Investitionsrechnung mit Excel: Investitionen planen und steuern
Passende Arbeitshilfen
Beliebte Verfahren zur Beurteilung von Investitionen sind:
- die Kapitalwertmethode,
- der Interne Zins und
- der ROI.
Damit kann man verschiedene Investitionsvorhaben vergleichen und sich für die mit dem besten Wert entscheiden. Was dabei nach meiner Auffassung zu wenig beachtet wird, ist der Wertansatz, der dann mit einer dieser Methoden beurteilt wird. Mit dem Wertansatz sind der Lebenszyklus der Investition im Unternehmen und die Zahlungsströme, die dadurch ausgelöst werden, gemeint. Angesetzt wird für eine Investitionsbeurteilung meist nur der reine Kaufpreis, aber über den Lebenszyklus gesehen, ergeben sich noch andere finanzielle Wirkungen, vor allem Kosten. Aus der IT ist dafür der Begriff Total Cost of Ownership bekannt. Ausserdem beginnt der Lebenszyklus (Abbildung 2) nicht mit der Beschaffung, sondern mit dem Projekt, das zur Beschaffung führt. Die Kosten dafür werden in der Regel auch nicht der Investition zugerechnet.
Wertansatz
Daher würde ich als Wertansatz die Total Cost of Ownership wählen. So kann vollständig ermittelt werden, was mit Eigen- und/oder Fremdkapital finanziert werden muss.
Wie werden Investitionen finanziert?
Bei der am häufigsten eingesetzten Kapitalwertmethode wird mit einem Zinssatz, aber in der Regel nicht mit der Frage gearbeitet, ob eine Investition mit Eigenkapital oder Fremdkapital oder aus einer Mischung aus beidem finanziert wird. Dies ist für die reine Erfolgsrechnung, wenn man sie auf die Investition isoliert betrachtet, eigentlich unerheblich und könnte mit einem Mischzinssatz abgebildet werden.
Verzichtet man bei der Investition auf eine Beschaffung und entscheidet sich für ein Leasing des Anlageguts, so ergeben sich ebenfalls Auswirkungen auf die zukünftigen Zahlungsströme aus der Investition.
In diesem Fall hätte die Finanzierung Einfluss auf die zukünftige Bonität, die Kapitalstruktur, auf die GuV (Zinsen) sowie auf die Liquidität (Tilgung). Und damit auch auf die Steuerzahlungen.
Berücksichtigung von Risiken
Im Zusammenhang mit Investitionsprojekten werden zahlreiche Annahmen getroffen:
- Werden diese alle in der angenommenen Form eintreffen?
- Wann entsteht wofür ein Risiko?
- Wie kann sich ein Risiko auswirken?
Daher sollten identifizierte Risiken simuliert werden. Dazu kann mit verschiedenen Simulationsverfahren (z. B. Monte-Carlo-Methode, Value at Risk) gearbeitet werden, aber natürlich auch mit einfachen Erwartungswerten, Szenarien oder Schätzungen.
Die Monte-Carlo-Methode wird zur Modellierung von Unsicherheit in verschiedenen Bereichen verwendet. Dazu wird ein Zufallszahlengenerator genutzt, um mehrere zufällige Ereignisse zu simulieren und daraus Ergebnisse abzuleiten. Indem sie wiederholt (z. B. 50 000-mal) Zufallsproben durchführt, ermöglicht die Monte-Carlo-Simulation die Analyse von komplexen Systemen, bei denen exakte mathematische Lösungen schwer zu finden sind. Diese Methode trägt dazu bei, mögliche Szenarien zu verstehen und Entscheidungen auf der Grundlage von Wahrscheinlichkeiten zu treffen.
Value at Risk (VaR) quantifiziert das maximale potenzielle Verlustniveau eines Vermögenswerts innerhalb eines bestimmten Zeitraums und bei einem gegebenen Konfidenzniveau. Der VaR-Wert gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit und innerhalb von welchem Zeitraum ein bestimmter Verlustbetrag nicht überschritten wird. Die Berechnung basiert auf statistischen Methoden wie der Monte-Carlo-Simulation oder historischen Daten. VaR hilft bei der Bewertung und Steuerung von Risiken und ist ein wichtiger Bestandteil im Risikomanagement.
Passende Produkt-Empfehlungen
Vollständiger Finanzplan
Bei dem sog. vollständigen Finanzplan (VoFi) werden die aus einer Investition resultierenden Zahlungsströme mit allen Konsequenzen tabellarisch dargestellt (siehe Abbildung 3). Dabei werden insbesondere verschiedene Formen der Fremdfinanzierung, Zinssätze und Kapitalanlagen berücksichtigt. Und damit dem Modell des unvollkommenen Kapitalmarkts Rechnung getragen:1
- Beschränkung durch Aufnahme- und Anlageobergrenzen (Liquiditätsproblem)
- unterschiedliche Zinssätze (Trennung in Soll- und Habenzins)
Insbesondere werden folgende Tatbestände erfasst:
- Wie stark ist die Investition eigen- bzw. fremdfinanziert oder geleast?
