Rentabilitätsrechnung: Berechnung der Rentabilität von Investitionen

Ausgangspunkt ist die Frage, ob und wie sich eine geplante Investition in ein neues Geschäftsfeld, eine neue Produkt- oder Kundengruppe oder die Umsatzausweitung in bestehenden Geschäften lohnen wird. Es geht um die Quantifizierung strategischer oder mittelfristiger operativer Pläne sowie um den Rentabilitätsvergleich konkurrierender Investitionsprojekte.

05.07.2022 Von: Dr. Lukas Rieder
Rentabilitätsrechnung

Geldflussbetrachtung

Für jeden Investitionsantrag ist festzustellen, ob die erwarteten Geldzu- und -abflüsse im Betrachtungshorizont der Investition den festgelegten Ziel-ROCE erreichen werden. Dazu ist eine Geldflussbetrachtung erforderlich, da die zu erwartenden Geldflüsse in jedem Planjahr unterschiedlich sein werden.

Investitionsrechenmodell

Hier finden Sie ein Beispiel eines Investitionsrechenmodells. Die im Beispiel gelb markierten Zahlen sind für die Erstellung der ganzheitlichen Betrachtung pro Jahr des Planungshorizonts erforderlich. Sie können angepasst werden:

Erläuterungen zu den Positionen:

  • Die Investition ins Anlagevermögen, z.B. neue oder zusätzliche Maschinen/Anlagen inkl. Ausgaben für deren Installation und Inbetriebnahme sowie Folgeinvestitionsausgaben in späteren Jahren (Zeile 12).
  • Die zu erzielenden jährlichen Nettoerlösveränderungen (zu fakturierende Umsätze abzüglich aller «Geschenke» an die Kunden. Handelt es sich um eine interne Rationalisierungsinvestition ohne Erlösänderung, sind die jährlich zu erwartenden Kosteneinsparungen in Zeile 2 einzutragen.
  • Die erwarteten proportionalen Herstellkosten für die geplanten Nettoerlöse (Zeile 3).
  • Die Veränderungen der primären Fixkosten (Geldflüsse, hauptsächlich Personalkosten), welche durch das Projekt in den einzelnen Kostenstellen zu erwarten sind (Zeilen 5-8).
  • Daraus entsteht der jährliche Nettonutzen des Projekts. Er entspricht dem Cashflow vor Abzug von Zinsen und Steuern CFBIT (Zeile 10).
  • Die Geschäftsausweitung wird dazu führen, dass sich das Nettoumlaufvermögen verändert. Mehrumsatz führt zu höheren durchschnittlichen Debitorenbeständen, Mehreinkäufe zu höheren Kreditorenbeständen, die Investition hat Geldabfluss zu Folge. Am Ende der Betrachtungsperiode können die aus dem Projekt entstandenen Restbestände von Debitoren und Kreditoren wieder aufgelöst werden. Dies erfolgt zwar erst im Jahr 6 (im Beispiel) wurde aber hier schon am Ende von Jahr 5 als Geldrückfluss berücksichtigt, um eine weitere Spalte zu ersparen (Zeilen 11-13).
  • Können die investierten Anlagen am Ende der Massnahme verkauft werden, kann in Zeile 14 der erwartete Liquidationserlös eingetragen werden (fällt wegen Abzinsung meistens nicht ins Gewicht).
  • Durch Anfügen von Spalten und Kopieren der Formeln kann das Modell für längere Zeiträume erweitert werden.

Als Resultat ergeben sich die Jahresgeldflüsse (Zeile 16). Um den Zeitwert von Geld zu berücksichtigen, sind sie auf das Jahr 0, also den Entscheidungszeitpunkt, abzuzinsen (gleichnamig machen). Dies erfolgt durch die Anwendung des Barwertfaktors (in Zeile 1 mit 10% angenommen). Der Netto-Geldrückfluss im Jahr 1 ist mit 7.2 Mio. angegeben (Zeile 16). Aus Sicht des Entscheidungszeitpunkts im Jahr 0 ist dieser bei 10% Abzinsung «nur» 6.545 Mio. wert (Zeile 17).

Werden der Investition von 50 Mio. im Jahr 0 die barwertigen Geldrückflüsse aller Jahre (inklusive Folgeinvestitionen in den Jahren 2 und 3) gegenübergestellt (Zeilen 17 und 18), ist zu erkennen, dass die Investition inklusive Zielverzinsung im Lauf des Jahres 4 komplett zurückbezahlt sein sollte, da der kumulierte Barwert dort über 0 steigt. Die Payback-Periode unter Berücksichtigung der Zielverzinsung beläuft sich somit auf etwas weniger als 4 Jahre.

Konkurrieren intern verschiedene Projekte um die Zuteilung von Geld, kann diese Investitionsrechnung für jedes Projekt erstellt werden, auch wenn sie unterschiedliche Laufzeiten haben. Durch die Abzinsung aller Geldflüsse auf den Entscheidungszeitpunkt werden die absoluten Barwerte und Payback-Perioden aller Anträge vergleichbar, da immer die gleichen Abzinsungsfaktoren angewendet werden.

    Der interne Zinsfuss (Internal Rate of Return) zeigt die Verzinsung des Projekts über die gesamte Projektdauer an. Die Berechnung basiert jedoch auf der Annahme, dass die Jahresüberschüsse zum gleichen Prozentsatz wieder angelegt werden können, was in der Realität kaum eintreffen wird. Die Internal Rate of Return ist vor allem für den Vergleich von Projekten mit unterschiedlichen Investitionssummen hilfreich.

     

    Quellen:

    Controller-Leitfaden, WEKA-Verlag, 3. Auflage 2014, Kap. 4, S. 169-216: Vergleich der verschiedenen Investitionsrechnungsverfahren mit Anwendungsbeispielen und der Methoden zur Bestimmung der Zielverzinsung.

    360°-Management für alle Funktionen und Führungsstufen, WEKA-Verlag, 2015, Anhang B, S. 243 – 252: Detailliertere Methoden zur Bestimmung des Kapitalkostensatzes für verschiedene Länder (empirische Daten)

    https://blog,management-control.eu: Das gesamte Excel-Investitionsrechenmodell mit Erklärungen, anpassbar für eigene Entscheidungssituationen, Gratis-Download, Im Blog auch Englisch verfügbar).

    Dr. Lukas Rieder, CZSG Controller Zentrum St. Gallen, https://czsg.com

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