Servant Leadership: Das moderne Führungskonzept

In einer Welt, die von Wettbewerb und Hierarchie geprägt ist, erhebt sich das Konzept des Servant Leadership wie ein leuchtender Stern am Firmament der Führungskultur. Es hat die Art und Weise, wie Menschen führen und geleitet werden, grundlegend verändert. Mit einem Fokus auf Empathie, Dienst an anderen und die Förderung des Gemeinwohls, hat Servant Leadership eine tiefe Wirkung auf Organisationen, Teams und Einzelpersonen.

13.08.2024 Von: Matthias K. Hettl
Servant Leadership

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Die Idee des Servant Leadership ist nicht neu. Bereits vor Jahrhunderten wurden Weisheitslehren und Philosophien formuliert, die die Bedeutung von dienender Führung betonten. Dennoch hat es bis vor kurzem gedauert, bis diese Konzeption in der modernen Arbeitswelt ihre volle Blüte entfalten konnte. Servant Leadership erkennt an, dass erfolgreiche Führung nicht auf Macht und Kontrolle beruht, sondern auf dem Verständnis der Bedürfnisse und Ziele der Menschen, die man führt.

Führungskraft als Wegweiser mit Vision

Ein Servant Leader ist ein Wegweiser, der seine Vision mit anderen teilt, um sie zu inspirieren und zu motivieren. Anstatt Befehle zu erteilen, hört er aktiv zu und unterstützt seine Mitarbeiter dabei, ihr volles Potenzial zu entfalten. Der Servant Leader zeigt aufrichtiges Interesse an den Menschen, die er führt, und fördert ihre persönliche und berufliche Entwicklung. Durch Empathie und Verständnis schafft er eine Kultur des Vertrauens und der Offenheit, in der Innovation und Kreativität gedeihen können.

Die Auswirkungen von Servant Leadership auf Organisationen sind weitreichend. Mitarbeiter, die von einem Servant Leader geführt werden, erleben ein höheres Maß an Arbeitszufriedenheit und Engagement. Sie fühlen sich wertgeschätzt und unterstützt, was zu einer verbesserten Leistung und einer geringeren Fluktuation führt. Darüber hinaus fördert Servant Leadership eine Kultur des Teamworks und der Zusammenarbeit, in der Menschen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten teilen, um gemeinsam herausragende Ergebnisse zu erzielen. 

Serve your Followers – Diene deinen Mitarbeitern

Servant Leadership ist auch ein wirksames Werkzeug, um organisatorische Ziele zu erreichen. Indem der Fokus auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter gelegt wird, entsteht eine starke Bindung zwischen Führungskräften und ihren Teams. Diese Bindung schafft eine Grundlage für höhere Leistung, da die Mitarbeiter bereit sind, über sich hinauszuwachsen, um die Ziele der Organisation zu erreichen. Die gemeinsame Vision und der gemeinsame Zweck vereinen die Menschen und schaffen eine starke Identifikation mit der Organisation.

Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften des Servant Leadership ist seine Nachhaltigkeit. Indem es auf Vertrauen, Respekt und Kooperation aufbaut, legt es den Grundstein für langfristigen Erfolg. Servant Leader schaffen so eine Kultur des Lernens und der kontinuierlichen Verbesserung. Sie fördern eine offene Kommunikation und ermutigen ihre Mitarbeiter, Risiken einzugehen und aus Fehlern zu lernen.

Fundamentale Veränderungen 

Wenn Sie sich die aktuelle politische Weltlage ansehen, stellen Sie schnell fest, dass wir uns in fundamentalen Veränderungen befinden. Das „Abklingen“ der Covid-19-Pandemie, rein wirtschaftlich betrachtet, mit seinen maximalen Verwerfungen in den Beschaffungsmärkten, die weltweite Energie- und Rohstoffkrise aufgrund des Kriegs in der Ukraine, das zunehmende Bewusstsein der Endlichkeit natürlicher Ressourcen und die zwischenzeitlich allseits wahrnehmbare Klimakrise, u. a. mit steigenden Temperaturen, hat maximale Auswirkungen auf Unternehmen. 

