Loslassen: Veränderungen erfolgreich bewältigen
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Weshalb sich Menschen mit Veränderungen so schwertun?
Einerseits stellen Veränderungen immer einen Verlust der aktuellen Situation dar und können als Angriff auf das Vertraute empfunden werden. Andererseits bedeutet Veränderung oft, dass nicht auf alt Bewährtes zurückgegriffen werden kann. So kann sich Unsicherheit und Angst vor dem Unbekannten ausbreiten. Mitarbeitende ziehen sich zurück, gehen in die «Opfer-Rolle» und nehmen die Veränderung als Bedrohung wahr – all dies führt zu Stress und einer Fehlbelastung. Wenn diese lange anhält, kann der Stress chronisch werden und Krankheiten auslösen.
Damit dies nicht geschieht und Veränderung als bedeutungsvolle Herausforderung verstanden wird, braucht es drei wirkungsvolle Führungsqualitäten. Diese kommen vor allem an einem ganz spezifischen Punkt im Veränderungsprozess zum Zuge. Deshalb beantworten sich erfolgreiche Führungskräfte fortlaufend die folgende Frage.
Wo stehen die Mitarbeitenden im Veränderungsprozess?
Nach Prof. Dr. Richard K. Streich durchläuft jeder Menschen, der einer Veränderung gegenübersteht, 7 Phasen. Erfolgreiche Führungskräfte zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich bewusst sind, wo der oder die Mitarbeitende im Veränderungsprozess steht. Nur so kann das nützlichste Verhalten gegenüber den Mitarbeitenden gezeigt werden.
Die 7 Phasen der Veränderung:
- Phase: Schock (Klarheitsverlust, Angst und Sicherheitsverlust)
- Phase: Ablehnung (Aggression/Widerstand, Abwarten, Vermeidung)
- Phase: Rationale Einsicht («Ja, aber…»-Phase)
- Phase: Emotionale Akzeptanz (Loslassen von der Vergangenheit, Veränderung akzeptieren)
- Phase: Lernen (Ausprobieren, Neugierig auf Neues)
- Phase: Erkenntnis (Erste Erfolge, Sinnsuche, Veränderung ist auch etwas Gutes)
- Phase: Integration (Routine mit den neuen Anforderungen und Verhaltensweisen)
Beispielsweise kann eine Person die Veränderung durch die Covid-19-Pandemie wie folgt beschrieben haben: «Anfänglich konnte ich die Auswirkungen von Corona gar nicht glauben. Alles erschien mir surreal. Nach der ersten Woche im Homeoffice fing ich langsam an zu realisieren. Unwissend, wie lange die Situation noch anhalten würde, fühlte ich mich ziemlich verunsichert. Obwohl ich einsah, dass es wichtig ist jetzt zuhause zu bleiben, fühlte ich mich in meinem Handeln bevormundet. Ich vermisste meine Arbeitskollegen und die vielen spontanen Kontakte. Ich war sehr einsam und traurig. Dennoch blieb ich optimistisch, richtete mir mein Homeoffice ein und machte mich vertraut mit den Online-Meeting-Tools. In der dritten Woche im Homeoffice erkannte ich langsam einige Vorteile: Ich sparte Zeit für den Arbeitsweg, konnte mit der Familie Mittagessen und ging am Abend regelmässig Joggen. Nach weiteren zwei Wochen fühlte ich mich in meiner neuen Situation sehr wohl. Doch dann verkündete mein Arbeitgeber, dass wir in einer Woche wieder ins Office kommen sollen. Ich kann diesen Entscheid überhaupt nicht nachvollziehen…»
LOSLASSEN VON DER VERGANGENHEIT – der zentrale Erfolgsfaktor
Das Beispiel zeigt, bevor wir uns ins Neue reinwerfen, müssen wir die aktuelle Situation akzeptieren und von der Vergangenheit loslassen. In Phase 4 «emotionale Akzeptanz» entscheidet sich somit, ob die Veränderung als Herausforderung oder als Bedrohung wahrgenommen wird. Und damit entscheidet sich auch, ob die Veränderung nützlich verwertet wird oder in Enttäuschung und Misserfolg endet. Führungskräfte können ihre Mitarbeitenden in dieser Phase des Loslassens massgeblich unterstützen. Und genau mit diesem Tun heben sich erfolgreiche Führungskräfte in drei spezifischen Qualitäten ab.
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Drei zentrale Führungsqualitäten
1. Sie stehen immer zur Verfügung
Jede Veränderung ist anspruchsvoll. Mitarbeitende müssen sich auf ihre Führungskraft verlassen können. Deshalb stehen erfolgreiche Führungskräfte ihren Mitarbeitenden immer zur Verfügung, hören zu und zeigen Interessen. Sie greifen jedoch nicht kontrollierend ein oder wollen sie antreiben in die nächste Veränderungsphase zu gehen. Im Gegenteil, sie sind sich bewusst, dass jede Veränderung Zeit braucht und mit kleinen Schritten beginnt.
2. Sie helfen beim Trauern
Loslassen von der Vergangenheit bedeutet Abschiednehmen von vertrauten und geschätzten Dingen. Phase 4 kann somit eine wochen- bis monatelange Trauerphase sein, die mit Gefühlen der Wut, des Zweifels und der Einsamkeit einhergehen kann. Was vielen nicht bewusst ist - Trauer hat eine positive Funktion. Menschen trauern, um loszulassen und sich auf Neues einlassen zu können. Erfolgreiche Führungskräfte haben dieses Wissen und unterstützen ihre Mitarbeitenden beim Trauern, indem sie ihnen beistehen, zuhören und nicht versuchen die Person aus dieser Phase herauszureissen. Dafür muss die Einstellung einer Person nicht gutgeheissen werden, jedoch nachvollzogen werden können. So kann authentisches Mitgefühl gezeigt werden.
3. Sie sorgen für positive Aufregung
Beim Loslassen von der Vergangenheit zeigen Mitarbeitende hier und da ersten Optimismus. Das braucht viel Mut. Dies anerkennen und loben erfolgreiche Führungskräfte, hören aufmerksam zu und intervenieren nicht. Gleichzeitig übernehmen sie die Vorbildfunktion, indem sie ihre Mitarbeitenden daran teilhaben lassen, wie aufregend sie die Veränderung empfinden. Dies sorgt für optimistische Aufregung und positive Gefühle. In diesem Zustand beschäftigen sich Menschen nicht mit Problemen, sondern arbeiten voller Motivation auf die Lösung hin.
Aber Vorsicht, nur wer für die Veränderung brennt, wird authentisch und glaubwürdig wahrgenommen. Die Veränderung beginnt also immer bei der Führungskraft selbst! Dazu gehört auch das Loslassen von der Vergangenheit, indem man sich selbst im Trauern übt. Wer schneller ans Ziel kommen will, nutzt dafür die Unterstützung eines Führungskräfte-Coachs.
Diese 3 Führungsqualitäten sind zur erfolgreichen Bewältigung von Veränderungen unerlässlich. Gleichzeitig fördern sie die Widerstandsfähigkeit der Mitarbeitenden nachhaltig.
Referenz & Literarturempfehlung: Streich, R. K. (2016). Fit for Leadership. Führungserfolg durch Führungspersönlichkeit. Wiesbaden: