Selbstbewusst auftreten: Mit Authentizität und Charisma überzeugen

Heute geht es darum, dass Sie als Führungskraft in kürzester Zeit selbstbewusst auftreten können. Es ist wichtiger denn je, Kompetenz, Selbstbewusstsein und positive Energie auszustrahlen und dass Sie sich von den vielen anderen positiv abzuheben und eine einzigartige „Marke“ entwickeln. Sie wollen Ihr Gegenüber mit Ihrer individuellen Einzigartigkeit auf ehrliche und zugleich effektive Weise zu einem bleibenden guten Eindruck beitragen.

11.02.2025 Von: Matthias K. Hettl
Selbstbewusst auftreten

Einleitung zum Thema selbstbewusst auftreten

Noch vor wenigen Jahrzehnten war man bemüht, korrekt, seriös und in jeder Hinsicht angepasst an die gesellschaftliche Etikette aufzutreten. Bloss nicht auffallen! Denn das hiess mit hoher Wahrscheinlichkeit, unangenehm auffallen – mit anderen Worten, dass man sich blamierte. Dies zeigte sich angefangen bei einer beruflich wie privat relativ strengen Kleiderordnung bis hin zu engen Vorstellungen, was man zu tun und zu lassen hatte, dem Austausch von Höflichkeitsfloskeln sowie Hierarchie- und Rollen-„spielchen“. 

Es wurde erwartet, dass Sie sich in einer bestimmten Art benahmen und den Gegebenheiten der jeweiligen Umgebung unterordneten. Sie versteckten sich als Individuum hinter ihrer Rolle, und das war so gewünscht. Alle machten es. Es gehörte praktisch zum guten Benehmen einer ganzen Generation.

Verhaltenskodex

Die Folge eines solchen Verhaltenskodexes ist auf Dauer, dass sich nicht nur alle sehr ähnlich benehmen, sondern auch, dass man nach aussen hin zwar „funktioniert“, sich aber innerlich mehr und mehr „einsam“ fühlt. Denn das äussere Verhalten weicht zum Teil ja sehr deutlich von unserem inneren Befinden ab. Das ist es, was man „Rolle“ nennt. 

Wir tun das, was wir glauben, tun zu müssen, unabhängig davon, wie wir uns innerlich fühlen. Nur wenigen Menschen vertraut man sich an und zeigt sich, wie man wirklich ist. Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, in welchem Ausmass er sich völlig ehrlich zeigt oder eine Rolle spielt. In vielen Kreisen ist es nicht üblich, sich als Mensch mit Stärken und Schwächen zu zeigen. Auf die Frage: „Wie geht’s?“ sagen Sie grundsätzlich „Danke, gut“. Auch wenn es gar nicht stimmt, ganz besonders im beruflichen Umfeld.

Es kommt uns vor manchen Menschen oft mehr auf die Aussenwirkung an als auf die gefühlte Wahrheit. Denn wir fühlen uns irgendwie unangenehm oder unsicher, wenn andere etwas über unsere Schwächen und Probleme wissen. Was könnten sie von uns denken oder über uns reden? Vielleicht könnten sie es irgendwie gegen uns verwenden? Also versuchen wir, mit einem guten „Auftritt“ das Gesicht zu wahren, unsere beste Seite zu zeigen, möglichst perfekt und kompetent rüberzukommen – und hinter dieser „Rolle“ fühlen wir uns sicher. 

Im Inneren berühren

Diese Art des Umgangs ist gerade im Umbruch, denn die Menschen haben keine Energie und keine Lust mehr darauf, sich zu verstellen oder von einem Rollenkabinett umgeben zu sein. Wir sind von denen begeistert, die uns im Inneren berühren und beeindrucken. Wir wollen etwas Echtes, Wahrhaftiges und positiv Bleibendes hinterlassen.

Wenn wir unserem Gegenüber in Erinnerung bleiben möchten, dann müssen wir ihm Gelegenheit geben, neben einer guten Optik auch ein gutes Gefühl zu bekommen. Dazu müssen Sie ihn aber wirklich im Inneren erreichen, beeindrucken und bewegen. Und das geht nicht, indem Sie lediglich ein gesellschaftskonformes, perfektes Rollenspiel absolvieren und versuchen, auf der Verhaltensebene alles „richtig“ zu machen.

Einzigartige, wiedererkennbare „Marke“

Die Kunst liegt darin, durch ein unerwartet authentisches, lebendiges und ehrliches Auftreten unser Gegenüber schlagartig wach zu machen, ohne dabei so zu übertreiben, dass es ins Negative abrutscht. Wir können es wagen, uns zu zeigen, wie wir sind, denn das kommt mehr und mehr gut an. Mut zur Ehrlichkeit ist die Devise. Voraussetzung für einen so authentischen „Auftritt“ ist, dass wir mit uns selbst einigermassen im Reinen sind. 

