Management by Wandering Around: 10 Tipps für eine aktive Mitarbeiterführung
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Raus aus Ihrem Büro
Als Führungskraft wissen Sie: Es ist wichtig, am Puls des Geschehens zu sein und zu bleiben. Deshalb setzen Sie in Ihrem Führungsstil auf bestimmte Führungsaktionen wie die Praxis der offenen Tür, reguläre Meetings, Konferenzschaltungen, Briefings, Infos ins Intranet stellen und/oder E-Mail-Rundschreiben. Mit all diesen Aktionen verlassen Sie Ihr Büro – mehr oder weniger sogar in Person – und treten in Kontakt mit Ihren Mitarbeitern. Wunderbar!
Allerdings – und dies wissen Sie selbst zu gut – haben Sie oft genug den Eindruck, nicht immer auf dem Laufenden zu sein. Verstimmungen im Team fallen Ihnen zu spät auf. Probleme werden Ihnen nicht frühzeitig genug mitgeteilt. Ideen und Interessen Ihrer Mitarbeiter bekommen Sie kaum mit – und all dies, obwohl Sie doch aktiv in Kontakt treten.
Im ersten Moment sind Sie verärgert darüber, dass Ihre Mitarbeiter in solchen Situationen nicht zu Ihnen kommen. Im zweiten Moment stellen Sie sich sicherlich eine Frage: Was können Sie als Führungskraft tun, um den Kontakt zu Ihren Mitarbeitern zu intensivieren? Die Antwort liegt auf der Hand: Kommt der Mitarbeiter nicht zum Vorgesetzten, geht der Vorgesetzte zum Mitarbeiter. Oder um es anders auszudrücken: Praktizieren Sie Management by Wandering Around (MBWA).
Tipp: Sie wenden Management by Wandering Around schon an. Gratulation! Dann sind Sie mit den Vorteilen, aber auch „Tücken“ bestens vertraut. Der vorliegende Beitrag mag Sie dabei unterstützen, Ihr MBWA zu optimieren.
Management by Wandering Around beschert Ihnen viele Vorteile
Vorbehalte mag es für ein Management by Wandering Around geben. Es kostet Zeit. Und gleichzeitig sind Sie in dieser Zeitspanne nicht für Ihren eigenen Vorgesetzten und/oder Geschäftspartner erreichbar. Vielleicht fühlen Sie sich auch unbehaglich, auf diese Art und Weise Ihren Mitarbeitern näher zu kommen. Denn Management by Wandering Around hat einen informellen Touch, d.h. es geht nicht darum, Anweisungen zu geben, sondern als Führungskraft offen für Ihre Mitarbeiter zu sein. Alles Einwände, die jedoch durch die vielen Vorteile schnell entkräftet werden.
Ist-Situation | Wie MBWA diese verändert |
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Ihr zu geringer persönlicher Kontakt baut eine „Mauer“ auf, die den Mitarbeiter auf Distanz hält. | Sie werden für den Mitarbeiter greifbarer. |
Trotz „Offener-Tür“-Strategie wenden sich Ihre Mitarbeiter zu selten an Sie. | Die Mitarbeiter verlieren die Scheu, sich an Sie zu wenden, da Sie Interesse zeigen. |
Ihre Kompetenzen und Ihr Wissen werden von Ihren Mitarbeitern zu wenig abgerufen. | Sie teilen diese mit Ihrem Mitarbeiter aktiv – und zwar innerhalb des Kontextes. |
Ihre Mitarbeiter profitieren zu selten von Ihren Erfahrungen. | Sie lassen Ihre Mitarbeiter teilhaben – Austausch findet statt. |
Probleme bleiben unerkannt oder werden zu spät angesprochen. | Sie erkennen auftretende Probleme – und können Sie so schneller lösen. |
Der Informationsfluss stagniert. | Informationen fliessen und werden abgefragt. |
Fehlende Informationen erschweren die Entscheidungsfindung. | Ihre Entscheidungen berücksichtigen viel mehr Komponenten als zuvor. |
Teamverstimmungen sind schwer auszumachen. | Erhöht Ihre Sensibilität für die Arbeitsatmosphäre. |
Teamförderungen vom „grünen Tisch“. | Coaching des Teams orientiert sich an Erlebtem vor Ort. |
Kontakt zum Team – zur „front line“ – ist zu schwach. | Verbesserter, direkter Kontakt zur „front line“. |
Manches Mal mangelndes Verständnis für die Zusammenarbeit, die Arbeitsabläufe und den Arbeitsprozess. | Direkte Einblicke in den gesamten Arbeitsprozess. Schwierigkeiten werden sofort besser wahrgenommen. |
Mitarbeitermotivation stagniert oder ist niedrig. | Motivation steigt. Der Mitarbeiter fühlt sich am Arbeitsplatz „abgeholt“. |
Leistungsniveau bleibt gleich. | Leistungsniveau bleibt gleich. |
Erfolgreiches Management by Wandering Around praktizieren: 10 Tipps
Sie wollen Management by Wandering Around praktizieren. Ihr erster Schritt ist natürlich: Aufstehen, Ihr Büro verlassen und sich zu Ihren Mitarbeitern begeben. Damit ist es aber noch nicht getan. Nur körperlich anwesend zu sein – sich also zu zeigen – reicht nicht aus. Aktivieren Sie gezielt bestimmte Ihrer Kompetenzen und Ressourcen, um Ihr Management by Wandering Around zum Erfolg zu führen.
