Triple Bottom Line: So punkten Unternehmen dreifach

In einer zunehmend komplexen und vernetzten Welt sehen sich Unternehmen mit wachsenden Anforderungen konfrontiert. Die Triple Bottom Line (TBL) – ein Konzept, das ökonomische, ökologische und soziale Ziele in den Mittelpunkt der Unternehmensführung stellt – hat an Bedeutung gewonnen. Diese integrative Sichtweise stellt jedoch auch erhebliche Herausforderungen an die Unternehmenssteuerung dar. Unternehmerische Entscheidungen müssen nun in allen drei Dimensionen bewertet werden. Dieser Beitrag untersucht die Herausforderungen und Chancen und bietet praktische Ansätze, wie Unternehmen durch diesen «Dschungel» navigieren können.

25.03.2025 Von: Heimo Teubenbacher
Triple Bottom Line

Triple Bottom Line (TBL) – was ist das? 

Die Triple Bottom Line (TBL) ist ein umfassender Ansatz, der Unternehmen dazu auffordert, ihre Leistung nicht nur anhand ökonomischer, sondern auch anhand ökologischer und sozialer Kriterien zu bewerten. Diese drei Dimensionen – Profit, People und Planet – bilden die Säulen einer nachhaltigen Unternehmensführung (siehe Abbildung 1). Durch die gleichwertige Berücksichtigung dieser Dimensionen können Unternehmen langfristigen Erfolg sicherstellen und gleichzeitig ihre Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt wahrnehmen. 

Ursprung und Entwicklung des Konzepts 

Das TBL-Konzept wurde in den 1990er- Jahren von John Elkington geprägt. Ursprünglich als kritische Reflexion über die einseitige Fixierung auf finanzielle Kennzahlen gedacht, hat sich die Triple Bottom Line zu einem zentralen Element moderner Unternehmensführung entwickelt. Elkington argumentierte, dass Unternehmen nicht nur Verantwortung für ihre finanziellen Ergebnisse, sondern auch für die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Tätigkeiten übernehmen sollten. 

Bedeutung und Relevanz in der modernen Unternehmensführung 

In Zeiten von Klimawandel, sozialer Ungleichheit und Ressourcenknappheit ist die Triple Bottom Line ein unverzichtbares Instrument, um langfristig erfolgreich zu sein. Unternehmen, die die Triple Bottom Line integrieren, sind besser gerüstet, um den vielfältigen Erwartungen von Stakeholdern gerecht zu werden und nachhaltige Werte zu schaffen. Diese Unternehmen erkennen, dass nachhaltige Praktiken nicht nur ethisch geboten sind, sondern auch Wettbewerbsvorteile bieten können.

Herausforderungen für die Unternehmenssteuerung 

Veränderungen in der Geschäftswelt durch Nachhaltigkeitsdruck 

Gesellschaftlicher Druck, strengere Gesetzgebungen und veränderte Marktbedingungen zwingen Unternehmen, nachhaltiger zu agieren. Verbraucher fordern zunehmend Transparenz und nachhaltige Produkte, während Regierungen strengere Umweltvorschriften erlassen. Der Green Deal der EU verfolgt das Ziel der Transformation der Wirtschaft zum Net-Zero-Ziel unter Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungs- und Lieferkette. 

Integration von Nachhaltigkeitsthemen in die Unternehmensstrategie 

Nachhaltigkeit muss integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie sein, um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden. Dies bedeutet, dass Unternehmen ihre Geschäftsmodelle, Prozesse und Produkte kontinuierlich überprüfen und anpassen müssen. Die Integration von Nachhaltigkeit kann durch die Festlegung klarer Ziele, die Implementierung nachhaltiger Praktiken und die regelmässige Überprüfung der Fortschritte erfolgen. 

Zielkonflikte in der unternehmerischen Entscheidung 

Häufig stehen ökonomische Ziele im Widerspruch zu ökologischen oder sozialen Zielen. Beispielsweise kann der Schutz der Umwelt kostenintensiv sein und somit die Profitabilität mindern. Unternehmen müssen sich mit Konflikten wie der Wahl zwischen kurzfristigen Gewinnen und langfristiger Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Ein typischer Zielkonflikt ist die Entscheidung zwischen der Maximierung des Gewinns und der Minimierung der Umweltauswirkungen. Die Schwierigkeit besteht darin, die Wirkungszusammenhänge in einem integrierten Modell zu zeigen und die Entscheidungen faktenbasiert zu treffen. Zielkonflikte sind dabei unvermeidlich, und es liegt an den Entscheidungsträgern, die Ziele aufeinander so abzustimmen, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. 

