Vertrauen gewinnen: Als Führungskraft Vertrauen zeigen und Vorbild sein
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Zwei unterschiedliche Beispiele für Vertrauen und Akzeptanz
Ich erinnere mich an ein grosses Zulieferunternehmen, bei dem dieser Grundsatz in Bezug auf Vertrauen genau so formuliert ist. In einer wirtschaftlich schwierigen Phase waren die Mitarbeiter bereit, auf einen Teil Ihrer Lohnerhöhung zu verzichten, um das Unternehmen weiter wettbewerbsfähig zu halten. Drei Wochen, nachdem die Vereinbarung unterschrieben war, standen auf dem Betriebsparkplatz vier neue PKW der Marke Mercedes S-Klasse für die Geschäftsführung. Wie sich die Mitarbeiter dabei gefühlt haben, brauche ich Ihnen nicht zu schildern.
Es gibt jedoch auch positive Beispiele wie das von Bill Gore, dem Gründer von Goretex. Als er auf einem Unternehmersymposium darüber berichtete, dass es in seinen Unternehmen Gleitzeit ohne Stempeluhren gibt und er den Mitarbeitern vertraue, wenn es um die Einhaltung ihrer Arbeitszeit ginge, kam es zu einem erstaunten Raunen unter den Zuhörern. Die meisten anwesenden Führungskräfte waren der Ansicht, dass die Mitarbeiter dieses Vertrauen missbrauchen würden und es zu Kontrollzwecken wichtig sei, Stempeluhren zu haben. Daraufhin präsentierte Bill Gore den verdutzten Führungskräften die Untersuchung einer unabhängigen Beratungsfirma. Diese belegte nachdrücklich, dass die Mitarbeiter sogar durchschnittlich eine Stunde länger arbeiteten als laut Arbeitsvertrag vorgegeben. Vertrauen zahlt sich also aus.
Vertrauen gewinnen: Warum es an Vertrauen fehlen kann
Für Jack Welch gibt es zwei Hauptgründe, warum es an Vertrauen im Unternehmen fehlt. Den ersten Grund beschreibt er als unaufrichtigen Umgang miteinander, weil unerfreuliche Wahrheiten von der Führungskraft nicht direkt angesprochen, sondern durch Floskeln und Schönrederei verschleiert werden. Aufrichtigkeit im Unternehmen lässt sich nach seiner Sicht nur dadurch erreichen, dass die Chefetage diesem Wert höchste Priorität einräumt, selbst konsequent danach handelt und diejenigen belohnt, die sich ebenso verhalten.
Als zweiten «Vertrauenskiller» beschreibt er die Situation, wenn Führungskräfte «eine Sache sagen und eine andere tun». Im Kern geht es darum, dass Führungskräfte sich darüber klar sein sollen, dass ihre Mitarbeiter sie daran messen, wie sie zu ihren Worten stehen und wie sie danach handeln.
«Vertrauen ist eine Investition ohne Renditegarantie.» (Reinhard Sprenger)
Völlige Offenheit ist unrealistisch
Falls Sie als Leader annehmen, eine vertrauensvolle und offene Beziehung zu Ihren Mitarbeitern zu haben, weil Sie zugänglich sind und einen lockeren, kollegialen Umgang pflegen, dann werden Sie womöglich enttäuscht feststellen, dass dieses vermeintlich vertrauensvolle Verhältnis in Krisenzeiten wenig belastbar ist. Es ist eine unrealistische Erwartung, dass Ihre Mitarbeiter Ihnen alle ihre Stärken und Schwächen wie auch ihre beruflichen Pläne und Ambitionen in völliger Offenheit mitteilen.
Ein Gradmesser für Vertrauen ist die Frage, welche Erfahrungen Sie mit Ihren Mitarbeitern in schwierigen Situationen gesammelt haben, wenn wirtschaftliche Einschnitte oder im schlimmsten Fall Entlassungen drohen.
Vertrauen ist spürbar, sobald es da ist. Es stellt sich immer dann ein, wenn Führungskräfte offen und fair sind und Wort halten. So einfach ist das.» (Jack Welch)
- Haben Ihre Mitarbeiter mit Angst und Rückzug reagiert und nicht über ihre Sorgen und Nöte gesprochen, sondern ihre Gedanken für sich behalten?
- Sind sie ohne Vorwarnung zum Personalverantwortlichen geeilt oder haben sie sich im Stillen einen neuen Job gesucht und Ihnen vielleicht sogar die Kündigung auf den Tisch gelegt?
Dann war das ein Zeichen nicht vorhandenen Vertrauens zu Ihnen als Leader.
