Rede schreiben: Mit dem Rhetorik-Dreieck alle Aspekte beachten
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Eine Rede halten – auch heute von Bedeutung
Die Kommunikationsstile haben sich gewandelt. Dank der neuen Kommunikationskanäle, wie WhatsApp, Twitter, E-Mail und Co, hat sich nicht allein die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht (ein wenig) verringert. Nein, meist sind die Nachrichten auch sehr kurz.
Trotz dieses Wandels bleibt ein Kommunikationsmittel weiterhin von grosser Bedeutung: Die Rede. Ob Sie eine Rede halten, um die Projektergebnisse der gesamten Abteilung mitzuteilen. Oder als Redner auf einem Kongress auftreten. In beiden Fällen sehen Sie sich Ihrem Gesprächspartner gegenüber – und zwar nicht nur einem, sondern gleich mehreren.
Dies fordert heraus. Denn zum einen, heisst es, Ihre Informationen ausführlicher, dabei prägnant und packend mitzuteilen. Zum anderen treten Sie vor ein Publikum, das sofort auf Ihre Rede reagiert. Deshalb ist es sinnvoll, Ihre Rede gut vorzubereiten. Schreiben Sie also eine gelungene Rede. Mit dem Rhetorik-Dreieck behalten Sie dabei alle wichtigen Aspekte im Blickfeld.
Schreiben Sie Ihre Rede mit Selbstbewusstsein
Bevor Sie ans Formulieren gehen, verinnerlichen Sie sich zwei Punkte:
- Sie haben etwas zu sagen.
- Das Publikum will hören, was Sie zu sagen haben.
Diese beiden Punkte vermögen das eigene Lampenfieber zu reduzieren. Denn Lampenfieber tritt gerne schon im Vorfeld einer Rede auf. Manches Mal sogar schon beim Schreiben der Rede – und aktiviert vielleicht eine Schreibblockade.
Deshalb notieren Sie sich die beiden Punkte auf ein Post-It. Kleben Sie das Post-It an Ihren Bildschirm, um es bei Verunsicherung und einer Schreibblockade sofort vor Augen zu haben. Und dann, dann kann es mit Begeisterung und vor allem gestärkten Selbstbewusstsein losgehen.
Eine Rede schreiben mit dem Rhetorik-Dreieck
Drei Aspekte spielen eine grosse Rolle, um erfolgreich eine Rede zu halten – und natürlich im Vorfeld zu formulieren und zu schreiben:
- Sie, der Redner
- das Thema und somit der Inhalt der Rede
- die Zuhörer und das Publikum
Diese drei Aspekte bedingen sich gegenseitig. Deshalb kann von einem Dreieck gesprochen werden.
Widmen Sie sich beim Schreiben nacheinander diesen drei Aspekten.
Aspekt 1: Sie als der Redner
Sie als Redner stehen im Mittelpunkt. Daran knüpfen sich unausgesprochene Erwartungen des Publikums – über Ihre Person, Ihre Expertise, Ihre Informationen, Ihren Kommunikations-Stil und Ihre Motivation, diese Rede zu halten. Einzelne Zuhörer im Publikum fragen sich vielleicht:
- Wer ist der Redner?
- Welche Kompetenzen weist der Redner über dieses Thema auf?
- Über welches Wissen verfügt er?
- Was kann der Redner zum Thema beisteuern?
Abhängig vor welchem Publikum Sie Ihre Reden halten werden, müssen Sie mehr oder weniger Informationen über Ihre Person beisteuern. Im Unternehmen werden Ihre Kollegen und Vorgesetzten Sie kennen. Bei einer Tagung ist dies jedoch nicht der Fall. Das Publikum weiss «nur», was in der Tagungsbroschüre über Sie steht.
Deshalb ist es sinnvoll, auch ein wenig über Ihre Person nachzudenken. Notieren Sie:
- Ihre Kompetenzen und Ihr Know-How zum Thema der Rede.
- Ihren Bezug zum Thema: Persönliche Erfahrungen, Studien, Forschungen, Visionen, Erkenntnisse.
- Ihre Motivation, sich mit diesem Thema zu befassen: Lösungen anzubieten, neue Sichtweisen zu präsentieren und die eigene Begeisterung zu teilen.
Binden Sie diese Informationen geschickt in Ihre Rede ein – beispielsweise
- Erzählen Sie (ein wenig) über Ihren Background. «Seit 10 Jahren arbeite ich als Ingenieur in der Autobranche. Mir sind all die Höhen und Tiefen bekannt. Und wie Sie, sehe ich mich eine der grössten Herausforderungen gegenüber: Mobilität erhalten und gleichzeitig das Pariser Klimaabkommen umzusetzen…»
- Starten Sie die Rede mit persönlichen Erfahrungen. «Viele hier im Saal haben es in der eigenen Kindheit noch erlebt: Autofreie Strassen. Ich habe noch ein Bild vor Augen, wie wir – das waren um die 20 Kinder – auf den Strassen Ball spielten und herum rannten. Heute ist dies ja undenkbar. Und obwohl niemand das Auto verteufeln will, ist es an der Zeit umzudenken. Mobilität muss anders gestaltet werden…»
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Aspekt 2: Ihre Zuhörer – das Publikum
Stimmen Sie sich auf Ihr Publikum ein. Denn Ihre Rede soll Ihre Zuhörer genau dort abholen, wo es steht. Führen Sie deshalb eine Zielgruppenanalyse für Ihr Publikum durch, indem Sie verschiedene Punkte prüfen.
Das Wissen der Zuhörer
- Welchen Background hat die Mehrheit Ihrer Zuhörer?
- Welches Wissen und welche Informationen können Sie somit voraussetzen?
- Was müssen Sie dagegen erläutern?
- Welche Bereiche Ihres Themas müssen Sie ausführlich darlegen?
- Welche Fachwörter können Sie verwenden oder nicht verwenden?
Die Motivation der Zuhörer
- Mit welcher Motivation sitzt (wohl) der einzelne Zuhörer im Publikum?
- Welches Interesse besitzt er an Ihrem Thema?
- Welche Erfahrungen bringt er mit, die seine Motivationen stärken?
Die Fragen der Zuhörer
- Mit welchen Fragen kommt der Zuhörer zu Ihrem Vortrag?
- Auf welche Probleme sucht er Antworten?
- Was möchte er lernen und erfahren?
Aspekt 3: Der Inhalt des Themas
Widmen Sie sich dem letzten Aspekt des Rhetorik-Dreiecks: Dem Inhalt Ihrer Rede. Fokussieren Sie
- den Schwerpunkt. Mit welcher Frage blicken Sie auf das Thema? Welche Kernaussage möchten Sie herausstellen?
- die Informationen. Welche neuen Fakten wollen Sie mitteilen? Mit welchen Daten wollen Sie diese Informationen untermauern?
- die Struktur. Wie wollen Sie Ihre Rede aufbauen? Welcher Argumentationskette sollen die Zuhörer folgen?
- die Emotionen. Welche Gefühle (Begeisterung, Neugierde etc.) wollen Sie im Publikum wecken? Welche Gefühle der Zuhörer (Angst, Unsicherheit etc.) wollen Sie aufgreifen und durch Ihre Rede wandeln?
- die Handlung. Was wollen Sie mit Ihrem Thema beim Publikum bewirken? Wie soll es anschliessend aktiv werden?