Hohe Datengranularität 

Die Integration der drei Ps in Simulationen erfordert eine sehr hohe Datengranularität. Unternehmen müssen in der Lage sein, detaillierte Daten über alle Aspekte ihrer Geschäftsprozesse zu sammeln und zu analysieren. Dies umfasst nicht nur finanzielle Daten, sondern auch Informationen über Umweltbelastungen und soziale Auswirkungen. Die Herausforderungen liegen in der Erfassung und Verarbeitung grosser Datenmengen sowie in der Sicherstellung der Datenqualität und -konsistenz. Ein weiteres Problem ist die Modellierung der komplexen Wechselwirkungen zwischen den drei Dimensionen der Triple Bottom Line. Als anschauliche Beispiele können genannt werden: 

  • Materialzusammensetzung: Unterschiedliche Produktionsmethoden führen zu erheblichen Unterschieden im «Product Carbon Footprint» (PCF), z. B. Stahl aus China oder Europa.
  • Supply-Chain: Unterschiedliche Transportwege und Transportarten führen ebenfalls zu grossen Unterschieden.
  • Produktionsmethoden: Optimierung durch den Einsatz neuer Maschinen bzw. produktivitätssteigernder Massnahmen.
  • Mitarbeiterzufriedenheit: Eine erhöhte Mitarbeiterfluktuation kann zu erheblichen Engpässen in der Leistungserbringung führen.
  • Auslagerung von Produktionsprozessen: Welches Unternehmen hat sich damit bisher nicht beschäftigt und weiss somit, welche Herausforderungen sich daraus ergeben? Die Business-Cases dafür sind häufig nur auf die finanzielle Perspektive beschränkt. Unter den Gesichtspunkten der TBL gilt es, alle drei Dimensionen zu bewerten.

Strategien zur Bewältigung der Herausforderungen 

Ansätze zur Lösung von Zielkonflikten 

Zur Lösung solcher Zielkonflikte ist ein integrativer Managementansatz erforderlich, der die Interessen aller Dimensionen berücksichtigt. Unternehmen können beispielsweise durch Innovationen und Effizienzsteigerungen ökologische und ökonomische Ziele in Einklang bringen. Investitionen in nachhaltige Technologien können langfristig zu Kosteneinsparungen führen, indem sie den Energieverbrauch und Abfall reduzieren. Ebenso können soziale Initiativen, wie die Förderung von Mitarbeiterengagement und -entwicklung, die Produktivität und damit auch die Rentabilität steigern. Ein weiterer Ansatz ist die Einführung von Nachhaltigkeitskennzahlen in die Unternehmensbewertung, sodass Entscheidungen auf einer breiteren Informationsbasis getroffen werden können. 

Einbindung von Stakeholdern 

Stakeholder spielen eine entscheidende Rolle bei der Lösung von Zielkonflikten. Durch den Dialog mit verschiedenen Interessengruppen – darunter Kunden, Mitarbeiter, Investoren, Zulieferer und Gemeinschaften – können Unternehmen ein tieferes Verständnis der unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnisse entwickeln. Diese Perspektiven können dann in den Entscheidungsprozess integriert werden, um ausgewogene und nachhaltige Lösungen zu finden. Stakeholder-Engagement fördert zudem Transparenz und Vertrauen, was wiederum die Akzeptanz von Entscheidungen erhöht und das Risiko von Konflikten verringert. Methodische und systemunterstützte Ansätze zur Bewältigung dieser Herausforderungen sind, z. B.: 

Szenarioplanung: Methoden und Anwendungen 

Szenarioplanung hilft, mögliche zukünftige Entwicklungen zu antizipieren und strategische Entscheidungen darauf abzustimmen. Diese Methode ermöglicht es Unternehmen, verschiedene mögliche Zukunftsszenarien zu analysieren und Strategien zu entwickeln, die flexibel und anpassungsfähig sind. Durch die Berücksichtigung von Unsicherheiten und die Identifizierung von Chancen und Risiken können Unternehmen besser auf unvorhersehbare Veränderungen reagieren. Um dies zu gewährleisten, benötigen Unternehmen ein Modell, in dem die Wirkungszusammenhänge modelliert werden können. 

Dies reicht z. B. von der Zusammensetzung der Inputfaktoren eines Produkts zu unterschiedlichen Preisen mit unterschiedlichem PCF bis zur Berücksichtigung der sozialen Mindeststandards. 

Ein Szenario zu berechnen, in dem neue Transportwege genutzt werden (müssen), wie anstelle des Suezkanals die Route über das Kap der Guten Hoffnung zu wählen, und daraus die finanziellen und ökologischen Auswirkungen zu berechnen, stellt jeden Controller vor schier unerfüllbare Aufgaben. Schlussendlich gilt es auch, die Entsorgung bzw. Wiederverwertung eines Produkts nach Nutzung zu berücksichtigen. 

