Schlagfertigkeit: 7 Tricks fürs gelungene Kontern
Brigitte Miller
Brigitte Miller ist freie Autorin und Journalistin. Seit 1990 schreibt sie für namhafte Verlage und Online-Portale im In- und Ausland zu den Themenbereichen Management, Mitarbeiterführung, Zeitmanagement, Kreativität und Selbstmanagement. In ihre Beiträge lässt sie nicht nur die vielen Tipps und Erfahrungen fliessen, die sie durch Gespräche und Interviews erhält, sondern auch persönliche Erkenntnisse, die ihr der Berufsalltag beschert.
Dumme Sprüche gibt es immer wieder…
Keiner entgeht ihnen: Den Besserwissern, Klugscheissern und Dumme-Sprüche-Klopfer. Auch Sie werden Ihr Fett schon oft genug abgekommen haben – und kennen vielleicht einige typische Beispiele:
- Erst Hirn einschalten, dann reden.
- Blondie hat eine Idee.
- Oh, Sie haben einen neuen Mantel. Waren Sie am Wochenende wieder auf dem Flohmarkt bummeln?
- Da hätte meine 4-Jährige Tochter eine bessere Präsentation gehalten.
- Sie arbeiten doch nur für den Papierkorb.
…schlagfertige Antworten aber auch
Nun gut, vielleicht klappt es nicht jedes Mal: Das gekonnt Kontern. Da ergeht es Ihnen wie mir und allen anderen. Meist ereilen uns die verbalen Attacken so plötzlich. Vielleicht sind diese auch gemein und unter der Gürtellinie. Da fällt dann nichts ein. Jedenfalls nicht sofort. Und Sie schweigen. Sie sind einfach sprachlos.
Ärgerlich, nicht wahr?! Eigentlich wollen Sie „zurück-schlagen“. Es dem anderen zeigen. Es ihm heimzahlen. Seine Gemeinheit, Beleidigung oder seinen dummen Spruch nicht einfach so herunterschlucken, sondern schlagfertig parieren.
Prima. Ihre Motivation ist hoch. Nur wissen Sie manches Mal einfach nicht wie. Obwohl Sie es sich so wünschen: Jeden dummen Spruch frech parieren zu wollen. Machbar ist dies. Alles, was Sie benötigen, ist einige Impulse und Anleitungen. Und ja, das auch: Übung.
Schlagfertigkeit stärken: 7 Tricks fürs freche Kontern
Schlagfertigkeit lässt sich trainieren. Das ist cool, oder?! Damit Sie nicht länger sprachlos bleiben, machen Sie sich mit den folgenden Tricks vertraut. Beginnen Sie erst einmal mit einem Trick, den Sie innerhalb einer Woche anwenden. Steigern Sie so nach und nach Ihr Schlagfertigkeits-Repertoire, bis Sie die einzelnen Tricks „fast wie im Schlafe“ einsetzen können. Freuen Sie sich über jedes gelungene Kontern.
Trick 1: An Angreifer schmoren lassen
Tja, das ist auch schlagfertig. Reagieren Sie einfach gar nicht. Das hat mit Sprachlosigkeit nichts zu tun. Lassen Sie die verbale Attacke einfach an sich abprallen. Es ist einfach herrlich zu beobachten, wie der Angreifer auf Ihre Reaktion lauert. Nur, die kommt nicht. Denn es ist definitiv Ihre Entscheidung, ob und wie Sie auf dumme Sprüche reagieren. Sie müssen (!) nicht die Erwartung des Angreifers erfüllen.
Falls Sie dennoch eine Reaktion zeigen möchten – wie wäre es
- hn kurz von oben nach unten ansehen,
- sich umdrehen und ihn einfach stehen lassen,
- im Meeting demonstrativ gähnen,
- zu dem Kollegen, der neben Ihnen sitzt, etwas sagen.
Trick 2: Schweigen Sie ihn nieder
Eine weitere Version, den Angreifer im Regen stehen zu lassen. Erneut nicht verbal reagieren. Ganz im Gegenteil. Demonstrativ nichts sagen. Damit Sie aber nicht das Gefühl haben „Jetzt bin ich wieder sprachlos“ sprechen Sie über Ihre KörperH#haltung, Ihre nonverbalen Signale, Ihre Körpersprache. Oder anders gesagt: Schlagfertig sein durch aktives nichts tun.
Probieren Sie es mit folgenden nonverbalen Signalen:
- Lächeln,
- anschauen,
- Kopf schütteln, nach dem Motto „Hier ist Hopfen und Malz verloren“,
- Seufzen mit dem Unterton „Sie Armer!“
- Achseln zucken,
- mit Blickkontakt an demjenigen vorbeigehen,
- und zum Schluss: Stets zur Tagesordnung übergehen.
