Kundenmanagement: 3 Tipps stoppen die Eskalation
Passende Arbeitshilfen
Nicht vergessen - auch Sie sind Kunde
Sie selbst sind Kunde – und zwar jeden Tag. Ob Sie morgens ein süsses Teilchen beim Bäcker kaufen. Ihren Wagen an der Tankstelle mit Benzin befüllen. Ob Sie später online etwas bestellen. Ob Sie abends ins Kino gehen. Ob Sie den Kollegen einer anderen Abteilung um Informationen bitten – auch in solch einem Fall sind Sie Kunde, ein interner Kunde.
In all diesen Momenten, in denen Sie in die Rolle des Kunden schlüpfen, geschieht ganz viel auf einmal: Sie erwarten
- einen guten Service bei der Beratung, der Bestellung und der Lieferung,
- eine einwandfreie Dienstleistung und/oder Ware,
- die Qualität, die Ihnen zugesagt wurde und die Sie bestellt haben,
- mit Ihren Anfragen, als auch Beschwerden Gehör zu finden und zufriedenstellende Lösungen zu erhalten.
- von Ihrem Kollegen Unterstützung und eine gute Zusammenarbeit.
Wieder und wieder sammeln Sie somit Erfahrungen als Kunde. Viele davon sind positiv. Manche auch negativ. Leider.
Kundenmanagement: Der wütende, aggressive Kunde
Bei negativen Kundenerfahrungen poppen viele Gefühle und Gedanken auf. Manches Mal so arg, weil der Kundenservice zu wünschen übriglässt, dass die eigentlich harmlose, berechtigte Reklamation eskaliert. Sie kennen es. Sie haben es selbst erlebt. Sie sind somit ein Experte und wissen genau, was Sie sich in diesem Moment als Kunde wünschen und nicht wünschen.
Und genau dieses Wissen dürfen Sie im Kontakt mit den Kunden Ihres Unternehmens anwenden. Manches Mal gelingt Ihnen dies ganz hervorragend. Allerdings gibt es auch Situationen, in denen die Interaktion mit dem Kunden eskaliert. Der Kunde tritt „plötzlich“ aggressiv auf. Der Kunde ist wütend. Dennoch – und dies ist ganz entscheidend – der Kunde ist noch nicht verloren. Der wütende, aggressive Kunde spricht mit Ihnen. Er ist in einen Dialog mit Ihnen getreten. Zweifelsfrei ist der Dialog in diesem Moment geprägt von starken negativen Gefühlen, vielleicht auch Wutausbrüchen, aber der Kunde kommuniziert mit Ihnen.
Solch eine Kommunikation ist viel wert, sehr viel wert. Das wissen Sie. Aber (!), eigentlich wäre Ihnen ein nicht-aggressiver Kunde lieber. Verständlich. Dafür können Sie, als auch Ihr Unternehmen viel tun. Sorgen Sie für eine gute Kundenbeziehung.
So stoppen Sie die Eskalation mit dem Kunden: 3 Tipps für das optimale Kundenmanagement
Alles hat eine Vorgeschichte, auch die eskalierende Interaktion mit dem Kunden. Deshalb ist es wichtig, sich drei Bereiche der Kunden-Interaktion mal genauer anzusehen:
- Den Kundenservice in all seinen Facetten
- Die beginnende Interaktion des Kunden: Beratung, Bestellung, Lieferung, Reklamation
- Die Eskalation
Analysieren Sie die einzelnen Bereiche. Setzen Sie Ideen der Optimierung frei. Nutzen Sie die folgenden Tipps auch als Anregungen, um zu prüfen, was gut läuft oder verbessert werden kann.
Passende Produkt-Empfehlungen
Tipp 1: Den Kundenservice unter die Lupe nehmen
Betrachten Sie sich den Kundenservice Ihres Teams, Ihrer Abteilung und des Unternehmens einmal ganz gezielt – und zwar aus der Sicht des potenziellen Kunden. Sie sind also nicht mehr allein Mitarbeiter und Kollege, Sie sind für den Moment der Analyse ein potenzieller Kunde in Ihrem eigenen Unternehmen.
Fragen Sie sich:
Aus der Sicht des potenziellen Kunden:
- Mit welchem Service wären Sie als Kunde in Ihrem Unternehmen zufrieden?
- Welcher Service würde Sie als Kunde begeistern?
- Was empfänden Sie allerdings als störend?
- Was würde Sie verärgern und nerven?
- In welchen Bereichen würden Ihre Erwartungen nicht erfüllt?
- Was wäre für Sie ein No-Go?
- Was brächte den Kontakt, als auch die Interaktion zum Eskalieren?
- Was müsste geschehen, dass Sie als Kunde den Kontakt abbrechen, gar abwandern?
Aus der Sicht als Mitarbeiter:
- Was hindert Sie selbst als Mitarbeiter und Kollege daran, Ihr persönliches Kunden-Expertentum ein- und umzusetzen?
