Rubikon-Strategie: Ziele erreichen mit der Rubikon-Strategie
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Vom Wunsch zur Zielerreichung – manches Mal kein leichter Schritt
Sie haben einen Wunsch. Vielleicht wollen Sie öfters „Nein“ sagen. Vielleicht wollen Sie mehr Zeit für die Familie und/oder für sich persönlich einplanen. Vielleicht haben Sie auch das Bedürfnis, mehr auf Ihre Gesundheit zu achten. Vielleicht wollen Sie auch bei Ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten kürzertreten.
Wie immer Ihr Wunsch aussehen mag, Sie wissen es nur zu gut: Ein Wunsch, gar Vorsatz bringt Sie noch nicht über die Zielgerade. Diese Erfahrung haben Sie – leider – immer wieder machen dürfen. Manches Mal war der Wunsch nicht stark genug, um ausreichend Motivation für die Handlung freizusetzen. Ein anderes Mal verlief nach wenigen Wochen alles wieder in alten und gewohnten Bahnen.
Wie schade. Denn, immer wieder nehmen Sie sich etwas vor, handeln dann aber (ganz) anders. Im Grunde einfach menschlich. Allerdings hat solch ein „Misslingen“ ja auch Folgen. In vielen Fällen schaltet sich Ihr innerer Kritiker ein – und wertet Sie gnadenlos ab. So erleidet auch Ihr Selbstwertgefühl eine Schlappe – und dies ist wirklich nicht prickelnd.
Ihre Schlappe hat eine Ursache: Ihr Rubikon wurde nicht überschritten
Die beiden Motivationsforscher Heinz Heckhausen und Peter Gollwitzer am Münchener Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften beschäftigten sich genau mit diesem Problem: Wieso handeln Menschen nicht nach Ihren Wünschen und Bedürfnissen und tun genau das, was sie eigentlich wollen? Ihre Erkenntnisse deckte die Ursachen für das Misslingen eines Zieles auf: Der Rubikon wurde in den meisten Fällen nicht überschritten.
Warum Rubikon?
Der Hintergrund
Das Flüsschen Rubicone, das bei Ravenna in die Adria mündet, stand als Namensgeber für diese Strategie zur Verfügung. Denn im Jahre 49 v. Chr. überschritt Julius Cäsar diese Flussgrenze mit seinem Heer, nachdem sein vorausgegangener Entscheidungsprozess mit dem berühmten Ausspruch „Alea iacta esto!“ (lateinisch „Der Würfel soll geworfen werden“) ein Ende fand. Dieses Überschreiten des Flüsschen Rubicone löste schliesslich einen Bürgerkrieg im damals entmilitarisierten Italien aus.
Die psychologische Verwendung „Rubikon“
Die beiden Motivationsforscher nutzten nun dieses Überschreiten des Rubicone als Sinnbild oder Symbol, um zu verdeutlichen: Wer einen Wunsch oder ein Bedürfnis ins eigene Leben integrieren will, benötigen ausreichend Schubkraft und Motivation, um dieses Ziel auch erreichen zu können. Solch eine Schubkraft zeigt sich, sobald der persönliche Rubicone überschritten wurde. Und daraus entwickelten beide die Rubikon-Strategie.
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Die Rubikon-Strategie und ihre 5 Phasen
Innerhalb der Rubikon-Strategie definierten die beiden Motivationsforscher fünf „Reife-Phasen“, die ein Wunsch auf seinem Werdegang bis zur Zielerreichung durchläuft.
Phase 1: Der Wunsch
Manches Mal ist es nur ein kurzes Aufflackern eines Bedürfnisses. So sind Sie beispielsweise beim Wocheneinkauf Ihrer Lebensmittel. Ihr Einkaufswagen ist gefüllt mit Gemüse, Obst und vielem anderen, als Sie im Kühlregal Tiramisu entdecken, zugreifen und es zu all Ihren anderen Lebensmitteln packen. Und in diesem Augenblick meldet sich wieder ein alter, vertrauter Wunsch „Ernähre dich gesund“.
Phase 2: Das Motiv + Ihre Motivation
Aus diesem Wunsch formiert sich ein Motiv. So könnte aus dem Wunsch „Ernähre dich gesund“, das Motiv entstehen „Obst und Gemüse stehen nur noch auf der Einkaufsliste“. Oder falls Sie sich besser abgrenzen wollen, sagen Sie sich „Die können es nicht länger mit mir machen. Das nächste Mal sage ich definitiv Nein.“
Wichtiger Hinweis: Zwischen den Phasen 2 und 3 liegt Ihr Rubikon, d.h. wenn es Ihnen gelingt, Ihr Motiv so stark zu machen, dass sich daraus eine Absicht (Intention) bildet, dann überschreiten Sie Ihren Rubikon. Durch dieses Überschreiten haben Sie die besten Voraussetzungen geschaffen, Ihr Ziel zu erreichen. Entscheidend ist also Ihren Rubikon zu überschreiten – also Ihr Motiv zur Absicht zu wandeln.
