Teamprobleme: 5 Dysfunktionen der Teamarbeit im Fokus
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Mal wieder ein Teamproblem – und die Lösung greift nicht
Wieder so ein Tag. Die Zusammenarbeit im Team stockt. Erneut. Zum x-ten Mal in den letzten Tagen, gar Wochen. Unzufriedenheit breitet sich aus. Und jeder sucht auf seine Weise nach der Ursache, als auch oft gleichzeitig nach einer Lösung für dieses Teamproblem. Natascha puscht ihre Teamkollegen „Jetzt legt endlich einmal los“. Gernot versucht mit besänftigenden Worten „Lasst uns gemeinsam einen Kaffee trinken. Dann sind wir wieder alle fit“ Harmonie ins Team zu bringen. Aischa stichelt „Mich wundert es nicht. Ist doch klar, an wem es liegt“, worauf Dave kontert „Nicht an wem, sondern an was. Nämlich den fehlenden Vereinbarungen und Teamstandards“.
Jeder hat schon ähnliche Teamprobleme erlebt. Teamprobleme, deren Ursachen auf den ersten Blick so banal erscheinen – wie Missverständnisse, Unklarheiten, Ungeduld und Druck. Eigentlich sollte doch ein Missverständnis schnell aus dem Weg geräumt werden. Eigentlich. Denn auf den zweiten Blick ist das Teamproblem weder banal, noch einfach zu lösen. Ganz im Gegenteil. Es scheint sich immer wieder in regelmässigen Abständen zu wiederholen: Ewig grüsst das Murmeltier. Die Lösungen greifen nicht. Leider. Und das Team mag sich fragen: Wieso geraten wir immer wieder in diese Sackgasse?
Dysfunktionen endlich im Fokus
In solchen Momenten lohnt sich der Blick auf das „System Team“. Denn ein Team ist mehr als ein Zusammenbringen unterschiedlicher Mitarbeiter, die ihre Fähigkeiten und Kompetenzen, Ihr Wissen und Können für den viel gewünschten Synergie-Effekt bündeln. Vielmehr bringt jeder Teammitarbeiter seine ganz individuellen Stärken und Schwächen mit ins Spiel. Und genau dies kann zu Unstimmigkeiten, Problemen bis hin zu Konflikten führen. Denn nicht immer sind die Stärken und/oder Schwächen miteinander verträglich. Vielmehr bilden sich dadurch oft Dysfunktionen im Miteinander. Dysfunktionen, die durch das „System Unternehmen“, das selbstverständlich auch über Stärken und Schwächen verfügt, oftmals verstärkt werden.
Deshalb lohnt sich gerade bei wiederkehrenden ähnlichen Teamproblemen mal ein Blick auf diese Dysfunktionen zu werfen. Denn oft tragen diese mit zum Problem bei – oder sind sogar alleiniger Auslöser.
Die 5 Dysfunktionen im Team – und seine funktion(ierenden) Ressourcen
Nach Patrick Lencioni, US-amerikanischer Management-Experte, gibt es 5 Dysfunktionen, die die Zusammenarbeit und Performance im Team blockieren können – aber auch 5 Ressourcen, die die Teamarbeit fördern.
Dysfunktion abbauen | Funktion(ierende) Ressourcen stärken | Teamregeln basierend auf den Ressourcen |
---|---|---|
1. Fehlendes Vertrauen
| Gegenseitiges Vertrauen | Wir vertrauen einander. |
2. Scheu vor Konflikten | Konfliktbereitschaft | Wir tragen Konflikte aus, um Ideen Raum zu geben. |
3. Mangelndes Engagement | Selbstdisziplin | Wir engagieren uns gemeinsam für unsere Ziele, Entscheidungen und Pläne. |
4. Scheu vor Verantwortung | Gegenseitige Verantwortung | Wir ziehen gemeinsam an einem Strang, übernehmen Verantwortung und nehmen einander in Verantwortung, wenn jemand nicht auf das gemeinsame Ziel hinarbeitet. |
5. Ungenügende Ergebnisorientierung | Ziel- und Ergebnisorientierung | Wir konzentrieren uns auf das Erreichen von unseren Zielen und den gesetzten Ergebnissen. |
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Teamprobleme lösen mit Blick auf die Dysfunktionen
Natürlich muss nicht erst ein Problem auftreten, um sich einmal den möglichen bestehenden Dysfunktionen im Team zu widmen. Ein Blick auf diese lohnt sich immer, um
- Problemen vorzubeugen,
- Leistungsabfall zu verhindern,
- Zufriedenheit zu erhalten,
- Motivation zu steigern,
- Synergieeffekte zu stärken,
- Wohlbefinden zu sichern.
Tipp 1: Problem benennen
Widmen Sie sich gemeinsam mit dem Team dem entstandenen Problem. Führen Sie eine kurze Analyse durch:
- Welches Problem ist aufgetreten?
- Beschreiben alle im Team das gleiche Problem? Oder wer beschreibt das Problem auf welche Weise?