- Gibt es widersprüchliche Vorgaben?
- Gibt es keine klaren Kriterien, wie die Kundenbeziehung gestaltet werden soll?
- Ist die Aussage „Kunde ist König“ eher ein Lippenbekenntnis und findet keine Umsetzung im Handeln aller Beteiligten?
- Sind Ihnen im Umgang mit dem Kunden oftmals die Hände gebunden, d.h. können Sie beispielsweise keine Gutschriften ausstellen?
- Was benötigen Sie vom Team, Ihrem Vorgesetzten und dem Unternehmen, um einen zufriedenstellenden Kundenservice zu gewährleisten?
- Was sollte unbedingt verändert und optimiert werden, um Eskalationen vorzubeugen?
Tipp 2: Die Interaktion unter die Lupe nehmen
Ein Kunde tritt mit dem Unternehmen in Kontakt – und durchläuft dabei viele, viele Stationen. Jede dieser Stationen darf zur Kundenbindung genutzt werden. Einer Kundenbindung, die Eskalationen vorbeugen soll. Leider misslingt dies oft genug.
Der Kunde
- fühlt sich schlecht beraten, wenn überhaupt eine Beratung angeboten wurde und stattfand,
- empfindet die Anordnung der Waren verwirrend,
- erhält keine klaren Angaben über das Produkt und/oder muss im schlimmsten Falle sogar noch nach dem Preis suchen oder fragen,
- ist genervt darüber, dass es im Online-Shop
- unzureichende Filter gibt,
- beim Suchen und Blättern wiederholt die gleichen Produkte angezeigt werden,
- der Bestellvorgang viel zu umständlich ist.
Listen Sie deshalb einmal jede Station auf, die der Kunde durchläuft: Ob nun im stationären Einzelhandelsgeschäft vor Ort oder im Onlineshop. Unterziehen Sie die einzelnen Stationen einer Analyse. Fragen Sie sich:
- Wie einfach und mühelos kann sich der Kunde im Geschäft zurechtfinden?
- Wie gut, übersichtlich und informativ sind die Produkte angeordnet und ausgezeichnet?
- Wie viel geschultes Personal steht dem Kunden für Fragen zur Verfügung?
- Wie bedienungsfreundlich ist der Onlineshop: Suchoptionen, Bestellvorgang?
- Wie kann der Kunde bei welcher Station mit Ihnen in Kontakt treten?
- Welche Hemmnisse bei der Kontaktaufnahme gibt es – beispielsweise kostenpflichtige Servicenummern?
- Was würde Sie als eigener Kunden-Experten-Sicht an welcher Station verärgern?
- Was sollte verbessert und/oder verändert werden, damit die Interaktion mit dem Kunden nicht eskaliert – beispielsweise nur „Responder-Antworten“ schicken, ohne das Anliegen zu bearbeiten?
- Wie kann somit auf jeder Station eine Deeskalation eingeleitet werden?
Tipp 3: Die Eskalation unter die Lupe nehmen
Es ist passiert. Der Kunde ist wütend. Die Kommunikation und die Interaktion eskaliert. Sie sind jetzt gefordert. Zeigen Sie bei der Befriedung Fingerspitzengefühl:
- Ernst nehmen. Egal, ob es um einen Minibetrag von CHF 10 geht oder um eine Reklamation in Höhe von CHF 1.000, nehmen Sie die Beschwerde des Kunden stets ernst. Denn dem Kunden ist es wichtig, sonst würde er sich nicht an Sie wenden. Deshalb ist es auch Ihnen wichtig.
- Aktiv zuhören. Wut stört manches Mal die Kommunikation. Der Kunde mag dann nicht in der Lage sein, den Sachverhalt logisch zu erläutern. Oder ist wütend, weil er ihn erneut erklären muss. Hören Sie in beiden Fällen aktiv zu. Auch, wenn er Ihnen vorwirft „Dies habe ich alles schon dargelegt“.
- Sachverhalt klären. Fragen Sie gezielt nach. Wiederholen Sie Aussagen. Fassen Sie den Inhalt zusammen. Stellen Sie sicher, dass Sie den Kunden korrekt verstanden haben.
- Bedürfnis erfassen. Klären Sie, was der Kunde sich von Ihnen als Stellvertreter des Unternehmens wünscht. Eine Entschuldigung? Eine Richtigstellung? Eine Erstattung? Einen Umtausch? Einen Gutschein? Eine Gutschrift? Eine Zusage, wann das Produkt geliefert wird?
- Lösung anbieten und fixieren. Teilen Sie mit, was Sie tun werden, um das Problem zu lösen. Geben Sie dabei verbindliche Zusagen, aber nur solche, die Sie auch einhalten können. Ansonsten ist der nächste Eskalationsausbruch vorprogrammiert.