Synergieeffekt: Psychologische Sicherheit im Team stärken

Passende Arbeitshilfen
Teams bestehen aus Menschen …
Manches Mal scheint es in Vergessenheit zu geraten. Wer dort am Schreibtisch sitzt, ob im Unternehmen oder im Homeoffice, ist ein Mensch aus Fleisch und Blut: Mit Träumen, Hoffnungen, Wünschen, Erwartungen, Bedürfnissen, Enttäuschungen, Gefühlen und Gedanken, Frust und Lust. All dies bringt er – der Mensch, also Ihr Mitarbeiter – mit zur Arbeit. Manches wird er an der Eingangstür zum Unternehmen zurücklassen. Geschuldet der Sachlichkeit, die am Arbeitsplatz vorherrscht. Aber auch der eigenen inneren Prioritätensetzung, die die gute Ausführung der eigenen Arbeit im Fokus hat – und weniger das Mensch-Sein mit all seinen Facetten. Jedenfalls war dies lange, lange Zeit so.
Längst hat sich ein Wandel vollzogen. Halleluja. Jede Generation hat dazu beigetragen, ebenso gesellschaftliche, wie politische Veränderungen. Nach wie vor hat die Arbeit und das Erledigen von Aufgaben höchste Priorität. Nur – und dies ist ganz entscheidend – der Mensch ist nicht länger ein winziges Rädchen im Unternehmensgetriebe (sowie Charlie Chaplin in Moderne Zeiten). Der Mensch wurde mehr und mehr zum Entscheidungsträger und Mitgestalter. Mehr noch, er ist jetzt (!) der Experte für seine Aufgaben und seinen Arbeitsbereich, ohne ihn können keine innovativen Antworten und Lösungen für die Fragen der komplexen Zeiten und Herausforderungen gefunden werden.
Der Mitarbeiter ist mit einem Male zum „Mensch geworden“. Und plötzlich sind Teams nicht mehr nur Arbeitsgruppen, die etwas erledigen, sondern mehr und mehr werden ihnen die volle Verantwortung für ihre Arbeitsresultate übertragen, um ihnen so auch zu ermöglichen, eigenständig herauszufinden, wie ein Problem zu lösen ist. Der Mensch mit all seinen Kompetenzen, Ressourcen, Talenten und Fähigkeiten wird gebraucht. Und zwar aus einem einfachen Grund. Die Zeiten sind komplex, werden immer komplexer. Von jedem, gerade auch von den Unternehmen wird ein hohes Mass an Agilität fordert, weil
- vieles (oder manches Mal so scheint es alles) im Umbruch ist,
- eine grosse Unsicherheit herrscht, mehr oder weniger in allen Bereichen des Lebens,
- Vertrautes und Gewohntes auf den „Kopf gestellt“ wird,
- sich Dinge, Fakten, Werte und Weltordnungen rasant ändern,
- Veränderungen keine „einfachen Ursachen“ mehr aufweisen, sondern vielschichtige und vernetzte,
- es selten einfache Antworten gibt, so dass von jedem Einzelnen eine hohe Frustrationstoleranz, Resilienz und Offenheit fürs Ausprobieren gefordert wird, um Lösungen zu generieren.
… und Menschen benötigen Sicherheit, psychologische Sicherheit um Synergieeffekt zu schaffen
Ja, die Zeiten, als auch die Arbeitswelt haben sich geändert. Der Mitarbeiter als Mensch ist in den Mittelpunkt gerückt, weil er die Fähigkeit hat, sich anzupassen und gut mit diesen unsicheren Zeiten umzugehen. Das Mensch-Sein wird gebraucht, ist gar gefordert. Allerdings ist so mancher Aspekt, den der Mitarbeiter jetzt bedarf, um sich als Mensch einbringen zu können, noch ein wenig am Arbeitsplatz vernachlässigt. Einer dieser Aspekte ist das Gefühl der Sicherheit, der inneren, psychologischen Sicherheit. Ein wichtiges Gefühl. Denn, nur, wer sich sicher fühlt und keine Angst hat, blossgestellt, zurückgewiesen oder bestraft zu werden, weil er beispielsweise (unbequeme) Fragen stellt oder Kritik äussert, wird
- sich immer wieder öffnen,
- Bedenken äussern,
- sich mitteilen,
- Fehler eingestehen,
- sich anvertrauen,
- „verrückte“ Ideen zum Besten geben,
- sich einbringen,
- Probleme ansprechen und Lösungen anbieten,
- sich fallen lassen,
- Verantwortung übernehmen,
- sich verletzlich und verwundbar zeigen,
- auf Verstimmungen, gar Konflikte im Team hinweisen,
- sich zwischenmenschlich engagieren,
- (gerne) Risiken eingehen, um so neue Wege beschreiten zu können.
