
Anlageklassen: Überblick über Investitionsmöglichkeiten

Passende Arbeitshilfen
Im Folgenden werden verschiedene Anlageklassen beleuchtet und ihre Funktionsweise im Grundsatz erklärt. Nicht eingegangen wird im Folgenden auf die Anlageklassen der Währungen und der noch relativ jungen Kryptowährungen.
Festverzinsliche Anlagen
Festverzinsliche Anlagen sind Schuldtitel mit einem verbrieften Forderungsrecht. Sie verfügen normalerweise über eine kurz- bis langfristige Laufzeit, einen Nennwert, welcher bei Laufzeitende zur Rückzahlung durch den Emittenten fällig wird, und einen definierten Zins (Coupon). Die geläufigste Form von festverzinslichen Anlagen in den Portfolios der Anleger sind Obligationen.
Festverzinsliche Anlagen werden von Unternehmen, Finanzinstitution oder der öffentlichen Hand (Staaten, supranationale Organisationen, Gemeinden usw.) herausgegeben. Der Herausgeber (Emittent) ist normalerweise auch der Garantiegeber, haftet also für die Rückzahlung des Nennwerts und des Zinses. Die Fähigkeit zur Zahlung der Coupons und der Kapitalrückzahlung bei Fälligkeit wird von Ratingagenturen bewertet und eingestuft. Finanzinstitute haben teilweise ebenfalls Analysten, welche die Kreditwürdigkeit von Emittenten beurteilen. Zwei bekannte Ratingagenturen sind Moody's und Standard & Poors (S&P).
Zusätzlich zur Bewertung des Emittenten kann die Anlage selber ein separates Rating haben. Je nach Art der Anlage wird der Kreditgeber (Anleger) im Konkursfall des Emittenten in der Reihenfolge vor oder nach anderen Kreditgebern bedient. Sogenannte nachrangige Obligationen werden im Konkursfall des Emittenten erst nach den gewöhnlichen Obligationären bedient (weitere Details siehe unter 4.2.1). Da die Chance auf eine (vollständige) Rückzahlung entsprechend tiefer ist, weist eine nachrangige Obligation ein tieferes Rating auf als eine klassische Obligation desselben Schuldners.
Die Duration ist eine Kennzahl für Obligationen, welche ihre Sensitivität auf eine Veränderung des allgemeinen Zinsniveaus ausdrückt. Je höher die Duration, desto stärker reagiert der Obligationenkurs auf Zinsänderungen. Die Zinskurve (das Verhältnis verschiedener laufzeitabhängiger Zinssätze) steigt in einem normalen Marktumfeld an, das heisst, Anlagen mit kürzeren Laufzeiten haben tiefere Zinsen als länger laufende Anlagen. Entsprechend ist auch der Coupon von langläufigen Obligationen höher als bei kurzläufigen. Mit zunehmender Laufzeit steigt die Wahrscheinlichkeit einer Veränderung des Zinsniveaus, und entsprechend empfindlicher reagiert der Kurs einer Obligation mit langer Restlaufzeit auf Zinsänderungen.
Obligationen
Mit einer Obligation leiht der Anleger einem Unternehmer oder Staat Geld für eine vordefinierte Zeitperiode. Bei der klassischen Obligation erhält der Anleger als Entschädigung einen vorgängig fixierten, regelmässigen Zins. Die Zinshöhe hängt von den aktuellen Kapitalmarktverhältnissen (Zinsniveau), der Laufzeit der Obligation und der Bonität (Kreditwürdigkeit) des Schuldners ab.
Neben klassischen Obligation mit fixer Laufzeit gibt es Obligationen ohne fixe Laufzeit (Perpetuals). Zudem können Obligationen mit einem Kündigungsrecht seitens des Emittenten ausgestattet sein. Bei diesen kann der Emittent zu vordefinierten Zeiten die Obligation zum Nennwert inkl. der aufgelaufenen Zinsen zurückzahlen. Die detaillierten Konditionen wie die Nennung des Emittenten und Garantiegebers, Laufzeit, Coupon und Kündigungsrecht werden vor der Herausgabe einer Obligation (Emission) im Emissionsprospekt festgehalten.
