Coaching und betriebliches Mentoring: Eine Frage der Haltung
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Coaching und betriebliches Mentoring
Herausforderungen kennt jeder von uns, insbesondere in der heutigen schnelllebigen Welt. Das Leben kann sich sowohl durch persönliche Erlebnisse wie einen Jobverlust als auch durch weitreichende Phänomene wie eine Pandemie schlagartig verändern. Solche Veränderungen kommen oft aus dem Nichts und mit voller Wucht. Das, was bleibt, sind unsere Gedanken und Gefühle und die Frage, wie wir damit umgehen.
Unerwartete Veränderungen – Chancen und Tücken
Veränderungen, die uns von heute auf morgen überraschen, bringen eine Vielzahl an Unsicherheiten mit sich. Gerade im Umgang mit Situationen, in denen die Zukunft ungewiss und die Konsequenzen für uns und die Allgemeinheit unklar sind, tun wir uns schwer. Denn der Mensch bevorzugt Fakten und Tatsachen, auf die er sich verlassen kann. Auch sehnt er sich nach Klarheit und schnellen Antworten. Doch das ist leider – oder vielleicht auch zu unserem Glück – nicht die Realität. Wir müssen Ungewissheiten aushalten, auf Unerwartetes reagieren und uns stets an neue Gegebenheiten anpassen.
Am Beispiel der Corona-Krise lässt sich gut verdeutlichen, welche Aspekte schlagartige Veränderungen mit sich bringen. Die Auswirkungen des Virus sind gravierend und die längerfristigen Folgen (noch) schwer abschätzbar. Dies löst bei vielen von uns Sorgen und Unsicherheiten aus. Wir gehen einen Weg, ohne zu wissen, wo er hinführt. Auch der Verzicht auf Gewohnheiten und Dinge, die wir kennen und lieben, fällt manchmal nicht einfach und kann zu Stimmungstiefs und mangelndem Wohlbefinden führen. Das Erlebte lädt jedoch gleichzeitig dazu ein, aus dem eigenen Gärtchen auszutreten und einen Blick auf das grosse Ganze zu werfen, was ein Gefühl der Zusammengehörigkeit erzeugt. Gleichzeitig führt die Einschränkung des gesellschaftlichen Lebens zu einer Art Entschleunigung, von der wir persönlich profitieren können. Wir haben Zeit für uns und unsere Liebsten, für neue Aktivitäten und Dinge, die wir schon lange ausprobieren wollten. Die Distanz ermöglicht uns, kreativ zu sein und unsere Ideen und Träume zu verwirklichen. Auch Neuorientierungen und Zukunftsgedanken bekommen Raum, wofür im bisherigen, hektischen Alltag womöglich kein Platz gewesen wäre.
In Zeiten wie diesen, wo wir grossen Veränderungen und ihren Chancen und Tücken begegnen, tut sich einiges mit und in uns. Egal, wie und wo wir stehen: Ein Gegenüber, das uns auf unserem Weg begleitet, kann wertvoll und unterstützend sein.
Als Coach bzw. betriebl. Mentor/-in Veränderungen begleiten
Zwei Beratungs- bzw. Begleitungsformate, deren Bedeutung je länger, je mehr wächst, sind Coaching und betriebliches Mentoring. Warum dem so ist, soll anhand der folgenden drei Fragen näher beleuchtet werden.
Was sind Coaching und betriebliches Mentoring?
Coaching und betriebl. Mentoring sind zwei Formen von Beratung bzw. Begleitung. Im klassischen Sinne ist mit «Coaching» eine zeitlich begrenzte Begleitung von Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationen gemeint, bei welcher der Coach durch den Prozess führt und der Kunde/die Kundin die Inhalte und Ziele bestimmt. Unter «betrieblichem Men-toring» wird eine umfassende Form der betrieblichen Begleitung verstanden, bei welcher der/die betriebl. Mentor/-in (meist eine organisationsinterne Person) in drei unterstützenden Rollen unterwegs ist: als Coach, Berater/-in und Trainer/-in.