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Interessenkonflikte erkennen
Als Leader werden Sie von Ihren Mitarbeitern in Krisensituationen vor allem als Repräsentant des Unternehmens wahrgenommen. Daher ist es logisch, dass Sie angesichts eines offenkundigen Interessenkonflikts im Spannungsfeld zwischen Unternehmens-, Mitarbeiter- und Eigeninteressen erst einmal vorsichtig sind, was Sie Ihren Mitarbeitern offenbaren sollen und was besser nicht. Logisch ist auch, dass in dieser Situation nicht Ihr Charme als Chef oder Ihre Umgänglichkeit zählt, sondern Ihre in ähnlichen Situationen erwiesene Integrität, die sich unter anderem daran festmacht, wie deutlich und klar Sie nach allen Seiten kommunizieren. So angenehm es also sein mag, wenn Sie als Leader ein kollegiales, beinahe freundschaftliches Verhältnis zu Ihren Mitarbeitern haben, erst unter Druck zeigt sich, wie viel dieses kollegiale Verhältnis aus «Schönwetterzeiten» wert ist und ob es Ihnen gelungen ist, ein wirklich vertrauensvolles Verhältnis zu Ihren Mitarbeitern aufzubauen.
Vertrauen gewinnen und aufbauen
Um dauerhaft Vertrauen aufzubauen, ist es wichtig, dass Sie sich als Leader Zeit für Ihre Mitarbeiter nehmen, Ihnen zuhören und Ihnen damit die nötige Wertschätzung vermitteln, die es zu einem dauerhaften Vertrauensaufbau braucht. Vertrauen braucht Zeit, um sich zu entwickeln. Dass Zeit in Ihrem beruflichen Alltag das kostbarste Gut nach Ihrer persönlichen Gesundheit ist, macht den Prozess des Vertrauensaufbaus nicht einfacher. Oftmals haben Sie den Eindruck, dass ein Mitarbeiter gerade dann mit einer schwierigen Frage zu Ihnen kommt, wenn es Ihnen gerade gar nicht passt. Doch genau in diesem Moment kommt es darauf an, wie Sie reagieren, denn Sie haben jetzt die Gelegenheit, aktiv am Vertrauensaufbau zu arbeiten. Sie können Ihren Mitarbeiter durchaus bitten, sich kurzzufassen. Atmen Sie tief durch, nehmen Sie sich die paar Minuten Zeit, und hören Sie sich konzentriert an, was er Ihnen sagen will. Dadurch vermitteln Sie, dass Sie für Ihre Mitarbeiter da sind, dass Sie ansprechbar sind. Es ist für Ihre Mitarbeiter wichtig, dass Sie ein offenes Ohr für sie haben. Das ist die Basis für den Aufbau und den Erhalt einer vertrauensvollen Beziehung.
Das Hotdog Beispiel
Am Imbissstand gegenüber dem Gebäude der Vereinten Nationen in New York holte ich mir oft in der Mittagspause Kaffee, Donuts und Frankfurter Würstchen. Es bildeten sich gerade zur Mittagszeit längere Schlangen, und deshalb gingen auch einige Kunden zu anderen Ständen. Das Problem für den Imbissbesitzer war, dass der Kassiervorgang in seinem Ein-Mann-Betrieb zu lange dauerte. Schliesslich stellte er eine kleine Kasse auf seiner Theke auf und vertraute darauf, dass seine Kunden auch bezahlten. Als ich den Besitzer einmal fragte, ob das nicht etwas riskant wäre, sagte er mir, dass die Kunden mehr bezahlten und mehr Trinkgeld gaben als vorher. Was ihn am meisten freute, war, dass er jetzt fast doppelt so schnell arbeiten konnte wie vorher. Ausserdem gefiel es seinen Kunden, dass er ihnen vertraute, und sie kamen gerne wieder – so wie ich.
Checkliste: Vertrauen gewinnen
Mit dieser Checkliste können Sie an der Vertrauensbildung arbeiten, denn Vertrauen gewinnen und zeigen ist für eine erfolgreiche und wirkungsvolle Führungsarbeit unabdingbar.
- Ist das, was Sie Ihren Mitarbeitern sagen, auch das, woran Sie sich halten?
- Kommen Ihre Mitarbeiter in für sie schwierigen Situationen zu Ihnen und suchen Ihren Rat und Ihre Unterstützung?
- Stehen Sie hinter Ihren Mitarbeitern, auch wenn diese Fehler machen?
- Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihre eigenen Fehler und sagen Sie das auch so Ihren Mitarbeitern?
- Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mitarbeiter, hören Sie ihnen ausreichend zu und haben Sie ein offenes Ohr?