Psychologische Sicherheit beschert viele Vorteile
Solch eine psychologische Sicherheit wirkt natürlich aus dem Mitarbeiter hinaus ins Team –auf die Teamleistung und die Zusammenarbeit. Typische Vorteile können sein:
- Verbesserung der Team-Performance
- Steigerung der Wissensweitergabe und des Lernverhaltens
- Zunahme der Arbeitszufriedenheit und des Commitments
- Aushalten von Spannungen und Unsicherheiten, um weiter zu experimentieren, statt vorschnelle Lösungen zu akzeptieren
- Effizientere und effektivere Zusammenarbeit
- Kontinuierliches Arbeiten in der Lernzone, d.h. das Team entwickelt sich ständig weiter und übernimmt dabei gleichzeitig die Verantwortung für das Vorankommen des Teams
- Die eigene Energie wird mehr in die Lösung von Herausforderung gesteckt, als in das Vermeiden von Peinlichkeiten und das Interpretieren von sozialen Signalen
- Erhöhung der Chancen für Innovationen
Psychologische Sicherheit fördern: 5 Tipps
Das Gute ist: Sie als Führungskraft, als auch das Unternehmen mit seiner Unternehmenskultur haben es in der Hand, ein psychologisches sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen.
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Tipp 1: Kommunikation wertschätzend gestalten
Sie kommunizieren jeden Tag miteinander. Jedes Wort, jede Geste, jedes non-verbale Signal schafft und stärkt das gegenseitige Vertrauen – oder eben auch nicht. Kommunikation ist somit ein entscheidender Faktor beim Schaffen von psychologischer Sicherheit. Ein positiver Synergieeffekt entsteht, wenn Teammitglieder offen und wertschätzend miteinander sprechen, sodass Ideen frei geteilt werden können. Lenken Sie zusammen mit dem Team immer wieder den Fokus auf das bestehende Kommunikationsverhalten, um die Kommunikation „sicherer“ durchzuführen:
- Zuhören, ohne zu bewerten
- Ausreden lassen
- Aktiv zuhören
- Spiegeln
- positive, konstruktive Kritik äussern
- Niemanden beleidigen, auslachen, beschämen
- Anerkennung aussprechen
- jede Fragen ernst nehmen
- sich Zeit für Gespräche und Diskussionen nehmen
- Einwände nicht vorschnell beiseiteschieben, sondern hinterfragen
- ruhig bleiben und Emotionen „gewaltfrei“ aussprechen
Tipp 2: Fehler willkommen heissen
Prüfen Sie unbedingt, welche Fehlerkultur im Unternehmen, im Team als auch bei einzelnen Mitarbeitern gelebt wird. Durch die jahrzehntelange vorherrschende Fehler-Verleugnung fällt es vielen Mitarbeitern verständlicherweise weiterhin schwer, „plötzlich“ Fehler willkommen zu heißen und diese offen an-, gar auszusprechen. Doch gerade hier kann ein wertvoller Synergieeffekt entstehen: Wenn Fehler als Lernchancen begriffen werden, wächst das Vertrauen und die Innovationskraft im Team. Überlegen Sie, gerne auch mit dem Team zusammen, wie Sie hier die Weichen für einen positiven und offenen Umgang mit Fehlern etablieren und stärken können. Nur durch diesen offenen Austausch kann ein weiterer Synergieeffekt entstehen, der die Zusammenarbeit verbessert und nachhaltige Verbesserungen ermöglicht.
Tipp 3: Feedback-Runden etablieren
Innere Sicherheit wird gestärkt, wenn das Gefühl besteht „Ich werde wahrgenommen und geschätzt“. Deshalb sind Feedback-Runden im Team so wichtig. Feedback-Runden, die das Miteinander und die persönliche Wertschätzung im Fokus haben – beispielsweise
- „Heute sage ich danke…wem… wofür…“
- „Heute hat mir gefallen…“
- „An dir schätze ich…“
- „Deine Arbeit/deine Idee/deine Bedenken haben uns bereichert/weitergebracht, weil…“
- „Loben möchte ich…“
Tipp 4: Führungsverhalten anpassen
Der Wandel der Arbeitswelt und der Zeit fordert auch ein entsprechendes Führungsverhalten. Ein Führungsverhalten, das Sie im Grunde sogar entlastet. Denn längst müssen Sie nicht mehr als der „allwissende, alles entscheidende“ Vorgesetzte agieren. Sie können und dürfen loslassen.
Situative Demut ist erwünscht. So zeigen Sie, dass Sie andere – also Ihre Mitarbeiter - brauchen, um gute Lösungen zu generieren. Fragen Sie deshalb Ihre Teammitarbeiter um Rat. Seien Sie neugierig und interessiert an deren Meinungen, Einstellungen und Ideen.
Tipp 5: Gleichbleibende Teams bevorzugen
Vermeiden Sie, bestehende Teams aufzubrechen und personell zu verändern. Ein Team wächst zusammen. Jeden Tag mehr und mehr. Und entwickelt so eine psychologische Sicherheit, weil Vertrauen entsteht, man sich kennt und aufeinander verlassen kann. Achten Sie deshalb unbedingt auf eine gleichbleibende Zusammensetzung. Fördern Sie regelmässige Face-to-Face-Kommunikation vor Ort – und nicht nur den virtuellen Kontakt.