Phase 3: Die Intention = Absicht
Ihr Motiv ist stark. Ihr Motiv wandelt sich zur Absicht. Sie wollen es tun. Sie wollen einen Wandel einleiten. Sie wollen die Veränderung anstossen und in Ihrem Leben integrieren. In dieser Phase entsteht ein Sog und eine Kraft, die für die beiden folgenden Phasen der Zielerreichung notwendig sind.
Phase 4: Vorbereitung der Realisierung
Sie planen Ihre Realisierungsschritte. Sie setzen Ideen frei, was Sie wie wo wann, mit welchen Ressourcen und welcher Unterstützung umsetzen werden. Sie bereiten sich gut darauf vor, Ihren Wunsch jetzt zu realisieren.
Phase 5: Handlung
Sie setzen Ihren Plan nun Schritt für Schritt um. Durststrecken und/oder Rückfälle nutzen Sie als Chance, um Ihre Realisierungsschritte entsprechend anzupassen. Sie haben Ihr Ziel stets im Visier.
Überschreiten Sie Ihren Rubikon: 3 Tricks
Das Gute ist: Sie haben mehr Einfluss darauf, ob sich Ihr Motiv – und somit Ihre Motivation – zu einer Absicht wandelt, als Sie vielleicht annehmen. Die folgenden Tricks geben Ihnen dafür ausreichend Impulse.
Trick 1: Begeisterung wecken
Ihr Wunsch ist erst einmal „nur“ ein Bedürfnis. Geben Sie ihm Unterstützung. Wecken Sie Ihre Begeisterung für diesen Wunsch.
Fragen Sie sich:
- Weshalb haben Sie überhaupt dieses Bedürfnis?
- Was versprechen Sie sich davon?
- Was begeistert Sie daran?
- Was löst Interesse aus?
- Wenn Sie das Ziel – also das Ergebnis – sehen, wie fühlt sich dies an?
- Weshalb erfüllt Sie dieser Wunsch bereits mit Freude, nur, weil Sie an ihn denken?
Trick 2: Somatische Marker setzen und aktivieren
Somatische Marker sind Körperempfindungen und Emotionen, die Sie in Ihrem emotionalen Erfahrungsgedächtnis abgespeichert haben. Sie setzen also mit jeder Erfahrung, die Sie sammeln einen „Marker“. Solche Marker können sein:
- (Vor-)Freude
- positive Aufregung
- ein starkes positives Gefühl
- Kribbeln im Bauch (Schmetterlinge im Bauch)
- nicht abwarten können, damit anzufangen
aber natürlich auch:
- Zweifel
- Bedenken
- Unsicherheit
Um Ihren Rubikon zu überschreiten, benötigen Sie selbstverständlich somatische Marker, die Ihre Motivation steigern und stärken. Also positive Gefühle, Gedanken und auch Erfahrungen.
Fragen Sie sich:
- Auf einer Skala von 1 bis 10, wie hoch schätzen Sie Ihre Motivation für die Umsetzung dieses Bedürfnisses ein?
- Welche somatischen Marker gibt es, die Ihre Motivation stärken, gar steigern können?
- Welche Ziele haben Sie in der Vergangenheit verwirklicht? Wie ist Ihnen das gelungen? Welche somatischen Marker haben Sie dafür genutzt, z.B. (Vor-)Freude?
- Welche positiven somatischen Marker haben Sie somit abgespeichert? Welche dieser liesse sich jetzt für Ihren Wunsch aktivieren? Wie könnte dies gelingen? Wie könnten Sie beispielsweise Ihre (Vor-)Freude, diesen Wunsch wahr werden zu lassen aktivieren und stärken?
Trick 3: Zweifel und Bedenken ernst nehmen und nutzen
Zweifel entstehen. Bedenken zeigen sich. Kein Grund, jetzt den Wunsch komplett fallen zu lassen. Denn Sie dürfen Ihre Zweifel und Bedenken nicht allein ernst nehmen. Nein, diese sind für das Überschreiten Ihres Rubikons sogar nützlich. In Ihren Zweifeln und Bedenken offenbaren sich Einwände – wie beispielsweise „Das schaffe ich nicht“ oder „Was ist, wenn ich Nein sage und der Kollege mir dann böse ist?“
Sich diesen Einwänden zu stellen, um Lösungen zu finden, schafft diese inneren Blockaden nicht allein aus dem Weg. Sie setzen damit weitere Motivation frei – und Ihr persönlicher Rubikon rückt näher.
Fragen Sie sich:
- Welche Bedenken hinsichtlich dieses Wunsches haben Sie?
- Wieso zweifeln Sie an diesem Bedürfnis und Ihrem Ziel?
- Was bereitet Ihnen Schwierigkeiten?
- Befürchten Sie mangelnde Unterstützung? Von wem?
- Fehlen Ihnen bei einigen Aspekten die notwendigen Fähigkeiten? Welche?
- Was sollten Sie beachten, damit aus Ihrem Wunsch eine Absicht wird und Sie Ihren Rubikon überschreiten können?
- Wie liessen sich diese Schwierigkeiten auflösen? Was müssten Sie dafür tun?