Simulationen: Einsatzmöglichkeiten und Nutzen 

Simulationen bieten die Möglichkeit, verschiedene Strategien unter realistischen Bedingungen zu testen und die besten Ansätze zu identifizieren. Unternehmen können durch Simulationen potenzielle Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf die drei Dimensionen der Triple Bottom Line evaluieren. Dies hilft dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen und Risiken zu minimieren. 

Ein Beispiel für den Einsatz von Simulationen ist die Bewertung der Auswirkungen auf den CO2-Footprint bei Anpassungen der Supply-Chain bzw. bei einer flexiblen Gestaltung der Stückliste mit unterschiedlichen CO2-Effekten und Preisen. All das lässt sich nur berechnen, wenn die dafür erforderlichen Inputfaktoren bekannt sind und systematisch die Wirkungszusammenhänge berechnet werden können.

Anwendungsbeispiel mit AEP Solution4 

AEP Solution4 ist eine Lösung zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Die Software integriert alle operativen Teilbereiche der Unternehmensplanung, einschliesslich Vertrieb, Produktion, Einkauf, Kostenrechnung, Lagerhaltung und Transport. AEP Solution4 ermöglicht es Unternehmen, die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf die ökonomischen, ökologischen und sozialen Dimensionen der Triple Bottom Line präzise zu simulieren und zu bewerten. 

Globale Simulation 

Auf Basis unterschiedlicher, jederzeit veränderbarer Planprämissen, z. B. geänderte Absatzmengen, Rohstoffpreise, Energiepreise, deren Auswirkung auf alle abhängigen Teilbereiche und auf das Gesamtergebnis werden simuliert. 

  1. Ableitung des Produktionsplans aus dem Absatzplan für Produkte
  2. Auflösung der Produktstruktur (Stücklisten und Arbeitspläne) auf Basis des Produktionsplans
  3. Überleitung der ermittelten Bedarfsmengen als neue Bezugsgrössen für die Leistungsarten
  4. Umwertung der Kosten in der Kostenrechnung anhand veränderter Preise in den Kostenarten
  5. Simulation der leistungsabhängigen Kosten auf Basis der neuen Bezugsgrössen und Berechnung der Kostensätze je Leistungsart
  6. Übernahme der ermittelten Kostensätze in die Arbeitspläne der Produktkalkulation
  7. Übernahme geänderter Einkaufspreise in die Stücklisten der Produktkalkulation
  8. Kalkulation der Herstellungskosten für alle Eigenfertigungsteile/Produkte/ Leistungen
  9. Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung auf Basis von Umsatzund Gesamtkostenverfahren
  10. Ermittlung des neuen Betriebsergebnisses (GuV, Bilanz) und der definierten Kennzahlen
  11. Abschluss der globalen Simulation 

Nebeneffekt: In allen Stufen werden nicht nur Mengen, Kosten und Erlöse verarbeitet, sondern auch die Daten für den (Product) Carbon Footprint ermittelt. Green-Controlling wird somit Realität! Die HR-Kennzahlen entstehen ebenso als Nebenrechnung. 

Einsatz von Technologie & Datenanalyse 

Technologie und Datenanalyse spielen eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der TBL. Durch den Einsatz von Big Data und künstlicher Intelligenz können Unternehmen Muster und Trends erkennen, die ihnen helfen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Datenanalyse ermöglicht es, die Auswirkungen von Geschäftsentscheidungen auf die drei Dimensionen der Triple Bottom Line zu messen und zu optimieren. 

Entwicklung eines integrativen Managementansatzes 

Ein integrativer Managementansatz, der die drei Dimensionen der Triple Bottom Line berücksichtigt, ist unerlässlich. Unternehmen sollten nachhaltige Praktiken in ihre täglichen Betriebsabläufe integrieren und eine Unternehmenskultur fördern, die Nachhaltigkeit priorisiert. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen und die Einbindung aller Stakeholder in den Entscheidungsprozess. 

Fazit und Zusammenfassung 

Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse 

Die Integration der Triple Bottom Line in die Unternehmensstrategie ist unerlässlich, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden. Unternehmen müssen erkennen, dass nachhaltiges Handeln nicht nur eine ethische Verpflichtung ist, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bietet. Die Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer und sozialer Aspekte führt zu einer ausgewogenen und zukunftsfähigen Unternehmensführung. 

Handlungsempfehlungen für Unternehmen 

Unternehmen sollten Nachhaltigkeit als Chance begreifen, innovative Lösungen entwickeln und langfristige Wertschöpfung anstreben. Eine gezielte Nutzung von Szenarioplanung und Simulationen kann dabei entscheidend sein. Es wird empfohlen, klare Nachhaltigkeitsziele zu setzen, diese in die Unternehmensstrategie zu integrieren und regelmässig zu überprüfen. Durch die Einbindung aller Stakeholder und die Förderung einer nachhaltigen Unternehmenskultur können Unternehmen eine positive Wirkung erzielen und sich gleichzeitig Wettbewerbsvorteile sichern.

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