- Werden durch die Rückflüsse aus der Investition Verbindlichkeiten getilgt?
- Wie ist die Steuerwirkung der Investition?
- unterschiedliche Zinssätze für Kredite und Kapitalanlagen, sowie unterschiedliche Kreditformen und Tilgungsmodalitäten (Konditionenvielfalt)
- Das Modell wird auf einen Endwert berechnet, der grösser sein muss als eine Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals.
- Das Modell errechnet Eigenkapital- und Fremdkapitalpositionen für jedes Periodenende.
- Die Simulation sowie die Wirkung auf die Kapitalstruktur lassen sich gut darstellen.
- Der vollständige Finanzplan kann mit anderen Instrumenten wie z. B. dem ROCE kombiniert werden.
- Durch den tabellarischen Aufbau dieses Konzepts lässt es sich sehr gut mit Excel umsetzen.
Abbildung 4 zeigt den Einfluss einer Investition auf das Fremdkapital, aber auch die Investition von Rückflüssen in Kapitalanlagen im Zeitraum von vier Jahren.
Über 99% aller Unternehmen in der Schweiz sind KMU: marktwirtschaftliche Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten.2 Daher scheint mir die VoFi-Methode für Schweizer Unternehmen besonders gut geeignet, um Investitionen in allen Auswirkungen auf die Unternehmensfinanzen beurteilen zu können.
Anforderungen an eine Investitionsrechnung mit Excel
Bei einer Investitionsrechnung wird mit vielen Annahmen gearbeitet, deren Eintreffen ungewiss ist. Daher sollte ein Excel-Modell für eine Investitionsrechnung sehr flexibel und weitgehend automatisiert aufgebaut sein. Automatisiert bedeutet hier die Nutzung bestimmter Techniken für eine Automatisierung ohne Anwendung von Programmierung. Speziell Excel365 bietet dafür immer mehr Möglichkeiten. Aber auch in den älteren Excel-Versionen können solch automatisierte Modelle erstellt werden.
Ausserdem muss solch ein Modell die Möglichkeit bieten, verschiedene Annahmen einfach per Simulation verändern und die Änderungen im Ergebnis darstellen zu können.
Das Video zeigt Ihnen als Beispiel die Erfolgssimulation einer Investition mit Szenario- Manager, Solver und Schaltflächen. Dahinter verbirgt sich ein einfach aufgebautes Excel- Modell mit komplexen Zusammenhängen.
Eine Monte-Carlo-Simulation für die Treiber des Erfolgs inklusive der Risiken lässt sich mit den zahlreichen statistischen Funktionen in Excel abbilden. Dazu muss lediglich eine Tabelle erstellt werden, die zeilenweise eine Berechnung des Erfolges/des Risikos mit Funktionen und diese mit ZUFALLSZAHL() simuliert. Dazu werden etwa 50 000 Datensätze benötigt. Nutzt man die gleichnamige Funktion aus den Analyse-Add-ins, so erhält man zusätzlich zur Simulation eine Auswertung des Datenbereichs mit einer Häufigkeitstabelle sowie ein Pareto-Diagramm.
Ausserdem gibt es einige Excel-Add-ins für die Mont-Carlo-Simulation:
- @RISK
- Crystal Ball
- ModelRisk
- SimulAr
- Risk Solver
Fazit - Investitionsrechnung mit Excel
Excel ist in der Investitionsrechnung von unschätzbarem Wert, da es in Abhängigkeit von der verwendeten Methode der Investitionsrechnung verschiedene finanzielle Szenarien modellieren, Kapitalkosten berechnen, Cashflows prognostizieren und Netto-Gegenwartswerte, interne Zinsraten und andere Erfolgskriterien ermitteln kann.
Darüber hinaus erlaubt Excel die einfache Anpassung von Modellen, um verschiedene Annahmen und Szenarien zu testen. Die Fähigkeit, Sensitivitätsanalysen durchzuführen, hilft dabei, die Auswirkungen verschiedener Parameter auf mögliche Entscheidungen zu verstehen. Durch die Fähigkeit, Daten aus externen Quellen zu importieren, können Marktdaten und andere relevante externe Informationen integriert werden. Dazu stellt Excel sehr interessante Techniken bereit. Frei nach IKEA: Entdecken Sie die Möglichkeiten von Excel, aber die richtigen!
LITERATUR
Bloech, Jürgen/Götze, Uwe (2004): Investitionsrechnung, Springer.
Gleissner, Werner/Wolfrum, Marco (2019): Risikoaggregation und Monte-Carlo-Simulation: Schlüsseltechnologie für Risikomanagement und Controlling, Springer.
FUSSNOTEN
1 Das Konzept des vollständigen Finanzplans wurde von Karl-Werner Schulte an der Universität Münster im entwickelt und von Heinz Lothar Grob als Controlling- Werkzeug weiterentwickelt.
2 Bundesamt für Statistik, www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/industrie-dienstleistungen/unternehmen- beschaeftigte/wirtschaftsstruktur-unternehmen/ kmu.html, letzter Abruf 4.2.2024.