Währungsrisiken: Möglichkeiten zur Absicherung

Das Thema Währungsschwankungen ist ein Evergreen für die Schweizer Unternehmen, die aufgrund ihrer Exportorientierung vor allem auf Wechselkursänderungen beim Euro und US-Dollar achten sollten. Auch wenn die Volatilität dieser Währungen zuletzt wieder zugenommen hat, existieren für Schweizer Unternehmen eine Reihe möglicher Massnahmen, um sich gegen Währungsrisiken abzusichern. Der vorliegende Beitrag erklärt das Phänomen der Währungsschwankungen und zeigt gleichzeitig mögliche Lösungen zur Absicherung von Währungsrisiken für Unternehmen auf.

27.09.2024 Von: Prof. Dr. Thomas Rautenstrauch
Währungsrisiken

Wie wirken sich Währungsrisiken aus?

Währungsrisiken sind in mehrfacher Hinsicht relevant, denn sie beeinträchtigen nicht nur die Cash Flows der Unternehmen, sondern reduzieren darüber hinaus auch den Unternehmenswert, die Vermögenswerte (z.B. ein vorhandener Devisenbestand) oder andere Ergebnisgrössen. Dazu ein Beispiel: Wird im Fall eines Exportgeschäfts zwischen einem Schweizer Exporteur und dem Kunden im Euro-Raum vereinbart, dass der Kunde den Rechnungsbetrag nicht in Schweizer Franken sondern in Euro schuldet, dann besteht das Währungsrisiko darin, dass der Exporteur im Zeit des Rechnungsausgleichs durch den Kunden weniger Euro erhält, als ursprünglich (zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses bzw. der Offerten-Erstellung) kalkuliert wurde. Der Exporteur trägt in diesem Fall das volle Kursrisiko, welches zu sinkenden Einzahlungen führt und somit den Ertrag als auch die Liquidität eines Exporteurs erheblich belasten wird.

Wenn wie im Falle der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die SNB der Euro gegenüber dem Schweizer Franken um 20% abgewertet wird, verteuern sich auf einen Schlag alle Exportprodukte für die Kunden im gleichen Umfang, wenn Verkäufe in Schweizer Franken abgerechnet werden. 

Warum schwanken Währungen überhaupt?

Wechselkurse sind als Preis für eine fremde Währung zu verstehen. Dieser Preis ist jedoch im Falle flexibler Wechselkurse nicht festgelegt, sondern ergibt sich marktbezogen durch Angebot und Nachfrage. Im Falle eines festen Wechselkurses ist eine Währung dagegen fest an eine andere Währung gekoppelt. Eine weitere Variante ist ein stufenflexibler Wechselkurs, bei dem die Nationalbank bzw. Notenbank eines Landes einen Toleranzbereich festlegt, innerhalb dessen die Landeswährung im Verhältnis zu einer Leitwährung schwanken darf. Dies war für den Wechselkurs von Euro zu Schweizer Franken seit der Intervention der SNB im Herbst 2011 der Fall, da hierdurch ein Mindestwert von Fr. 1.20 pro Euro garantiert wurde. Auch wenn eine solche Massnahme die kurz- bis mittelfristige Wechselkursparität festlegt und so das Wechselkursrisiko für die betroffenen Unternehmen massgeblich reduziert wird, erfordert ein stufenflexibler Wechselkurs doch fortwährende Anpassungen der Schweizer Nationalbank um die Währungsparität im Zielbereich und somit oberhalb von 1.20 zu halten.

Welche Arten von Währungsrisiken gibt es?

Generell bezeichnet das Währungsrisiko die Unsicherheit über das Tauschverhältnis zwischen der Fremdwährung und der Referenzwährung (bzw. Landeswährung) zu einem festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft.

