen wir unsere mentale Stärke an den Nagel gehängt haben.

Erwartungsdruck, die Angst vor dem Versagen, die Angst, sein Gesicht zu verlieren – ja das sind alles Blockaden und Erfolgsbremsen, die uns das Leben unnötig schwer machen.

So können wir uns jetzt erstmal gut erklären, warum uns vor wichtigen Auftritten die Spucke wegbleibt. Der Druck ist zu gross und das Schlimme daran, wir machen uns den Druck in den meisten Fällen selbst.

Beispiel: Wenn wir unter Erfolgsdruck stehen

Ich selbst spiele Interclub. Vor ein paar Wochen wurde ich von meinen Mannschaftskolleginnen dermassen unter Druck gesetzt, dass ich im ersten Satz fast keinen Ball traf. Sie meinten: Ich habe ja letztes Jahr alles gewonnen, so dass ich ein sicherer Punktgewinn für die Mannschaft sei.

Mit dieser hohen Erwartungshaltung trat ich an. Doch der Aussendruck verwandelte sich bei mir in einen selbst auferlegten Druck: "Es bleibt mir nichts anderes übrig, als zu gewinnen." Ich verkrampfte im ersten Satz so sehr, dass ich von meiner normalen Spielstärke weit entfernt war. Hinzu kam eine Blase an der Schlaghand, die mich ständig aus meiner Spielkonzentration brachte. Obwohl ich mir ständig vorsagte: "Ein Punkt nach dem anderen", war ich mental nicht im Match. Ich verlor den 1. Satz.

Nun sind Sie gefragt: Durchleuchten Sie Ihre Mentalstärke

  • Vergegenwärtigen Sie sich 3–5 Situationen, in denen Sie aus der mentalen Fassung gerieten.
  • Leben Sie diese Situationen intensiv nach und spüren Sie nach, welche Gefühle sich bei Ihnen breit machten?
  • Fühlen Sie diese Gefühle "Angst, Druck, Wut, Scham und Schuld". In welchem Körperteil spüren Sie diese Gefühle?
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