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Trick 3: Themenwechsel
Noch einmal zur Verankerung: Sie müssen nicht auf den dummen Spruch des Angreifers in der Weise reagieren, wie es erwartet wird – wie beispielsweise
- sich zu verteidigen,
- zu erröten,
- wütend zu werden,
- sich zu rechtfertigen,
- etwas klar zu stellen.
Nein. Seien Sie kreativ. Wechseln Sie das Thema. Jedes Thema ist erlaubt.
Beispiel:
Ihr Kollege wirft Ihnen im Meeting die verbale Attacke an den Kopf „Schalte das nächste Mal erst einmal das Hirn ein, bevor du etwas zum Besten gibt. Sofern überhaupt eins vorhanden ist. Da hatte ich schon oft meine Zweifel.“
Themenwechsel:
- „Ach, du hast auch Zweifel, ob du die Vorgaben schaffst. Das ist ja interessant.“
- „Apropos einschalten. Hat gestern Abend jemand das Eishockey-Länderspiel eingeschaltet?“
- „Zum Besten geben. Da kenne ich einen guten Witz: Kommen …“
Trick 4: Nur zwei Wörter
In der Kürze liegt die Würze. Auch beim Thema Schlagfertigkeit. Zwei Wörter reichen völlig aus, um frech zu kontern. Und das Beste: Sie bringen damit den Gegner nicht allein aus dem Konzept, sondern zwei Wörter fallen Ihnen garantiert immer ein. Wie wäre es mit
- Ach was
- Wie reizend
- So so
- Voll krass
- Echt jetzt?
- Nicht wahr?!
- Sag bloss
- Sehr freundlich
- Nein, wirklich?!
Trick 5: Reden Sie einfach Nonsens
Jetzt wird es richtig kreativ. Kontern Sie mit allem, was Ihnen in den Sinn kommt. Ob Sprichwort, Zitat, Wetterprognose, Polit-Barometer oder die Zutaten für ein Rezept. Ihr Angreifer wird fassungslos und ungläubig dreinschauen. Vielleicht sogar fragen „Was sollte denn jetzt diese Antwort?“ Geniessen Sie diesen Augenblick.
Hier einige Anregungen:
- Hunde, die bellen beissen nicht.
- Eile mit Weile.
- Auch ein dummes Huhn findet mal ein Korn.
- Es hört doch nur jeder, was er versteht.
- Dummheit ist auch eine natürliche Begabung.
- Heute soll es 20 Grad im Schatten werden.
- Ein guter Kartoffelreibekuchen benötigt eins: Viel Muskat.
Trick 6: Nachfragen
Manche Situation verlangt ein besonderes Fingerspitzengefühl. Vielleicht teilt Ihnen der Stammkunde nach der Präsentation mit „Ihr Entwurf ist wirklich ohne jeglichen Pep“. Schweigen ist hier keine Alternative. Auch die „Zwei-Wörter-Strategie“ wenig ratsam. Denn Sie wollen den Kunden nicht verprellen, sondern auf eine sachliche Gesprächs-Ebene zurückfinden.
Deshalb fragen Sie einfach nach. Reagieren Sie auf das Wort, das Sie in der verbalen Attacke bzw. vermeintlichen Kritik am meisten getroffen hat – beispielsweise
- Der Entwurf ist ohne jeglichen Pep. Konter: Was heisst für Sie ohne Pep?
- Müssen Sie immer so impertinent sein. Konter: Was verstehen Sie unter impertinent?
- Die Daten sind langweilig aufbereitet. Konter: Was meinen Sie mit langweilig?
Trick 7: Jetzt gibt es ein Kompliment
Verblüffen Sie Ihren Gegner mit subtil verpackter Ironie. Verteilen Sie Komplimente. Fokussieren Sie dabei nicht den Inhalt der verbalen Attacke. Konzentrieren Sie sich auf den Rahmen – also die Worte, die Körpersprache des Gegners, sein Tonfall, seine Mimik. Sobald Sie Ihre schlagfertige Antwort gegeben haben, gehen Sie zur Tagesordnung über.
Beispiele:
- Sie sind so etwas von unfähig. Konter: So wundervolle Worte sprechen Sie aus.
- Was für einen Unsinn du wieder erzählst. Konter: Das hast du so toll formuliert.
- Von nichts eine Ahnung. Konter: Deine Weisheit steht dir ins Gesicht geschrieben.
