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EVA: Identifikation und Optimierungsmöglichkeiten der Werttreiber

Im Hinblick auf die Zielsetzung einer wertorientierten Unternehmensführung und -steuerung ist der Economic Value Added (EVA) eine Kennzahl, die sowohl für die Performance-Messung als auch für eine zukunftsgerichtete Beurteilung von Handlungsoptionen herangezogen werden kann. Erfahren Sie in diesem Beitrag anhand eines konkreten Praxisbeispiels, wie verschiedene Massnahmen aufgrund dieser Kennzahl beurteilt werden können.

17.09.2024 Von: Tobias Küttel, Dieter Meyer, Maximilian Müller
EVA

Identifikation und Optimierungsmöglichkeiten wesentlicher Einflussgrössen des EVA

Um ein vertieftes Verständnis für die einzelnen Werttreiber im Unternehmen zu bekommen, kann die Kennzahl EVA komplett in ihre Entstehungskomponenten aufgegliedert werden. Anhand einer Darstellung in einem sogenannten Werttreiberbaum können dann die einzelnen Einflussfaktoren und deren Abhängigkeiten visualisiert und diskutiert werden. Hier finden Sie eine Abbildung eines Werttreiberbaums.

Im Folgenden werden die oben aufgezeigten Einflussfaktoren auf den EVA beschrieben und diskutiert. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Frage, inwieweit eine positive Beeinflussung der einzelnen Faktoren durch die Mitarbeiter des Unternehmens möglich ist. Die Reihenfolge der Abhandlung orientiert sich an der Abbildung des EVA-Treiberbaums von links nach rechts. So werden zuerst die Bestandteile des NOPAT behandelt. Auf den Einflussfaktor Steuern wird nicht eingegangen, da KMU in diesem Bereich in der Regel über keine wesentlichen Gestaltungsmöglichkeiten verfügen. Anschliessend erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem betriebsnotwendigen Kapital und dem Kapitalkostensatz.

Einflussfaktor Umsatz

Der Umsatz umfasst im Wesentlichen alle Erträge, die das Unternehmen aus dem Verkauf von Gütern und/oder Dienstleistungen an Dritte erzielt, und ergibt sich dementsprechend aus der abgesetzten Menge multipliziert mit dem jeweiligen Preis, zu dem diese vom Unternehmen an den Kunden verkauft worden sind. Die wesentlichen Stellschrauben in Bezug auf den Umsatz sind dementsprechend Massnahmen, welche die abgesetzte Menge oder den tatsächlich erzielten Preis beeinflussen können. Verändert sich die abgesetzte Menge, hat dies in der Regel sofortige Auswirkungen auf die variablen Kosten, welche mit der Erstellung des Produkts oder der Dienstleistung verbunden sind. Da die Gestaltung des Preises einen direkten Einfluss auf die verkaufte Menge haben kann, ist also immer der Gesamteffekt aus Mengen-, Preis- und Kosteneffekt zu berücksichtigen. Ein Wertzuwachs im Zusammenhang mit dem Umsatz ergibt sich folglich vor allem durch ein Verkaufsmengenwachstum (Steigerung der Anzahl verkaufter Produkte bzw. Dienstleistungen) oder durch eine Steigerung der Preise bei gleichbleibenden Kosten (Erhöhung der Gewinnmarge).

Einflussfaktor betriebliche Aufwendungen

Unter betrieblichen Aufwendungen werden im Folgenden sämtliche für die Geschäftstätigkeit wesentlichen Aufwendungen verstanden. Für das nachfolgende Praxisbeispiel werden aus Gründen der Vereinfachung die betrieblichen Aufwendungen nur in vier Positionen gegliedert. In diesem Zusammenhang werden Materialaufwand, Personalaufwand und Abschreibungen direkt zugeordnet. Alle weiteren Aufwendungen werden als verbleibender Residualwert in der Position «Übriger Aufwand» erfasst. Die Aufwandspositionen beinhalten dabei jeweils variable und fixe Kostenbestandteile. Finanzaufwände sind im EVA-Konzept explizit nicht Teil der Gewinngrösse NOPAT und werden stattdessen im Rahmen der Kapitalkosten berücksichtigt. Ein Wertzuwachs im Zusammenhang mit den betrieblichen Aufwendungen ergibt sich vor allem durch Produktivitäts steigerungen im Sinne von Kostensenkungen pro Output-Einheit, was zu einer Erhöhung der Gewinnmarge führt.

