Sanierungsplan: In 7 Schritten einen Sanierungsplan erstellen

Die Notwendigkeit zur Erstellung eines Sanierungsplans für ein notleidendes Unternehmen mit konkreten Sanierungsmassnahmen kann faktisch, aber auch formal erforderlich sein. So sieht Art. 725a Abs. 1 OR vor, dass der Verwaltungsrat einer Aktiengesellschaft bei Vorliegen eines Kapitalverlusts Massnahmen zur Beseitigung desselben ergreift. Zusätzlich gilt, dass der Verwaltungsrat Massnahmen zur Sanierung der Gesellschaft trifft bzw. zumindest in der Generalversammlung beantragt, sofern diese zuständig ist.

30.07.2024 Von: Prof. Dr. Thomas Rautenstrauch
Sanierungsplan

Hintergrund

Die Sanierung eines Unternehmens erfordert allerdings, dass die gewählten Sanierungsmassnahmen planvoll und zielgerichtet sind sowie nachhaltig wirksam werden. Ein Sanierungsplan erscheint daher die adäquate Lösung und erfordert zunächst eine umfassende Analyse der aktuellen finanziellen Situation, bevor anschliessend eine Strategie zur Wiederherstellung der finanziellen Stabilität und des langfristigen Erfolgs angestrebt wird.

Im Folgenden wird beschrieben, wie ein adäquater Sanierungsplan erstellt wird und welche Schritte hierzu durchlaufen werden sollten.

Vorgehensschritte zur Erstellung eines Sanierungsplans

1. Analyse der aktuellen Situation:

Hierzu gehört die Überprüfung der Finanzlage, einschließlich der Bilanz, der Erfolgsrechnung und – sofern verfügbar – der Geldflussrechnung, um die Ursachen des Kapitalverlusts zu identifizieren.

Ebenfalls fällt in diese erste Phase die Bewertung der Unternehmensstruktur, der betrieblichen Abläufe und der bestehenden Verbindlichkeiten. Die Analyse sollte die Ursachen der Krise transparent darstellen, einschliesslich allfälliger Liquiditätsengpässe oder anderer Risiken.

2. Festlegung von Zielen:

Eine Definition klarer Ziele für die Sanierung, einschließlich der Wiederherstellung der Rentabilität, der Sicherung der Liquidität und der Rückgewinnung des Vertrauens von Stakeholdern und Gläubigern, verschafft die nötige Orientierung.

3. Entwicklung einer Sanierungsstrategie:

Hierbei gilt es, sinnvolle Massnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung zu entwickeln und festzulegen, um z.B. die Optimierung von Betriebsabläufen, die Reduzierung von Überkapazitäten und die Senkung der Fixkosten zu erreichen.

Zur Sanierungsstrategie gehört weiterhin die Verhandlung mit Gläubigern und Lieferanten, um Zahlungsbedingungen zu verbessern und Schulden umzustrukturieren.

Ebenso erscheint die Einführung von Cashflow-Management-Massnahmen im Rahmen der Sanierungsstrategie wichtig, um die Liquidität zu verbessern und Engpässe zu vermeiden.

Schliesslich gilt es, im Rahmen der Sanierungsstrategie auch die bestehende Produktpalette und den Marktauftritt zu überprüfen, um Wachstumschancen zu identifizieren und neue Umsatzquellen zu erschließen.

4. Umsetzung der Massnahmen:

Diese vierte Phase umfasst die Erstellung eines detaillierten Umsetzungsplans mit klaren Verantwortlichkeiten und Fristen für die Durchführung der identifizierten Maßnahmen.

Ebenso gilt es, die erreichten Fortschritte zu überwachen und mittels finanzieller Leistungskennzahlen regelmässig zu überprüfen, um die Zielerreichung sicherstellen zu können.

5. Kommunikation und Stakeholder-Management:

Transparente Kommunikation mit Kapitalgebern, Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und anderen Stakeholdern über die Sanierungsmassnahmen und den Sanierungserfolg bei der Umsetzung des Sanierungsplans.

Der Aufbau von Vertrauen und die Unterstützung durch eine offene und vertrauensvolle Kommunikation über die Herausforderungen und die geplanten Sanierungsmassnahmen stellen eine weitere Massnahme in dieser Phase dar.

6. Fortlaufende Überwachung und Anpassung:

Es gilt, eine kontinuierliche Überwachung der finanziellen Lage und der betrieblichen Leistung zu leisten, um frühzeitig auf Veränderungen reagieren zu können.

Dies erfordert eine hohe Flexibilität bei der Anpassung des Sanierungsplans an sich ändernde Marktbedingungen und unvorhergesehene Ereignisse.

7. Bewertung des Erfolgs und langfristige Planung:

Schliesslich ist eine Evaluierung des Erfolgs des Sanierungsplans anhand vordefinierter Leistungskennzahlen und Zielvorgaben erforderlich.

Die Entwicklung einer langfristigen Strategie für das Unternehmen hilft sicherzustellen, dass die finanzielle Stabilität langfristig gewährleistet ist und zukünftige Risiken minimiert werden.

