Hochsensibel: 3 Tipps, wie Sie mit Ihrer dünnen Haut positiv umgehen

Hochsensibel zu sein ist ein Talent. Denn Sie nehmen alles viel intensiver wahr. Nutzen Sie dieses Talent, ohne sich zu überfordern. Bleiben Sie zentriert.

18.01.2021 Von: Brigitte Miller
Hochsensibel

Hochsensibel – ein Talent mit vielen Fähigkeiten

Etwa 20 Prozent aller Menschen nehmen nicht allein mehr Reize als andere auf, sondern tun dies auch viel intensiver.

So eine ausgeprägte Begabung, alles differenzierter und stärker zu bemerken, wird als Hochsensibilität bezeichnet.

Wer hochsensibel ist,

  • spürt sehr genau, wie es anderen geht. Manches Mal reicht es schon aus, als hochsensibler Mensch nur einen Raum zu betreten, um von der dortigen aufgeladenen Atmosphäre, die zwischen den Anwesenden herrscht, „erschlagen“ zu werden.
  • hat oft das Gefühl, auch das zu hören, was andere nicht sagen oder liest stets auch zwischen den Zeilen.
  • bemerkt frühzeitig Schieflagen im Team, die leider oftmals von den anderen Teamkollegen als Unsinn abgetan werden.
  • wird von den Stimmungen anderer Menschen stark ergriffen.
  • bemerkt schnell und mühelos, wenn die verbale Aussage mit den nonverbalen Signalen nicht übereinstimmt.
  • erfasst viele äussere Reize -  beispielsweise im Büro: Das Geräusch des Druckers, das Telefonat des Kollegen, jemand läuft am Büro vorbei, draussen auf der Strasse gibt es Bauarbeiten, ein Kollege kommt mit einer Anfrage ins Büro, das Surren der Klimaanlage, der After-Shave-Duft des Kollegen, der unbequeme Arbeitsstuhl undundund….
  • gleicht Spannungen aus und sorgt für ein gutes Miteinander.
  • ist ein guter Zuhörer.
  • kann sich mühelos in andere Menschen hineinversetzen und besitzt somit eine hohe Empathie.
  • baut andere Menschen bei Problemen auf.
  • nimmt Rücksicht auf andere. Manches Mal so stark, dass dabei allerdings eigene Bedürfnisse und Ansprüche zurückgestellt, gar geopfert werden können.

Hochsensibel zu sein, ist somit oftmals von grossem Vorteil. Doch, wie Sie als hochsensibler Mensch nur zu gut wissen, hat diese Gabe auch seine Schattenseiten.

Hochsensibilität – und sein Schatten

Gerade diese Schattenseiten lassen Sie als hochsensibler Mensch leiden. Denn Sie

  • fühlen sich verletzlicher.
  • fühlen sich oft missverstanden und alleine.
  • werden oft überwältigt von all den Reizen, fast als würden Sie sich selbst „verlieren“.
  • fühlen sich nach langen, vor allem emotionalen oder ergebnislosen Meetings wie ausgelaugt.
  • empfinden Weihnachtsfeiern und Betriebsausflüge mit all den vielen Kollegen als anstrengend und meiden sie lieber.
  • reagieren mit Unruhe oder Stress auf Lärm oder grosse Lautstärke.
  • benötigen viel Ruhe und Zeit für sich selbst.
  • ziehen sich immer wieder zurück, gekoppelt mit dem Risiko soziale Kontakte zu vernachlässigen oder gar zu verlieren.

Mehr und mehr erscheint Ihnen dann Ihr Talent weniger ein Segen, als ein Fluch zu sein. Nur zu verständlich. Allerdings kann der Fluch auch wieder zum Segen werden. Die folgenden Tipps mit Übungen zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Hochsensibilität positiv für sich nutzen, ohne zu sehr der Schattenseite zu erliegen.

Hochsensibel: 3 Tipps, wie Sie mit Ihrer Begabung positiv umgehen

Lernen Sie Ihre Wahrnehmung gezielt und geschickt zu steuern. Lernen Sie sich so, besser mental und energetisch zu schützen. Umarmen Sie auf diese Weise Ihren grossen inneren Reichtum, den Ihnen Ihre Hochsensibilität beschert.

Tipp 1: Wahrnehmung ausrichten lernen

Wahrnehmung ist der zentrale Punkt für Sie als hochsensibler Mensch. Denn Ihre Antennen nehmen feinste Schwingungen und Reize wahr. Ein Talent, das leider gleichzeitig auch zu Ihrem grössten Schwachpunkt werden kann, wenn Sie wie bisher all die Reize ungefiltert auf sich einströmen lassen. Deshalb lernen Sie Ihre Aufmerksamkeit gezielt zu lenken. Mit der folgenden Übung gelingt Ihnen dies von Tag zu Tag immer besser. Denn Sie lernen, bewusst zu entscheiden, welche Reize Sie wann und in welcher Intensität aufnehmen wollen oder nicht.

