Wertschätzende Kommunikation: Führungserfolg durch aufrichtige Wertschätzung

Der Umgang von Mitarbeitenden untereinander nimmt in der heutigen Arbeitswelt einen wesentlichen Stellenwert ein. Die Gesamtheit unserer sozialen Kontakte ist vielfältig. Jeden Tag haben wir in unserem Arbeitsleben neue Situationen zu meistern. Nicht nur unser Arbeitsleben, auch unser privates Umfeld ist durch ständige Veränderungen bzw. Change-Prozesse geprägt. Diese immer wieder aufs Neue zu meistern, stellt eine grosse Herausforderung dar. Die Anforderungen an jeden einzelnen Mitarbeitenden sind hoch.

23.11.2022 Von: Matthias K. Hettl
Wertschätzende Kommunikation

Von Mitarbeitenden wird erwartet, dass sie vollen Einsatz zeigen, Verantwortung übernehmen und zugleich ein hohes Mass an Toleranz, Flexibilität und Mo­tivation mitbringen. Die Leistung von Führungskräften wird nicht nur an fach­lichen Qualifikationen und Ergebnisbei­trägen gemessen, sondern zunehmend auch an den Soft-Skills.

Erschöpfung statt Wertschöpfung

Doch statt hoch motivierter Mitarbeiten­den voller eigener Ideen, die sich zu­gleich für das Unternehmen, und auch für sich selbst einsetzen, trifft man in den Büros häufig auf ein anderes Bild. Mit­arbeitende und Führungskräfte sind glei­chermassen erschöpft und fühlen sich überlastet. Rund 15% der Deutschen lei­den laut der Zeitschrift Focus unter dem Burn-Out-Syndrom. Das ist selbst bei jungen Menschen festzustellen. Es ent­steht Erschöpfung statt Wertschöpfung.

Es stellt sich die Frage, wie es möglich ist, die Zufriedenheit von Mitarbeiten­den und von Kunden zu steigern und zugleich der Forderung nach Wirksam­keit und Wirtschaftlichkeit gerecht zu werden. Zudem bedarf es Antworten darauf, wie Mitarbeitende den Anforde­rungen im Job entsprechen, ohne dass diese dabei ihre eigenen Bedürfnisse und ihre Gesundheit vernachlässigen. Auch geht es darum, die eigenen Be­dürfnisse zu erkennen und diese in der Berufswelt so zu kommunizieren, dass diese ernst genommen und verstan­den werden. Schliesslich müssen sich Führungskräfte fragen, wie sie ihre Mit­arbeitenden darin unterstützen, dass diese ihre Bedürfnisse überhaupt kom­munizieren. Hier setzt der Ansatz der wertschätzenden Kommunikation an.

Werkzeug der wertschätzenden Kommunikation

In der wertschätzenden Kommunikati­on geht es darum, ein Umfeld zu schaf­fen, in dem Mitarbeitende aus eigener Motivation heraus kooperieren und zur Erreichung unternehmerischer Ziele beitragen wollen. Es geht ebenso dar­um, einen Führungsstil zu entwickeln, der Macht mit Menschen anstatt Macht über Menschen ausübt. Die Basis ist eine Beziehungsqualität, bei der die An­liegen aller berücksichtigt werden.

Wertschätzende Kommunikation dient der Persönlichkeitsentwicklung und der nachhaltigen Erweiterung des Kommu­nikationsverhaltens. Das Ergebnis ist eine klare Handlungssprache und eine Kultur von gegenseitiger Wertschätzung, Akzeptanz, Offenheit und Vertrauen als Basis für qualitative und nachhaltige Leistungserbringung im Unternehmen.

Das Individuum wird gefördert, gleich­zeitig entsteht eine Basis für gute Zu­sammenarbeit. Wertschätzende Kom­munikation ist eine praxisnahe und hochwirksame Methode in der Bezie­hung mit Kunden, Mitarbeitenden, Führungskräften, Vorgesetzten und Kollegen.

Grundannahmen wertschätzender Kommunikation

Die wertschätzende Kommunikation legt folgende Annahmen zugrunde:

  • Jeder Mensch strebt nach der Erfül­lung seiner Bedürfnisse. Dadurch wird sein Verhalten bestimmt.
  • Die eigenen Bedürfnisse sind genau­so wichtig wie die der anderen.
  • Menschen tragen gerne zum Woh­le anderer bei, wenn sie es freiwillig tun.
  • Jede Form von Vorwurf, Angriff und Urteil ist Ausdruck unerfüllter Bedürf­nisse.
  • Menschen handeln nicht gegen an­dere, sondern für ihre Bedürfnisse.

Die Kommunikations- und Empathiefähigkeit von Mitarbeitenden ist ein zen­traler Erfolgsfaktor für Unternehmen. Die emotionale Intelligenz, und damit auch die Empathie, also das Einfüh­lungsvermögen, spielt eine entschei­dende Rolle bei der Führung, Kunden­orientierung und der Steigerung der Mitarbeitendenzufriedenheit. Das zu erkennen und als Chance für unter­nehmerischen Erfolg zu nutzen, ist eine der wichtigsten Herausforderungen. Denn es zeigt sich, dass Wertschätzung zu Wertschöpfung führt. Zudem wün­schen sich Mitarbeitende eine Kultur gegenseitiger Wertschätzung, in der Freude entsteht und in der es darum geht, Einfluss mit Menschen zu teilen, anstatt Macht über Menschen auszu­üben. Dies führt zu klaren Vereinbarun­gen, schafft Sicherheit, bringt Anerken­nung und die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse.