Einflussfaktor Umlaufvermögen

Im Umlaufvermögen befinden sich die flüssigen Mittel und alle weiteren Vermögenswerte, die sich bei normaler Geschäftstätigkeit innerhalb eines Jahrs in flüssige Mittel umwandeln werden oder deren Nutzen innerhalb eines Jahrs verbraucht sein wird. Das Ziel ist, das Umlaufvermögen möglichst häufig umzuschlagen (vgl. Abbildung 1), d.h., dass der Wert aus der Division des Umsatzes durch das durchschnittliche Umlaufvermögen möglichst hoch sein sollte. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte das Umlaufvermögen so niedrig wie möglich gehalten werden. Die wesentlichen Positionen des Umlaufvermögens bestehen üblicherweise aus den flüssigen Mitteln, den Kundenforderungen sowie bei Produktions- und Handelsunternehmen den Vorräten. Zu beachten ist, dass hier durchaus ein Spannungsfeld zwischen Nutzen und Risiken besteht und sorgfältig abzuwägen ist, wie niedrig die einzelnen Positionen heruntergemanagt werden sollen. So ist es für jedes Unternehmen zentral, dass es eine ständige Zahlungsbereitschaft aufrechterhält, da Liquiditätsschwierigkeiten schnell bedrohliche Ausmasse annehmen können. Auch bei der Höhe der Vorräte kann es aus geschäftspolitischen Überlegungen sinnvoll sein, eine hohe Lieferbereitschaft sicherzustellen, um unerwartete Nachfragespitzen von Kunden problemlos abdecken zu können und nicht das Risiko eingehen zu müssen, dass Geschäft an die Konkurrenz abwandert.

Einflussfaktor Anlagevermögen

Das Anlagevermögen enthält alle Vermögensgegenstände, die für eine mehr als einjährige Nutzung vorgesehen sind oder deren Nutzung erst nach mehr als einem Jahr erfolgen wird. Auch hier gilt es, den Kapitalumschlag möglichst hoch zu halten (vgl. Abbildung 1), was bedeutet, dass das Anlagevermögen so niedrig wie möglich bzw. nur so hoch wie notwendig sein soll. Besonderes Augenmerk ist darauf zu legen, dass das eingesetzte Anlagevermögen eine optimale Produktivität im Sinne möglichst tiefer Kosten pro Einheit Output ermöglicht. Bei Produktionsunternehmen stellt sich im heutigen Umfeld auch immer mehr die Frage, ob gewisse Produktionsschritte oder Fertigungsteile selbst hergestellt oder an Dritte ausgelagert werden sollen. Insbesondere wenn grössere Investitionen anstehen, ist darauf zu achten, dass die dafür eingesetzten Mittel einen möglichst hohen Ertrag erzeugen. Das ist nur dann der Fall, wenn strikt bedarfsgerecht investiert und auf nicht benötigte Funktionen und Leistungen verzichtet wird. Wie beim Umlaufvermögen ist auch beim Anlagevermögen eine Abwägung zwischen Nutzen und Risiken vorzunehmen. So kann beispielsweise ein Produktionsunternehmen das Anlagevermögen niedrig halten, indem es bewusst an der Kapazitätsgrenze produziert. Damit geht es allerdings das Risiko ein, dass bei einem Defekt oder einem anderen Störereignis keine Reservekapazitäten zur Verfügung stehen und dadurch Umsatz verloren gehen kann. Ebenso wird das Unternehmen bei einem unerwarteten Nachfragezuwachs nicht in der Lage sein, kurzfristig darauf zu reagieren, wodurch es Marktanteile an Konkurrenten verlieren kann.

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