Zumindest in dem Mass, dass wir zu dem, wie wir uns gerade fühlen, stehen können. Tun wir das nämlich nicht, so haben wir unweigerlich die automatische Tendenz, uns zu verstecken und zu verstellen, und das schmälert automatisch Ihre Ausstrahlung. 

Kein Mensch, keine Führungskraft hat nur Stärken oder nur Schwächen. Wir sind immer eine Mischung aus beidem und noch viel mehr. Menschen mit Charisma und einer starken Ausstrahlung versuchen erst gar nicht, jemand anders zu sein. Sie sind auf eine erfrischende Weise ganz und gar sie selbst. Und das ohne besonders schön oder genial zu sein. Jeder von uns ist „anders“, und wir sind lauter Einzelstücke. Aus dieser Individualität können Sie eine einzigartige, wieder erkennbare „Marke“ machen. 

Sympathisch und interessant wirken

Wie gelingt es Ihnen einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Schliessen Sie einfach kurz die Augen und überlegen Sie, wovon es für Sie abhängt, dass Sie einen bislang fremden Menschen im Erstkontakt innerhalb der ersten wenigen Sekunden positiv bewerten. Und zwar jetzt! Was macht einen Menschen sympathisch und interessant? 

Eines der Hauptkriterien, die immer wieder genannt werden, ist selbstbewusstes, freundliches, offenes Auftreten. Eins steht fest: Sie können nicht ihr eigener strengster Kritiker sein und zugleich selbstbewusst auftreten. Zumindest nicht zur gleichen Zeit. Wenn Sie übermäßig hohe Ansprüche an sich selbst stellen, verspannen Sie sich automatisch und wirken irgendwie verklemmt und verkrampft. Doch genau diese innere Anspannung steht Ihnen im Weg, wenn Sie selbstbewusst auftreten und einen positiven Eindruck hinterlassen möchten.

Wichtig ist also, dass Sie lernen, sich selbst leiden zu können, und zwar nicht nur ihre Stärken, sondern eben auch ihre Schwächen, damit Sie Ihr Gegenüber auch leiden kann. Denn warum sollte er es tun, wenn wir es schon selbst nicht machen? Gut rüberkommen bedeutet Selbstwertgefühl zu haben und Selbstbewusstsein zu zeigen.

Stärken vs. Schwächen

Es ist vielleicht eine Ihrer grössten Herausforderungen, dass Sie sich mitsamt Ihrer Schwächen mögen. Dabei sind Schwächen etwas, das Sie im Grunde selbst erfinden: Sie sehen etwas an sich, das Sie nicht können, was doch im Grunde ganz normal ist. Denn wer kann schon erwarten, alles zu können? Aber anstatt nach den Dingen Ausschau zu halten, die Sie gut können, die Ihnen leichtfallen und in denen Sie auf irgendeine Weise herausragend sind oder werden können, konzentrieren Sie sich möglicherweise auf irgendetwas, wovon Sie glauben, es können zu müssen und eben nicht können, und messen dem einen relativ grossen Wert bei.

So entsteht ein völlig verzerrtes Selbstbild. Je nachdem, auf was Sie sich fokussieren, können Sie sich also selbst für genial, für mittelmässig oder für unterdurchschnittlich halten. Und Sie hätten in jedem Fall Recht, denn es ist eine Sache des Blickwinkels. Doch macht es natürlich viel mehr Freude, dass Sie nach Ihren Stärken, Interessen, Begabungen und uns typischen, sympathischen Eigenheiten Ausschau zu halten. Das Ergebnis ist genauso wahr. Und von dort aus fällt es Ihnen möglicherweise leichter, Ihre weniger entwickelten Fähigkeiten einfach zu akzeptieren.

Konzentrieren Sie sich auf Ihre Stärken

Fakt ist jedenfalls: Je besser Sie „drauf“ sind, umso besser können Sie sich weiterentwickeln und dazulernen und andere positiv beeinflussen. Und je mehr Sie sich entwickeln, umso mehr strahlen Sie von innen heraus, haben eine positive Ausstrahlung und können selbstbewusst auftreten. Es ist Ihre eigene Entscheidung, ob Sie sich auf Ihre Schwächen oder auf Ihre Stärken konzentrieren, ob Ihr Weg anstrengend, dunkel und steinig ist – oder Sie den wählen, auf dem die Sonne scheint. 