Coaching und betriebliches Mentoring: Sowohl beim Coaching als auch beim betriebl. Mentoring liegt der Fokus auf der Begleitung von Personen in Lern-, Veränderungs- und Entwicklungsprozessen. Dabei geht es um die Bearbeitung von arbeitsplatzbezogenen Fragestellungen, die oft auch Berührungspunkte zu persönlichen Themen haben – schliesslich lassen sich Job- und Privatleben nicht immer ganz so gut trennen, wie wir das meist gerne hätten.
Coaches und betriebl. Mentor/-innen fördern daher sowohl die berufliche als auch die persönliche Entwicklung, indem sie gemeinsam mit dem Kunden/der Kundin das jeweilige Anliegen ausleuchten, Situationen und Ziele klären, neue Impulse geben und mithilfe verschiedener Tools und Methoden individuell passende und nachhaltige Lösungen entwickeln.
Warum ist dies – gerade jetzt – so wichtig?
Insbesondere in ungewohnten, stürmischen Zeiten sind wir Menschen dankbar für ein (unter-)stützendes Gegenüber, das uns hilft, herausfordernde Situationen oder Veränderungen zu bewältigen. Seien es Belastungsgefühle aufgrund von Jobunsicherheit, Schwierigkeiten bei der Vereinbarung von Beruf und Familie oder ein aufkommender Wunsch nach einem beruflichen Wandel: Coaches und be-triebl. Mentor/-innen sind im Umgang mit Veränderungen die richtigen Ansprech-personen. Mit ihnen lässt sich herausfinden, wo und warum der Schuh drückt und wie dies behoben werden kann.
Was uns Menschen allerdings oft nicht bewusst ist, ist die Tatsache, dass wir die Lösung zum Problem in der Regel bereits in uns tragen – meist verborg hinter einer verschlossenen Tür. Coaches und betriebl. Mentor/-innen leisten Hilfe zur Selbsthilfe, indem sie ihren Kundinnen und Kunden helfen, diese Tür aufzuspüren und den dazugehörigen Schlüssel zu zücken. Auch später im Prozess, wenn der Schlüssel mal im Schloss klemmen sollte, wird gemeinsam geschaut, wie der Zugang zur versteckten Lösung sichergestellt und optimiert werden kann.
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Welche Werkzeuge eignen sich?
Coaches und betriebl. Mentor/-innen können in ihren Begleitungsprozessen auf eine breite und vielfältige Palette an Tools und Methoden zurückgreifen. Im Hinblick auf die Lösungsarbeit gibt es drei wertvolle Coaching-Werkzeuge, die insbesondere bei herausfordernden Situationen oder anspruchsvollen Veränderungen wirksam sind:
- Haltungsentwicklung: Zu Beginn einer Begleitung sind Kundinnen und Kunden oft stark auf die herausfordernde Situation bzw. das Problem fokussiert. Um sie denk- und handlungsfähig zu machen, ist es wichtig, sie vom Problem hin zur Lösung zu führen. Denn durch die Entwicklung einer lösungsorientierten (Grund-)Haltung können Veränderungen gestärkt und aus eigener Hand angegangen werden.
- Perspektivenwechsel: Das Einnehmen einer anderen, neuen oder vielleicht auch bislang fremden Perspektive
ermöglicht dem Kunden/der Kundin, die eigene Situation aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Dies kann zu persönlichen Erkenntnissen und zur Erweiterung der zur Auswahl stehenden Handlungsoptionen führen.
- Stärken- und Ressourcenaktivie-rung: Jede Person verfügt über eine grosse Schatzkiste an Stärken und Ressourcen – welche dies sind, ist individuell. Durch gezieltes Fragen können diese Stärken und Ressourcen aktiviert und dadurch sicht- und nutzbar gemacht werden. Darüber hinaus kann auch das Aufbauen neuer Ressourcen im Umgang mit Herausforderungen stark machen.