Damit verbunden sind ein anderes Verständnis und Bewusstsein mit Blick auf das Thema Arbeit zwischen den Generationen der Baby Boomer (ca. geboren ab 1945 bis 1965), der Generation X (ca. geboren ab 1966 bis 1980), der Generation Y (ca. geboren ab 1981 bis 1995) und der Generation Z (ca. geboren ab 1995 bis 2010). Auf der Seite der Gen Z wird zunehmend ein sinn- und werteorientiertes Arbeiten mit entsprechender Work-Life Balance und einer Tendenz zur Viertage-Woche gefordert, auf der anderen Seite befinden sich Arbeitnehmer der Baby Boomer Generation mit einem teilweise grundlegend anderem Verständnis zur Arbeit, welche zudem relativ zeitnah in den verdienten Ruhestand gehen. 

Mitarbeitende sind längst nicht mehr ausschließlich an monetären Entlohnungen interessiert, sondern wollen mit ihrem Schaffen auch vermehrt einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben. Sie arbeiten also nicht nur zum Selbstzweck, sondern verfolgen in ihrem Beruf ein übergeordnetes Ziel.

Corporate Purpose & CSR

Diese Entwicklung zeigt, in welche Richtung sich das Arbeitsleben entwickelt: Die Zukunft der Arbeit ist werteorientierter, umweltbewusster und deutlich fordernder für Sie als Führungskraft. In der Folge müssen sich alle Unternehmen mit ihrem Corporate Purpose, ihrem grundlegenden Unternehmenszweck um die Welt zu besser zu machen, beschäftigen. Um als zukunftsorientierter Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, ist es für Sie daher essentiell, den Hintergrund und die Bedeutung von Corporate Purpose zu verstehen und anschließend konkrete Maßnahmen zu implementieren, um diesen auch tatsächlich in Ihrem Unternehmen zu etablieren und zu leben.

Die Idee, dass eine Führungskraft über ihre Führungsrolle und ihren Dienst an der eigenen Firma hinaus gleichzeitig ein Diener der Gesellschaft ist, gewinnt aktuell an Akzeptanz und Bedeutung. Evident und klar wird das in der Anerkennung der gesellschaftlichen Verantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR) als Teil eines ethischen, und immer mehr auch erfolgreichen Managements von Unternehmen. 

Gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen

Die Bedeutung welcher dem Bereich CSR inzwischen zukommt, lässt sich auch durch die gesetzliche Vorgabe zur Erstellung eines verpflichtenden CSR Berichts erkennen. So müssen größere Unternehmen im Rahmen der CSR-Berichtspflicht neben ihrer Lage- und Konzernlageberichte, ihre Berichte erweitern und über Umweltbelange, Arbeitnehmerbelange, Sozialbelange, Achtung von Menschenrechten und Bekämpfung der Korruption und Bestechung berichten. Betroffen von der Berichtspflicht sind fast ausschließlich Unternehmen, insbesondere Aktiengesellschaften (AG) und Kommanditgesellschaften auf Aktien (KGaA), Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen, welche im Jahresdurchschnitt mehr als 500 Arbeitnehmer beschäftigen. 

Daher haben nahezu alle größeren Unternehmen inzwischen Abteilungen, Vizepräsidenten oder Direktoren mit speziellen Zuständigkeiten für CSR, für die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens. Zudem lässt sich das auch in konkreten Zahlen ausdrücken. Der Global Leadership Forecast 2018 zeigt, dass „Purpose Driven Unternehmen“ finanziell um 42 Prozent besser abschneiden als ihre Mitbewerber. Auch die große Purpose-Studie (2020) von Kienbaum zeigte, dass die Einführung eines Purpose zur Steigerung der Gesamtperformance, der Vertriebsleistung, der Produktivität und der Neukundenquote führte.

Diener des Unternehmens und der Gesellschaft

Führungskräfte von sinngetriebenen, ethisch handelnden und erfolgreichen Firmen sind mehr sind als bloße Manager. Sie sind im tiefsten und weitestreichenden Sinn „Diener der Gesellschaft“. Die legendären Industriekapitäne der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts sahen sich selbst mehr als reine Unternehmer. Sie verstanden sich in der damaligen Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs als Baumeister der Gesellschaft. 

Bei den aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen erkennen seit einigen Jahren Unternehmer, dass Marktanteile und Profit allein, die beiden Standardkennzahlen für Shareholder Value, als Unternehmensziele allein nicht mehr ausreichen. Ein Beitrag zur Nachhaltigkeit des Weiteren unternehmerischen Umfeldes ist genauso Aufgabe einer Firma, wie die Gewinnoptimierung und die Berücksichtigung der unmittelbaren Interessen der Aktionäre.