Kritische Erfolgsfaktoren bei der Erstellung und Umsetzung eines Sanierungsplans

  • Genauigkeit der Analyse: Eine gründliche und genaue Analyse der Ursachen der finanziellen Schwierigkeiten ist entscheidend für die Entwicklung wirksamer Sanierungsstrategien.
  • Effektivität der Strategie: Die Strategie muss realistisch, umsetzbar und ausreichend flexibel sein, um auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren und langfristigen Erfolg zu gewährleisten.
  • Kommunikation und Stakeholder-Engagement: Eine klare und offene Kommunikation mit allen Stakeholdern ist unerlässlich, um Vertrauen aufzubauen und Unterstützung für den Sanierungsplan zu gewinnen.
  • Fähigkeit zur Anpassung: Die Fähigkeit, den Sanierungsplan bei Bedarf anzupassen und zu optimieren, basierend auf den Ergebnissen der Überwachung und auf sich ändernde Marktbedingungen, ist entscheidend für den Erfolg.
  • Managementengagement und Leadership: Das Engagement des Managements und effektive Führung sind wesentliche Erfolgsfaktoren für die Umsetzung des Sanierungsplans und die Motivation der Mitarbeiter.
  • Compliance und rechtliche Aspekte: Die Einhaltung aller geltenden Gesetze, Vorschriften und rechtlichen Verpflichtungen ist wichtig, um rechtliche Risiken zu minimieren und das Vertrauen der Stakeholder zu erhalten.

Beispiel für einen Sanierungsplan für ein Unternehmen der Solarindustrie

PhaseMassnahmen
1. Analyse der aktuellen SituationBewertung der aktuellen finanziellen Lage des Unternehmens, einschließlich Umsatzrückgang aufgrund gestiegener Konkurrenz und Preisdruck, hoher Betriebskosten und Finanzierungsengpässe aufgrund ausstehender Zahlungen
2. Festlegung von Zielen und Strategien
  • Ziel: Wiederherstellung der Rentabilität und Sicherung der Liquidität
  • Strategien: Kostenreduzierung durch Effizienzsteigerung in der Produktion, Diversifizierung des Produktportfolios, Verbesserung der Vertriebs- und Marketingstrategie, Verhandlungen mit Gläubigern zur Umstrukturierung von Schulden
3. Massnahmenplan
  • Reduzierung der operativen Kosten durch Optimierung der Produktionsprozesse und Einführung von Effizienzmaßnahmen
  • Diversifizierung des Produktportfolios durch die Entwicklung neuer Solarprodukte und Dienstleistungen
  • Implementierung eines effizienten Forderungsmanagements, um die Dauer der Außenstände zu reduzieren und den Cashflow zu verbessern
  • Verkauf von nicht betriebsnotwendigen Vermögenswerten (z.B. Immobilien), um Liquidität zu generieren
  • Festlegung von Meilensteinen und Fristen für die Umsetzung der Maßnahmen
  • Beispiel: Reduzierung der Betriebskosten um 20 % innerhalb von sechs Monaten
4. Finanzplanung und Liquiditätsmanagement
  • Erstellung eines detaillierten Finanzplans für die nächsten zwölf Monate, einschließlich Umsatzprognosen, Kostenbudgets und Cashflow-Prognosen
  • detaillierte Darstellung von Einnahmen, Ausgaben, Investitionen und Finanzierung
  • Implementierung von Massnahmen zur Verbesserung der Liquidität wie z.B. Verhandlungen mit Lieferanten über verlängerte Zahlungsfristen oder Rabatte für frühzeitige Zahlungen, um die Liquidität zu verbessern
  • Prüfung kurzfristiger Finanzierungsmöglichkeiten wie Betriebsmittelkredite oder Factoring, um kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überbrücken
  • Risikobewertung, z.B. hinsichtlich des Mitarbeiterwiderstands gegen Entlassungen oder hinsichtlich unerwarteten Kostensteigerungen
5. Kommunikation und Stakeholder-Management
  • transparente Kommunikation mit Kapitalgebern, Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Investoren über die Situation des Unternehmens und die geplanten Maßnahmen zur Sanierung
  • Einbeziehung der Lieferanten und der Mitarbeiter in den Sanierungsprozess und Schaffung eines Umfelds des Vertrauens und der Zusammenarbeit
  • regelmässige Updates über den Fortschritt der Sanierung
6. Überwachung und Anpassung
  • kontinuierliche Überwachung der Umsetzung des Sanierungsplans und der finanziellen Leistung des Unternehmens

Fazit

Ein Sanierungsplan für finanziell notleidende Unternehmen erfordert eine sorgfältige Planung, Umsetzung und Überwachung, um die erforderliche Finanzkraft des Unternehmens wiederherzustellen und langfristige Stabilität zu sichern. Hierzu ist es ratsam, bei der Erstellung des Plans die Unterstützung von erfahrenen Finanzexperten in Anspruch zu nehmen, um sicherzustellen, dass alle Aspekte angemessen berücksichtigt werden. Dies umso mehr, als jeder Plan und die ihm zugehörigen Massnahmen stets individuell auf die spezifische Situation des Unternehmens zugeschnitten sein sollten.

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