- Wer ist von diesem Problem direkt betroffen? Wer am Rande? Wer gar nicht?
- Wie wirkt sich dieses Problem auf wen im Team wie aus?
- Wer profitiert gar von diesem Problem (weniger Arbeit, weniger Verantwortung etc.)?
- Wie wird das Problem am Leben erhalten? Von einzelnen Teammitgliedern? Vom Team insgesamt? Vom Vorgesetzten? Von anderen Teams/Abteilungen? Von Vorgaben? Von der Geschäftsführung? Vom Unternehmen? Wer tut dafür was?
- Wie wurde das Problem bisher gelöst? Wie wirksam waren diese Lösungen? Was hat an der Lösung funktioniert? Was dagegen nicht?
Tipp 2: Dysfunktionale Schieflagen offenlegen
Betrachten Sie das Problem unter dem Aspekt der Dysfunktionen. Die zentrale Frage ist: Welche Dysfunktion ist dafür (mit-)verantwortlich?
Vielleicht sind es sogar mehrere Dysfunktionen. Dann nehmen Sie zusammen mit dem Team eine Gewichtung vor. Bitten Sie das Team eine Skalierung vorzunehmen. Dafür soll das Team – vielleicht auch eher jeder einzelne Teammitarbeiter, um jedem eine faire Chance zu geben – die Dysfunktion und seinen Einfluss auf das Problem auf einer Skala von 0 (kein Einfluss) bis 10 (starker Einfluss) einordnen. Liegt die erste Gewichtung vor, verfeinern Sie Ihre Analyse.
Dysfunktionale Schieflagen aufdecken
Geben Sie dem Teammitarbeitern Raum und Zeit, die folgenden Fragen erst einmal alleine zu beantworten. Jeder darf nach der eigenen Analyse seine Einsichten auf Moderationskarten notieren, die dann auf der Pinnwand angebracht werden. Oder Sie sammeln als Führungskraft die Karten ein und heften diese anonym an die Pinnwand.
Dysfunktion | Hinterfragen |
---|---|
1. Fehlendes Vertrauen |
|
2. Scheu vor Konflikten |
|
3. Mangelndes Engagement |
|
4. Scheu vor Verantwortung |
|
5. Ungenügende Ergebnisorientierung |
|
Tipp 3: Lösungen etablieren – kurzfristig und langfristig
Die Analyse ist beendet. Vielleicht hat es das eine oder andere Aha-Erlebnis gegeben. Vielleicht hat es den Teammitarbeitern gut getan, endlich einmal diese Schieflagen offenlegen zu können. Vielleicht hat die Analyse bereits einige Ideen für Lösungen eröffnet. Lassen Sie für einen Moment die Erkenntnisse ein wenig sacken. Eine kleine Kaffee-Pause ist dafür am besten geeignet.
Setzen Sie anschliessend gemeinsam Lösungsideen für das aktuelle Teamproblem frei – beispielsweise zum Teamproblem „Zusammenarbeit“:
- Offen Bedürfnisse und Verantwortlichkeiten ansprechen. „Ich wünsche mir eine neue Verteilung der Aufgaben. Meine Auswertung dauert länger, als wir alle eingeplant hatten.“
- Fehler klären. „In Toms Berechnung gab es einen Fehler, den ich erst gestern entdeckte. Wir beide benötigen einen weiteren Tag.“
- Ziele und Ergebnisse neu bestimmen. „Die Deadline ist nicht mehr zu halten. Das angeforderte Ergebnis wurde vom Kunden geändert. Deshalb arbeiten wir in den letzten Tagen orientierungslos. Und die Zusammenarbeit leidet. Was wollen und sollen wir jetzt bis wann erreichen?“
Lösungen sind stets erwünscht. Aber sicherlich nicht allein für das bestehende Problem. Vielmehr darf dysfunktionales Verhalten reduziert werden. Überlegen Sie zusammen, wie die dysfunktionalen Schieflagen, die benannt wurden, verringert werden können – beispielweise:
- Teamregeln mit Leben füllen. Wie kann die einzelne ressourcenstärkende Teamregel umgesetzt werden? Auf was sollten wir dabei achten?
- Teambuilding erhöhen. Welche Methoden wenden wir an, um unser Teamgefühl zu stärken? Führen wir ein 10-minütiges Daily durch, um beispielsweise gemeinsam den Tag zu beginnen? Feiern wir unsere Erfolge? Gibt es immer wieder Raum für soziale Begegnungen wie ein gemeinsames Mittagessen?
- Gewaltfreie Kommunikation schulen. Wie können wir in Konflikten gewaltfreier miteinander kommunizieren? Worauf sollten wir in unserer Kommunikation achten?
- Kanban-Board. Wie können wir mit Hilfe eines Kanban-Boards sicherstellen, dass die Aufgaben fair verteilt werden? Wie können wir damit das Engagement und die Verantwortung ankurbeln?