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Steuerrisiko: Mit einem IKS den Steuerrisiken begegnen

Steuerrisiko ist für alle Unternehmen von Bedeutung, da dessen Nichtbeachtung nicht nur negative finanzielle Konsequenzen in Form von Nachzahlungen und Bussen haben kann, sondern auch die Reputation des Unternehmens beschädigen kann. Der vorliegende Beitrag zeigt, welches die in der Praxis wichtigsten Steuerrisiken sind, warum diese eine erhöhte Aufmerksamkeit erhalten sollten und welche Möglichkeit besteht, durch ein steuerbezogenes IKS den Steuerrisiken zu begegnen.

27.03.2025 Von: Prof. Dr. Thomas Rautenstrauch
Steuerrisiko

Ursachen von Steuerrisiken

Steuerrisiken können zum einen aus den leistungswirtschaftlichen und wertschöpfungsbezogenen Routineprozessen des Unternehmens resultieren, wie dem Beschaffungs- und Absatzprozess. Hierbei sind beispielsweise Steuerrisiken im Zusammenhang mit der Berechnung und Abführung von Bezugssteuer, Mehrwertsteuer, Zöllen und Abgaben zu beachten.

Die Steuerrisiken werden jedoch nicht nur vom operativen Geschäft des jeweiligen Unternehmens ausgelöst, sondern können zum anderen auch durch Änderungen im regulatorischen Umfeld entstehen, wenn sich nationale oder internationale Steuergesetzgebung sowie zugehörige Richtlinien und Verordnungen ändern. Als Beispiele hierfür sind die Einführung des automatischen Steuerinformationsaustausches, die Änderung von Doppelbesteuerungsabkommen oder die Initiierung von internationalen Steuerregulierungen wie das Base Erosion Profit Sharing (BEPS) zur Bekämpfung der Steuerflucht grosser amerikanischer Konzerne wie Google, Amazon oder Starbucks zu nennen.

Das BEPS verpflichtet neu multinationale Unternehmen neben der Erstellung einer Verrechnungspreisdokumentation zusätzlich zur Offenlegung eines sogenannten Country-by-Country-Reportings mit Informationen darüber, wie sich die Umsätze, Wertschöpfungsaktivitäten und entrichteten Steuern des Unternehmens bzw. Konzerns weltweit verteilen (PWC, 2016, S. 12).

Eine objektive Beurteilung der eigenen Steuerrisiken setzt voraus, dass die wesentlichen Risiken zunächst identifiziert und bekannt sind, bevor diese anhand ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe beurteilt werden. Hierbei ist zu beachten, dass Steuerrisiken auch im Rahmen der Steuerplanung berücksichtigt und hinsichtlich möglicher Folgewirkungen dokumentiert werden sollten. Ausserdem sind sie Teil des Risikomanagements (Enterprise Risk Management) sowie eines allfälligen Risikoberichts des Unternehmens als Teil des jährlichen Geschäftsberichts.

Arten von Steuerrisiken

Im Folgenden werden die wichtigsten Arten von Steuerrisiken erläutert.

Steuerrisiken im Zusammenhang mit der Finanzbuchhaltung

Diese Art von Steuerrisiken resultiert zum einen aus einer gewählten Abbildung und dem Reporting von Steuern im Jahresabschluss und zum anderen aus dem Massgeblichkeitsprinzip, wonach der handelsrechtliche Jahreserfolg massgeblich für die Ermittlung des steuerbaren Unternehmensgewinns ist (Art. 58 Abs. 1 lit. a DBG).

In diesem Zusammenhang stellen die Führung der Steuerkonten in der Finanzbuchhaltung und die zugehörige Erfassung von relevanten Geschäftsfällen auf den Steuerkonten eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar, um die Steuerrisiken unter Kontrolle zu bringen.

Ein weiteres beachtenswertes Risiko in diesem Zusammenhang bilden die latenten Steuern im Jahresabschluss, welche durch verschiedene komplexe steuerliche Sachverhalte wie beispielsweise Sanierungen und Restrukturierungen, Ergebnisse aus abgeschlossenen Prüfungen von Untersuchungsbehörden u.a. massgeblich beeinflusst werden können. Die Bemessung hieraus resultierender Einflüsse auf die latenten Steuern erfordert regelmässig ein hohes Mass an Unsicherheit und bedingt folglich Beurteilungen und Schätzungen. Dies gilt beispielsweise im Fall von Änderungen und Korrekturen der Jahresrechnung, die ebenfalls Rückwirkungen auf die Gewinnermittlung bzw. auf die latenten Steuern haben.

Ebenfalls unter diese Kategorie der Steuerrisiken fällt das Erfassen von Rückstellungen für Steuerrisiken nach den geltenden Regeln der International Financial Reporting Standards (IFRS).

IFRIC 23 regelt als neue Interpretation zu IAS 12 die Bilanzierung und Bewertung von unsicheren Ertragssteuerpositionen in der IFRS-Jahresrechnung. Danach wird von Konzernen zukünftig verlangt, dass diese ihre Steuerrisiken konsequenter als bisher erfassen und beurteilen müssen. Die Umsetzung dieser Pflicht bedingt in vielen Unternehmen deshalb eine Überprüfung, Umstellung bzw. Anpassung der zugehörigen Prozesse.

Gemäss IFRIC 23 können unsichere Steuerpositionen mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von über 50% entweder

  • zum wahrscheinlichsten Wert (“most likely amount”) oder
  • zum gewichteten Durchschnittswert (“expected value”)

bilanziert werden.

Die neue Vorschrift des IFRIC 23 betrifft Gewinnsteuern, Kapitalgewinnsteuern sowie Quellensteuern und ist für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Januar 2019 beginnen, zwingend anzuwenden.

Operatives Steuerrisiko

Operative Steuerrisiken resultieren aus Transaktionen, die mit der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit des Unternehmens verbunden sind und somit auch die Rechtsanwendung von Steuergesetzen z.B. im Zusammenhang mit Verrechnungspreisen, Löhnen, Beschaffungs- und Absatzvorgängen betreffen.

Zu den operativen Steuerrisiken gehört auch die ab dem 1. Januar 2018 neu entstehende Verpflichtung zur Einreichung des bereits oben erwähnten Country-by-Contry-Reports (kurz CbC-Report), welcher von Schweizer Konzernen Ende 2019 für das Geschäftsjahr 2018 an die Eidgenössische Steuerverwaltung zu liefern ist, damit diese wiederum den Austausch mit den anderen ausländischen Steuerbehörden umsetzen kann (PWC, 2016, S. 12).

Strategisches Steuerrisiko

Strategische Steuerrisiken betreffen vor allem die Umsetzung von Unternehmenstransaktionen, die Strukturveränderungen zur Folge haben wie Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions) oder Sourcing-Entscheidungen. Hier besteht gemäss Meyer et al. häufig das Risiko, dass die Steuerabteilung nicht oder zu spät in die Transaktion einbezogen wird und somit auch nicht entsprechend dokumentieren kann (Meyer et al., 2009, S. 294).

Solche Transaktionen können u.a. die Werthaltigkeit und Beurteilung von latenten Steuern auf Verlustvorträge beeinflussen und somit zur Entstehung strategisch induzierter Steuerrisiken führen.

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