Tipp 1: Entspannt kommunizieren
Sind Ihre Mitarbeiter nicht mit Management by Wandering Around vertraut, reagieren diese vielleicht skeptisch. Vielleicht befürchten Ihre Mitarbeiter kontrolliert zu werden. Sorgen Sie deshalb für Lockerheit im Gespräch – verbal, wie nonverbal. Erkundigen Sie sich nach persönlichen Dingen – wie die Familie oder den letzten Urlaub. So bauen Sie eventuellen Stress im Gespräch ab.
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Tipp 2: Fragen, fragen, fragen
Ihr Ziel ist: Einblicke in die Arbeit zu erhalten. Holen Sie deshalb konkret die Meinung des Mitarbeiters ein. Fragen Sie ihn - beispielsweise:
- Welche Aufgabe erledigen Sie gerade?
- Sind Sie mit allem ausgestattet, was Sie für die Aufgabe benötigen?
- Gibt es Schwierigkeiten? Welche sind dies?
- Woran würden Sie gerne arbeiten?
- Welche Ideen haben Sie, um diesen Arbeitsablauf zu verbessern?
- Welche Ideen haben Sie, um die Unternehmensziele mittragen und realisieren zu können?
Tipp 3: Aktiv zuhören
Halten Sie sich mit Ihrer Meinung zurück. Hören Sie stattdessen aktiv zu. Signalisieren Sie Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit. Bieten Sie dem Mitarbeiter Raum und Zeit, sich zu äussern. Fragen Sie nach, falls Ihnen etwas unklar ist. Fassen Sie längere Aussagen zusammen. Konkretisieren Sie Absprachen, die im Gespräch getroffen werden.
Tipp 4: Authentisch auf Fragen reagieren
Ihre Mitarbeiter werden die Chance ergreifen: sie werden Ihnen Fragen stellen. Nicht immer werden Sie die Antworten wissen oder parat haben. Scheuen Sie sich nicht, dies mitzuteilen „Da bin ich selbst überfragt. Ich erkundige mich und gebe Ihnen heute Nachmittag Bescheid.“ Solch ehrlichen Antworten stärken das Vertrauen in Sie als Führungskraft.
Tipp 5: Gute Arbeit würdigen
Ihr Mitarbeiter wird Ihnen von seinen Aufgaben berichten. Oder, wie er einen unzufriedenen Kunden zufriedengestellt hat. Nutzen Sie die Gelegenheit, positives Feedback zu geben. Sprechen Sie Ihre Anerkennung aus.
Tipp 6: Den Mitarbeitertypus beachten
Manches Mal wollen Sie aber auch einen Tipp geben. Vielleicht benötigt der Mitarbeiter Unterstützung, um eine Aufgabe gut durchführen zu können. Diesen Hinweis einfach spontan in Anwesenheit seiner Kollegen mitzuteilen, birgt ein grosses Risiko. Denn Ihr Mitarbeiter fühlt sich vielleicht dadurch gedemütigt. Deshalb beachten Sie unbedingt, mit wem Sie in diesem Moment sprechen. Gehen Sie mit Fingerspitzengefühl vor – und bitten Sie eventuell den Mitarbeiter zu einem kurzen Gespräch nach draussen.
Tipp 7: Informationen teilen
Zweifelsfrei informieren Sie Ihre Mitarbeiter in Meetings oder durch Briefings. Management by Wandering Around bietet Ihnen jedoch die Gelegenheit, wichtige Fakten persönlich mitzuteilen. Dabei können Sie konkret benennen, wie sich diese Fakten auf die Arbeit des Mitarbeiters positiv auswirken. Nichts schafft eine grössere Identifikation mit den Unternehmenszielen, als dass der Mitarbeiter weiss, warum er tut, was er tut.
Tipp 8: Aufmerksamkeit gerecht aufteilen
Schliessen Sie bei Ihrem Management by Wandering Around keinen Mitarbeiter oder kein Team aus. Suchen Sie jeden auf. Abhängig von der Grösse Ihrer Teams ist es nicht erforderlich, dies an einem Tag zu erledigen. Doch innerhalb einer Woche sollten Sie mit allen ins Gespräch gekommen sein.
Tipp 9: MBWA nicht übertreiben
Management by Wandering Around ist ein grossartiges Führungsinstrument. Es sollte jedoch klug eingesetzt werden, d.h. übertreiben Sie es nicht. Denn Ihre Anwesenheit sollte niemanden zu oft von der Arbeit ablenken, noch als Kontrolle verstanden werden. Planen Sie MBWA regelmässig unregelmässig ein. Etwa alle 10 Tage. Oder einmal im Monat, abhängig von der Grösse Ihres Teams, ohne sich dabei auf einen Tag zu fixieren.
Tipp 10: Unbedingt Handlungen ableiten
Sie erhalten viele Informationen während Ihres Management by Wandering Around. Überdenken Sie diese. Leiten Sie aus diesen Handlungen ab - für
- Ihren Führungsstil.
- die Arbeitsabläufe.
- die Vorgaben.
- aufgetretene Probleme, die nur Sie lösen können.
- das Miteinander und die Zusammenarbeit.
Teilen Sie Ihrem Team mit, was Sie tun werden. Zeigen Sie auf diese Weise: Management by Wandering Around trägt für alle positive Früchte.