Das Währungsrisiko kann aus Unternehmenssicht wie folgt in Erscheinung treten:

  • entstehen Verluste durch die Umrechnung von Fremdwährungspositionen der Bilanz zum Bilanzstichtag handelt es sich um das sogenannte Translationsrisiko.
  • im Rahmen der zukünftigen finanziellen Abwicklung geschäftlicher Aktivitäten (Import, Export, Investitionen, Finanzanlagen u.a.) handelt es sich um ein Transaktionsrisiko, weil die zugrunde liegende Transaktion und damit verbundene Cash flows zu einem heute unbekannten Wechselkurs vollzogen wird.
  • als Ökonomisches Risiko gilt das Risiko von nachhaltigen Änderungen der Währungsparitäten, welche langfristig die Konkurrenzfähigkeit der inländischen Unternehmen beeinträchtigt.

Sind alle Schweizer Unternehmen gleichermassen betroffen?

Währungsschwankungen betreffen neben Unternehmen der Tourismuswirtschaft vor allem exportorientierte Schweizer Unternehmen aus den produzierenden Branchen wie z.B. Maschinenbau, Chemie und Elektro, die ihre Produkte im Ausland verkaufen. Dagegen hat beispielsweise die Swisscom kaum Bedarf, sich gegen Währungsrisiken abzusichern.

Bei international agierenden Schweizer Unternehmen, die wie an verschiedenen Standorten weltweit produzieren, wirkt sich das Währungsrisiko weit weniger aus, da die Umsätze in lokaler Fremdwährung auch direkt im Land wieder für Löhne, Material etc. ausgegeben werden. Dieses sogenannte «Natural Hedging» sorgt dafür, dass ein allfälliges Währungsrisiko ohne weitere Anpassungsmassnahmen verringert werden kann.

Mit welchen Massnahmen lassen sich Währungsrisiken verringern oder vermeiden?

Eine wirksame aber schwer durchsetzbare Sicherungsmassnahme zur Vermeidung des Transaktionsrisikos wäre die ausschliessliche Fakturierung in Schweizer Franken, weil für diesen Fall ein Kunde im Ausland das gesamte Kursrisiko alleine trägt. Angesichts der Grösse und wirtschaftlichen Bedeutung des europäischen Währungsraums und seiner Mitgliedsländer bleibt dies jedoch aufgrund der ungleichen Machtverhältnisse im Markt eine absolute Ausnahme.

Eine weit verbreitete Absicherung ist der Abschluss eines Devisentermingeschäfts (Forward) z.B. in Form von Swap- oder Optionsgeschäften. Ein Schweizer Exporteur verkauft dann die Devisen, die er später bekommen, schon heute zu einem festgelegten Kurs, wobei jede konvertible Währung auf jeden gewünschten Termin zum Terminkurs gekauft oder verkauft werden kann. Der Terminkurs besteht aus dem Kassakurs und einem Auf- oder Abschlag (sogenannter Swapsatz), der sich auf Grund der Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungen berechnet.

Durch eine Forfaitierung werden die Forderungen gegenüber ausländischen Kunden aus dem Exportgeschäft an Banken und Forfaitierungsgesellschaften verkauft, wodurch die Möglichkeit besteht, das Wechselkursrisiko an die erwerbende Bank oder Forfaitierungsgesellschaft abzuwälzen, allerdings lassen sich diese die Risikoübernahme auch entsprechend bezahlen, so dass eine Fortfaitierung finanziell weniger attraktiv ist.

Die Wahl einer alternativen Fakturierungs-Währung wie z.B. US-Dollar anstelle von Euro kann ein weiteres Mittel darstellen, obwohl auch  der US-Dollar teils starken Schwankungen ausgesetzt ist, jedoch im Moment dem Euro vorzuziehen ist. Dennoch bewegen sich Unternehmen mit dieser Massnahme im spekulativen Bereich.  

Fazit

Kein exportierendes Unternehmen steht den Währungsschwankungen hilflos gegenüber. Bereits heute ist für viele Unternehmen die Absicherung der Währungsrisiken z.B. durch Devisentermingeschäfte geübte Praxis. Die aktuellen Währungsturbulenzen erhöhen daher die Aufmerksamkeit der Unternehmen hinsichtlich effektiver und zugleich bezahlbarer Sicherungsmassnahmen.

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