Wird eine Obligation an der Börse gekauft oder verkauft, fällt ein sogenannter Marchzins beim Käufer an. Dabei handelt es sich um den seit dem letzten Zinstermin bis zum Zeitpunkt der Transaktion aufgelaufenen, anteiligen Zins, welcher dem Verkäufer noch zusteht. Im Gegensatz zur regulären Zinszahlung unterliegen Marchzinsen beim Anleger nicht der Schweizer Einkommenssteuer.
Arten von Obligationen
Zusätzlich zu den klassischen Obligationen mit den eingangs erwähnten Eigenschaften (fixer Nennwert, fixer Coupon, Fälligkeitsdatum) gibt es weitere Obligationstypen:
- Nullcoupon-Obligationen (Zero-Bonds): Die Obligation wird unter dem Nennwert (100 %) herausgegeben und bietet während der Laufzeit keine Verzinsung. Die Rückzahlung erfolgt zum Nennwert. Der Investor profitiert von der Differenz zwischen dem Ausgabewert und der Rückzahlung zu 100 %.
- Variabel verzinste Obligationen (Floating-Rate-Bonds): Diese Obligationen haben einen variablen Zinssatz, welcher sich periodisch dem aktuellen Zinsniveau anpasst. Liegt das Zinsniveau zum Zeitpunkt der Anpassung höher, profitiert der Obligationär von einem höheren Coupon. Im umgekehrten Fall, bei tieferem Zinsniveau, reduziert sich allerdings die Verzinsung. Häufig wird im Emissionsprospekt eine Mindestverzinsung definiert, welche auch bei tieferem Zinsniveau zur Anwendung kommt.
- Nachrangige Obligationen: Die Forderung einer solchen Obligation tritt im Konkursfall des Emittenten hinter der aller übrigen Gläubiger zurück. Damit besteht für den Obligationär ein grösseres Risiko für einen Zahlungsausfall seiner Obligation. Für dieses Risiko wird er mit einer höheren Verzinsung im Vergleich zur gewöhnlichen Obligation entschädigt.
- Wandelobligationen (Convertible Bonds): Die Wandelobligation verfügt über eine fixe Laufzeit und Zinszahlung. Zusätzlich ist sie mit einem Recht verbunden, die Obligation zu einem vorgängig festgelegten Verhältnis gegen Aktien des Emittenten zu tauschen. Sie verbindet also die Komponente einer Obligation und Aktie. Da die mögliche Umwandlung in Aktien einen potenziellen Kursgewinn ermöglicht, sind die Zinsen normalerweise tiefer als bei der klassischen Obligation. Eine Besonderheit sind Pflichtwandelobligationen, bei welchen die vordefinierte Wandlung in Aktien kein Recht, sondern eine Pflicht ist. Entsprechend sind sie risikoreicher als gewöhnliche Obligationen.
- CoCo-Obligationen (bedingte Pflichtwandelobligation, Contingent Convertible Bond): Bei dieser in der Schweiz von Finanzinstituten (Banken und Versicherungen) herausgegebenen speziellen Art von Obligationen handelt es sich um langfristige, nachrangige Obligationen mit meist fixem Coupon. Bei Eintreten eines vorab festgelegten Ereignisses werden sie in Aktien getauscht, oder es erfolgt ein Abschreiber auf den Nennwert (keine oder deutlich reduzierte Rückzahlung). Als Wandlungskriterium wird normalerweise ein Grenzwert der Eigenmittelquote (Tier 1) vorgängig bestimmt. Wird dieser Grenzwert unterschritten, erfolgt die Umwandlung oder Abschreibung. Häufig haben diese Obligationen eine sehr lange Laufzeit und sind während dieser durch den Emittenten periodisch kündbar. Der Coupon wird ebenfalls periodisch dem aktuellen Zinsniveau angepasst. Aufgrund ihrer Ausgestaltung sind CoCos deutlich risikoreicher als klassische Obligationen, wofür der Anleger mit einem höheren Zins entschädigt wird.
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