Übung: Bewusste Wahrnehmung

Was nehmen Sie im Moment wahr?

Listen Sie alle Reize und Eindrücke auf. Seien es äussere Reize, wie der Baulärm oder das Telefonat des Kollegen. Seien es Reize, die Sie an oder in sich wahrnehmen, beispielsweise wie Sie auf dem Stuhl sitzen. Vermerken Sie auch auf einer Skala von 1 bis 10, wie stark welcher Reiz von Ihnen aufgenommen wird. Erkennen Sie ein Wahrnehmungsmuster?

Was nehmen Sie nicht wahr?

Öffnen Sie einmal ganz bewusst Ihre Sinne. Sie werden feststellen, dass es etliches gibt, was Ihnen „entgangen“ ist. Vielleicht der Luftzug. Vielleicht das Geräusch, das beim Tippen entsteht. Sie richten somit Ihre Wahrnehmung bereits aus. Gratulation! Denn diese Gabe dürfen Sie nun gezielter für sich einsetzen.

Wohin wollen Sie Ihre Wahrnehmung steuern?

Überlegen Sie, welche Reize Sie zukünftig weniger (stark) an sich heranlassen wollen. Blenden Sie zukünftig ganz bewusst Reize aus, die von ausserhalb Ihrer Person stammen, um sich nicht länger im Aussen zu „verlieren“.

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Tipp 2: Mentale Abgrenzung lernen

Um auf Ihre Grenzen zu achten, heisst es, zentriert zu sein und zu bleiben. Ihr Fokus ist dabei entscheidend. Denn als hochsensibler Mensch richten Sie Ihren Fokus ja viel zu schnell auf das Aussen – sei es beispielsweise der Kollege, der frustriert aufseufzt und sofort Ihre Aufmerksamkeit dadurch auf sich lenkt. In solchen Momenten heisst es: Fokus zurück auf sich selbst zu lenken.

Übung: Mentale Abgrenzung

Stellen Sie sich zukünftig in solchen Situationen die drei folgenden Fragen:

  • Sind das eigentlich meine Gefühle?
  • Sind das eigentlich meine Gedanken?
  • Sind das eigentlich meine körperlichen Empfindungen?

Ihre Antworten werden Ihnen viele Aha-Effekte bescheren. Spielend stellen Sie fest: So manches, was Sie fühlen, denken oder körperlich empfinden, sind „nur“ Reize, die von aussen – beispielsweise Ihrem Kollegen – stammen. Und dann dürfen Sie eins tun: Sich zurücklehnen, all diese Reize „zurückschicken“ und sich wieder auf sich besinnen.

Tipp 3: Auf die eigenen Grenzen achten

Als hochsensibler Mensch kennen Sie die Achterbahn Ihrer Reaktionen. Scheinbar von einem Moment zum anderen verändern Sie sich radikal. Statt beispielsweise weiterhin verständnisvoll zuzuhören, den anderen aufzurichten und ihm all Ihre Hilfsbereitschaft zukommen zu lassen, antworten Sie gereizt und verweigern die Unterstützung.

Solch ein Wandel in Ihren Reaktionen ist eine Schutzreaktion – und nichts anderes. Sie bemerken verspätet, dass Sie selbst Ihre Grenzen überschritten haben oder andere Ihre Grenzen verletzt haben. In solch einem Moment sind Sie am Rande Ihrer Kräfte und spüren nur noch eins: Wut im Bauch, die Sie nicht länger ignorieren können. Deshalb reagieren Sie dann so radikal anders. Lernen Sie für sich besser zu sorgen, indem Sie verstärkt auf Ihre Grenzen achten.

Übung: Abgrenzen lernen

Reflektieren Sie immer wieder während des Tages die folgenden Fragen:

  • Klärende Abgrenzung: Was ist jetzt Ihre Aufgabe?
  • Zeitliche Abgrenzung: Was ist jetzt an der Reihe?
  • Räumliche Abgrenzung: Was ist hier an diesem Ort jetzt zu tun?
  • Fachliche Abgrenzung: Wofür sind Sie jetzt in diesem Team bzw. in dieser Zusammenarbeit zuständig?
  • Soziale Abgrenzung: Wofür sind Sie jetzt im sozialen Miteinander zuständig?
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