Worauf haben Sie mehr Lust? Wie auch immer Sie sich entscheiden, diese Entscheidung beeinflusst massgeblich Ihr Selbstbewusstsein und Ihre Ausstrahlung. Ihr Selbstbewusstsein ist also nichts anderes als die Ansammlung der Annahmen über uns selbst. Und damit änderbar! Das Selbstbewusstsein ist eine Art innere Skala, wie sehr Sie sich mögen, mit allem Drum und Dran. Und die bestimmt nicht nur Ihre innere gefühlte „Grosswetterlage“, die strahlen Sie auch aus. Das heisst nicht, Ihre Schwächen verdrängen oder ignorieren, es heisst nur, kein Drama draus zu machen.

Selbstbewusstsein Übung

Machen Sie doch mal folgende Übung und stellen Sie sich dabei die Frage: Empfinden Sie sich als selbstbewusst? Auf einer Skala von 0 bis 10 – wo sind Sie da gerade? Wie fühlen Sie sich und zwar jetzt! Hm, werden Sie sagen, das ist schwer zu sagen? Es ist ja auch tagesformabhängig, nicht wahr? Die Sonne scheint, die Bäckereiverkäuferin hat uns besonders freundlich angelächelt, wir haben sofort einen perfekten Parkplatz gefunden – und schon würden Sie Ihr Selbstwertgefühl um ein paar Prozentpunkte höher einschätzen als an einem Tag, an dem gleich von früh an alles schiefgegangen ist und Sie vielleicht noch ein Vorgesetzter fachlich hart kritisiert hat. Und das, obwohl Sie doch der gleiche Mensch sind. Eigentlich seltsam, oder?

Daher gilt für Sie und sagen Sie das jeden Tag zu sich selbst: Mag dich selbst, sonst mag dich keiner! Es ist also ein lebendiges Wesen, dieses Selbstbewusstsein, und reagiert sensibel auf unsere Umgebung und unsere aktuellen Erfahrungen. Was aber machen Sie, wenn Sie nun mal nicht zu den Menschen gehören, deren Selbstliebe im oberen Drittel zuhause ist?  Dazu gibt es zwei Antworten: Erstens: Machen Sie sich nicht verrückt, wenn es mal nicht gut läuft. Der Verlauf einer Begegnung hängt nicht alleine von Ihnen ab, sondern von einer Vielzahl von Kriterien, die Sie unmöglich alle kontrollieren oder gar manipulieren können. Schliesslich hat der andere ja auch noch ein bisschen Mitverantwortung. 

Und wer sagt eigentlich, dass Sie ihn oder sie mögen werden? Wer sagt, dass Sie diese Person überhaupt sympathisch finden, wenn Sie diese gerade erst kennengelernt haben? Er oder sie kann sich ruhig auch ein bisschen anstrengen, denn der erste Kontakt ist ja schliesslich keine Einbahnstrasse. Und falls es Sie beruhigt: Es gibt durchaus auch so etwas wie „Bestimmung“. Wenn es sein soll, dann klappt es auch – mit Ihnen, wegen Ihnen oder trotz Ihnen. Selbst wenn Ihnen – aus Ihrer Sicht – irgendetwas Blödes passiert, kann es durchaus sein, dass Ihr Gegenüber gerade das ungeheuer sympathisch findet. Also denken Sie ruhig: „So wie ich bin, bin ich eben – mehr oder eben auch weniger selbstbewusst.“

Psychohygiene

Zweitens: An einem besseren Selbstwertgefühl kann man arbeiten. Es lohnt sich – nicht wegen den anderen und der Aussenwirkung, sondern für Sie selbst. Haben Sie es sich nicht verdient, dass Sie gut über sich denken? Dass Sie sich selbst der nächste und treuste Freund sind, den Sie haben? Je widriger die Situation ist, umso schwieriger ist es, liebevoll mit sich selbst zu sein. Allerdings ist es dann umso wichtiger.

Dass ist wie bei einem Freund, gerade, wenn es einem schlecht geht, braucht man ihn, nicht nur bei Sonnenschein. Sie können lernen, sich selbst so ein innerer bester Freund zu sein. Und dadurch wachsen ganz nebenbei auch Ihr Selbstbewusstsein und Ihre Aussenwirkung. Haben Sie Lust darauf? Alles, worauf Sie sich konzentrieren, wird in Ihrem bewussten Aufmerksamkeitsfokus grösser. Mit anderen Worten: Wenn Sie Ihr Selbstbewusstsein erhöhen wollen, dann sollten Sie sich sinnvollerweise als Erstes einmal eine Art „Positivliste“ von Ihnen erarbeiten, die Sie mit ehrlichen Gefühlen aufladen können. 