Wie bereits einleitend erwähnt, ist in herausfordernden Zeiten flexibles Verhalten gefragt. Wir müssen mit unangekündigten und komplexen Ereignissen umgehen können – und das ohne Umwege und innert kürzester Zeit. Dieses Verhalten ist auch für das Coaching bzw. das betriebl. Mentoring von Bedeutung, sowohl auf der Seite des Coaches als auch auf der Seite der Kundinnen und Kunden. Doch was bedeutet es genau, sich flexibel oder auch «agil» zu verhalten?
Agiles Verhalten – eine Mischung aus Methodik und Haltung
Agilität ist ein Schlag- und Trendwort, von welchem man nach wie vor viel liest, hört und sieht. Durch diese Popularität wird Agilität zunehmend als Allheilmittel wahrgenommen. Häufig wird der Begriff allerdings zu kurz gefasst.
Grundsätzlich beschreibt Agilität die Fähigkeit eines Systems, flexibel auf die komplexen Veränderungen der Aussenoder Innenwelt zu reagieren – sprich, anpassungsfähig und wendig zu sein. Bei Agilität in Unternehmen wird in erster Linie an innovative Prozesse und agile Metho den gedacht. Was dabei oft vergessen geht, ist der Aspekt der Haltung.
Diebold, Küpper und Zehler (2015) sprechen beim Agilitäts-Begriff von einer Symbiose aus Technik und Kultur und differenzieren diese zwei Teilaspekte wie folgt:
- Technische Agilität: umfasst den Einsatz agiler Methoden (z.B. Scrum) sowie deren verschiedene agile Praktiken (z.B. Daily Stand-Up).
- Kulturelle Agilität: beschreibt das Leben und die Verinnerlichung von agilen Denkweisen, Werten und Prinzipien (z.B. Verantwortung, positive Fehlerkultur, Zuversicht).
Der Ausdruck «Symbiose» verdeutlicht, dass diese zwei Arten von Agilität eng miteinander verknüpft bzw. voneinander abhängig sind. Im übertragenen Sinne bedeutet dies: Agiles Vorgehen, also das «methodische Können» im Umgang mit komplexen Veränderungen, setzt das Vorhandensein einer agilen Haltung voraus – und umgekehrt.
Coaching und betriebl. Mentoring – mehr als Tools und Methoden
Dies gilt auch für Begleitungsprozesse: Gute Coaches bzw. betriebl. Mentor/-innen verfügen über einen Rucksack an Methoden, die sie bei der Begleitung von Personen, z.B. im Umgang mit herausfordernden (Lebens-)Situationen, wirkungsvoll einzusetzen verstehen. Die Haltung, mit der sie dem Gegenüber begegnen, spielt aber eine noch viel entscheidendere Rolle – sowohl in Bezug auf die Beziehungsqualität als auch im Hinblick auf die Unterstützung der Haltungsentwicklung der Kundinnen und Kunden. Mit anderen Worten: Auch das Coaching bzw. das be-triebl. Mentoring umfasst mehr als Tools und Methoden. Wichtig ist das (Vor-)Leben einer Coachinghaltung, welche die eingesetzten Werkzeuge zum Gedeihen bringt und damit das Gegenüber im Umgang mit Veränderungen unterstützt.
Der Weg zum offenen, agilen Mindset
Verhalten wir uns «agil», so sind wir gerade in herausfordernden Zeiten in der Lage, mit Hürden und Hindernissen umzugehen. Die Entwicklung einer agilen Haltung, auch «agiles Mindset» genannt, kann mithilfe eines Coachings oder be-triebl. Mentorings gefördert werden. Durch das Einnehmen einer offenen und lösungsorientierten (Grund-)Haltung und den Fokus auf das, was gelingt, können wir stürmischen Zeiten standhalten und damit erfolgreich unterwegs sein. Was es dafür jedoch braucht, ist eine Portion Mut und die Bereitschaft, neue Schritte zu wagen. Denn nur so können wir positive Erfahrungen machen – und uns weiterentwickeln.