Das heißt, dass nachhaltige und „purposegetriebene“ Unternehmen gerade in der aktuellen Zeit eine besondere Verantwortung haben. Diese Verantwortung anzunehmen und gerecht zu werden, heißt dass Führungskräften mehr im Verständnis eines „Dienenden“ im Unternehmen und insbesondere als Diener der Gesellschaft agieren. 

Im Unternehmen ist dies die Haltung eines „Servant Leader“ oder „dienenden Führungskraft“. Diese Haltung von Führungskräften orientiert sich an den Bedürfnissen und Interessen von Mitarbeitenden. Als einer der ersten prägte Robert K. Greenleaf den Begriff „Servant Leadership“ 1970 in einem Essay „The Servant As Leader“. Also wie Sie als Servant Leader eine bessere Führungskraft sind. 

Servant Leadership als Führungsverständnis 

Servant Leadership ist ein Führungsverständnis, das auf den Grundsätzen der Dienstleistung und der Empathie basiert. Es geht darum, die Bedürfnisse der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu verstehen, ihnen zu helfen, ihre Fähigkeiten und Potenziale zu entwickeln und sie bei der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen. 

Der Servant Leader stellt sich in den Dienst der Mitarbeitenden und bietet Unterstützung und Ressourcen, um deren persönliches und berufliches Wachstum und deren Entwicklung zu fördern. Der Fokus liegt auf dem Wohlergehen der Mitarbeitenden und dadurch idealerweise auf der Maximierung von Gewinnen oder dem Erreichen der individuellen Zielen.

Greenleaf definierte den Servant Leader als eine Person, die von Natur aus dienend ist und sich darum bemüht, die Bedürfnisse anderer zu erfüllen. Er stellte fest, dass Servant Leadership ein wirksamer Ansatz für Unternehmen und Organisationen ist, um ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen und ihre Mitarbeitenden zu motivieren und zu inspirieren.

Servant Leadership ist ein Konzept, das in vielen Bereichen eingesetzt wird, von der Wirtschaft über Bildung und Politik bis hin zu gemeinnützigen Organisationen. Es ist ein Ansatz, der auf Vertrauen, Integrität und Engagement basiert. Servant Leader verstehen, dass sie durch ihre Führung Veränderungen bewirken können, und sie setzen sich dafür ein, positive Veränderungen in ihren Unternehmen und in der Welt zu bewirken. 

Servant Leader als Coach – Vorbild und Facilitator 

Ein wichtiger Aspekt des Servant Leadership ist die Rolle des Leaders als Coach und Mentor. Servant Leader verstehen, dass ihre Mitarbeitenden individuelle Bedürfnisse und Ziele haben. Indem sie ihnen helfen, diese Bedürfnisse und Ziele zu identifizieren und zu erreichen, fördern sie deren persönliches Wachstum und Entwicklung. Servant Leader arbeiten daran, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem ihre Mitarbeitenden sicher und geschätzt fühlen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Servant Leadership ist die Rolle des Leaders als Vorbild. Servant Leader sind sich bewusst, dass sie eine Vorbildfunktion haben und dass ihre Handlungen und Entscheidungen von ihrem Umfeld beobachtet werden. Indem sie selbst die Prinzipien des Servant Leadership leben, inspirieren sie ihre Mitarbeitenden dazu, das gleiche zu tun.

Servant Leader verstehen ihre Rolle auch als Facilitator. Sie erkennen, dass jeder Mitarbeitende einzigartige Fähigkeiten und Talente hat, die zur Entwicklung des Unternehmens beitragen können. Indem sie die Bedürfnisse und Ziele ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verstehen und ihnen die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen, fördern sie eine Kultur des Wachstums und der Zusammenarbeit.

Entgegen gängiger Führungsverständnisse betont das Konzept des Servant Leaders die Relevanz der ethischen Verantwortung gegenüber Mensch, Gesellschaft und Umwelt. Daher ist es in der dienenden Führung wichtig, die gezielte Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Mitarbeiter und Kunden als wesentliche Erfolgsfaktoren unternehmerischer Aktivitäten zu sehen.

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