Es ist aber nicht in allen Unterneh­men so. Es gibt Unternehmen, in denen Mitarbeitende sich auf das Nötigste in der Kommunikation mitei­nander beschränken, ohne zu verste­hen, was sie eigentlich davon abhält, wertschätzend miteinander umzu­gehen. Diese Situation entsteht häu­fig durch nicht stattgefundene Aus­sprachen. Und das ruft zwangsläufig Unzufriedenheit hervor. Neben dem real nachvollziehbaren wirtschaftlichen Schaden, der ein solches Verhalten mit sich bringt, strahlt dies natürlich auch nach aussen. Das heisst, Mitarbeiten­de behalten Ärger und Frust meistens nicht für sich, sondern erzählen diesen weiter.

Innerlich gekündigt

Jeder Mitarbeitende hat Kontaktperso­nen, und so zieht jede schiefgelaufene Kommunikation weitere Kreise. Das Problem kann sich potenzieren. Denn es kostet viel Energie und Zeit, dem Ärger, Frust oder im schlechtesten Fall der Angst an ihrem Arbeitsplatz zu be­gegnen. So berichtet die Firma Gallup in ihrem regelmässigen jährlich erschei­nenden Gallup Engagement Index, dass jeder fünfte Mitarbeitende aufgrund sol­cher Frustrationen innerlich schon ge­kündigt hat.

Unzufriedene Mitarbeitende sind de­motiviert und bringen daher ihr kreati­ves Potenzial und ihr fachliches Know-how nicht in die Arbeit ein. Was ist die Grundlage für Zufriedenheit und Freude an der persönlichen Arbeit? Das Gehalt, Sozialleistung und Corporate Benefits spielen sicherlich eine wichtige Rolle. Doch diese sind letztlich sogenannte Hygienefaktoren. Es sind aber nicht die entscheidenden. Denn wer wegen die­ser Faktoren kommt, geht auch wegen «Geld». Es sind andere Aspekte, die Menschen an ein Unternehmen binden und die sie jeden Morgen gerne in die Firma kommen lassen.

Menschen wollen als Menschen wahr­genommen werden. Daher ist es von zentraler Bedeutung, sich darüber im Klaren zu sein, dass die menschlichen Werte eine entscheidende Rolle spie­len. Eine Atmosphäre von Druck und der Furcht vor Konsequenzen ist der Nährboden für Dienst nach Vorschrift und keine Inspiration und damit auch Innovation. Dienst nach Vorschrift geht immer auf Kosten der Kreativität und Flexibilität eines Unternehmens.

Wertschätzende Atmosphäre

Wenn Sie Mitarbeitende haben wollen, die nur das tun, was Sie als Vorgesetzter sagen, dann hat dieses Ziel seinen Preis. Auch wenn wir im Business nicht von Strafen sprechen, sind sie unterschwel­lig in unserem Bewusstsein, die Konse­quenzen, mit denen wir zu rechnen ha­ben, wenn wir etwas nicht tun. Das führt in die falsche Richtung. Denn es geht ja darum, mit eigenverantwortlichen Mit­arbeitenden den Herausforderungen zu begegnen. Diese wertschätzende Atmo­sphäre erreichen Sie, indem Sie

  • Verantwortung für Ihre Gegenwart und Zukunft übernehmen und über­tragen.
  • Ziele erreichen, mit einer Kommuni­kationsform, die niemanden übergeht oder benachteiligt.
  • eine Kultur des Miteinanders fördern, die die Besinnung auf Bedürfnisse, Werte und wertschätzendes Handeln ermöglicht,
  • ein Umfeld für Vertrauen, Offenheit und Aufrichtigkeit schaffen und damit sich und anderen ermöglichen, sich authentisch zu geben.
  • in einer Haltung leben, die von Menschlichkeit geprägt ist. Nicht al­lein der Kunde ist König, sondern alle Mitarbeitenden in einem Unterneh­men. Denn zufriedene Mitarbeitende schaffen zufriedene Kunden.

Zufriedene Mitarbeitende steigern be­kanntlich den Umsatz, schaffen ein po­sitives und attraktives Umfeld und erhö­hen damit den Geschäftserfolg. Das ist der beste Beweis dafür, dass mensch­liche Werte wichtig sind. Deshalb führt gerade auf Unternehmen bezogen Wertschätzung zu Wertschöpfung.

Nutzen Sie die wertschätzende Kommu­nikation, damit Sie, wenn Sie morgens ins Geschäft fahren, sagen können: «Hier bin ich am richtigen Platz, hier gehe ich in einem wertschätzenden, freundlichen und positiv zugeneigten Miteinander, mit Freude meiner Arbeit nach und erreiche Erfolge gemeinsam mit anderen Menschen.» Die wertschät­zende Kommunikation ist eine zentrale Basis für dieses Empfinden, und das ist mehr denn je wichtig für erfolgreiche Unternehmen.

Newsletter W+ abonnieren