Positivliste Übung

Folgende Fragen helfen Ihnen dabei. Holen Sie sich was zu schreiben und stellen Sie sich ganz ernsthaft diese Fragen. Sie sind der erste innere Baustein zu einem guten Eindruck:

  • Was mögen Sie selbst an sich?
  • Was mögen Ihre Freunde an Ihnen?
  • Was könnte jemand an Ihnen gut, schön, sympathisch, faszinierend, interessant finden, der Ihnen wohlwollend gegenübersteht?
  • Was können Sie gut? Was konnten Sie mal gut?
  • Welche Eigenheiten machen Sie auf sympathische Weise aus?
  • Was an Ihrem Aussehen ist positiv oder zumindest akzeptabel?
  • Warum sind Sie ein guter Freund?
  • Auf was haben Sie wirklich Lust im Leben?
  • Welche Eigenschaften haben Sie, die allgemein als positiv bewertet werden?

 

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um sich mal selbst auf die Schulter zu klopfen und Ihre positiven Seiten anzuerkennen. Und schieben Sie bitte das Gefühl, „bescheiden“ sein zu müssen, möglichst mal kurz auf die Seite. Seien Sie einfach mal freundlich und grosszügig mit sich. Warum könnte man Sie also gern haben? Wofür respektieren und achten? Was alles sind Ihre Stärken? Die kleinen und die grossen? Nehmen Sie sich bitte ein paar Minuten Zeit dafür. Wenn Sie’s jetzt nicht tun, wer weiss, wann Sie das nächste Mal dazukommen. Jetzt!

Vorsicht Schwächen 

Wenn Sie bei diesen Fragen innerlich stumm bleiben und ratlos mit den Schultern zucken, sind Sie eindeutig zu streng mit sich und offenbar viel zu fokussiert auf Ihre Schwächen. Das ist eine sehr schlechte Angewohnheit, aber auch nicht mehr. Angewohnheiten können Sie ändern, wenn Sie nicht taugen. Bescheidenheit ist schön und gut, doch wenn Sie damit so übertreiben, dass Sie gedanklich kaum noch etwas Positives über sich zustande kriegen, dann hat das mit Bescheidenheit im positiven Sinne nichts mehr zu tun, sondern ist schlichtweg gemein sich selbst gegenüber.

Übermässige Strenge gegen sich selbst sollten Sie sich schleunigst abgewöhnen, wenn Sie auf andere Menschen einen guten Eindruck machen wollen. Strenge macht uns weder glücklich noch erfolgreich, sondern auf Dauer verkniffen. Ausserdem macht sie Falten. Und Sie strahlen diese Verkrampftheit auch aus. Um selbstbewusst zu sein, müssen wir keineswegs ein Held sein, wie ein Model aussehen oder den IQ von Einstein haben. Es reicht völlig, dass Sie sich Ihrer Eigenheiten auf entspannte und freundliche Weise bewusst zu sind. . 

Sind Sie fair 

Bei der Selbsteinschätzung fair mit sich zu sein bedeutet, dass Sie eben nicht nur innerlich an uns herumkritisieren und meckern, während Sie Dinge, die Ihnen leicht fallen, als zu ignorierende Selbstverständlichkeit ansehen. Das ist unfair Ihnen selbst gegenüber. Eine gute Selbsteinschätzung bedeutet auch anzuerkennen, was Sie gut können und warum jemand Recht hat, wenn er Sie mag. Sie bedeutet auch, dass Sie daran glauben, dass Sie es verdient haben, gemocht und geachtet zu werden.

Überlegen Sie also: Sind Sie fair mit sich, waren Sie es bisher? So, wie man mit einem Menschen umgeht, den man mag – weil er eine Chance verdient hat? Falls nicht, können Sie es ändern – auch wenn es zugegebenermassen nicht immer ganz leicht ist. 

Noch besser wäre es, wenn Sie diese Übung so lange machen, bis Sie automatisch im Lauf des Tages bei den verschiedensten Momenten innerlich denken: „Das war jetzt gut, das kommt heute Abend auf die Liste!“ Dann haben Sie es nämlich geschafft, Ihr Unterbewusstsein umzuprogrammieren und auf eine neue Suche einzustellen, nämlich nach Gründen zu suchen, die Sie vor sich selbst in einem guten Licht stehen lassen. Das ist genauso die Wahrheit wie nach Negativem Ausschau zu halten, nur macht es viel mehr Freude als umgekehrt. Und führt ganz nebenbei zu einer harmonischeren, selbstbewussteren Ausstrahlung.

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