Nichtfinanzielle Berichterstattung: Nachhaltigkeitskonzepte als Basis

Fragen der nachhaltigen Entwicklung werden heute zunehmend an die Führung von Unternehmen gerichtet. Dabei interessieren sich die verschiedenen Anspruchsgruppen (z.B. Kunden, Lieferanten oder Mitarbeitende) der Unternehmen vor allem für die Art und Weise, wie diese ihre Verantwortung (Corporate Social Responsibility – CSR) für ökologische, soziale und wirtschaftliche Themenfelder wahrnehmen und in ihre Wertekultur und Entscheidungsfindung integrieren. Der vorliegende Beitrag trägt zu einer Klärung der bestehenden Konzepte im Bereich einer nachhaltigen Unternehmensführung bei, da sie die Basis für die Entwicklung der nichtfinanziellen Berichterstattung bilden.

07.07.2023 Von: Prof. Dr. Thomas Rautenstrauch
Nichtfinanzielle Berichterstattung

CSR und ESG

Ergänzend zu dem weitverbreiteten Begriff der Corporate Social Responsibility (CSR) erscheint in letzter Zeit häufiger das Akronym ESG für die englischsprachigen Begriffe «Environment, Social, Governance» (Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführung). Beide gelten als wichtige und sich ergänzende Konzepte des breiten Themas Nachhaltigkeit, aber vor allem dem Kürzel ESG wird nachgesagt, dass es sich vor allem in der Finanzbranche sowie für Finanzinvestitionen einer zunehmenden Verwendung erfreut (Niklowitz, 2022).

Die UN-Nachhaltigkeitsziele (UN Sustainable Development Goals – SDGs)

Nachhaltigkeit als Zielsetzung von Unternehmen kann von diesen nicht ohne Bezug zum eigenen Wertesystem und zu einem prinzipienbasierten Ansatz für die eigene Geschäftstätigkeit umgesetzt werden. Die Vereinten Nationen (UN) haben daher 2015 die «Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung» verabschiedet, dessen Kern insgesamt 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung bilden, welche entsprechend als Sustainable Development Goals (SDGs) benannt wurden: https://sdgs.un.org/goals. Mit dem Beschluss dieser Agenda durch die 193 UN-Mitgliedsstaaten haben diese die Absicht verfolgt, die drei Dimensionen nachhaltiger Entwicklung, nämlich Wirtschaft, soziale Entwicklung und Umwelt (ESG – Environment, Social, Governance), mithilfe der 17 Ziele und 169 Zielvorgaben miteinander zu verknüpfen.

Die SDGs basieren auf dem Prinzip, dass jeder Mensch und jedes Land Verantwortung übernehmen und einen Teil zur Erreichung dieser Vision beitragen soll. Damit verbunden ist ein Appell an alle Staaten, ihr Handeln an den SDGs zu orientieren, damit Armut überwunden, Ungleichheit vermindert, Gesundheit und Bildung gewährleistet, wirtschaftliches Wachstum gefördert und die Umwelt bewahrt werden.

Umwelt, Soziales und Governance (ESG)

Die Idee der Nachhaltigkeit stützt sich auf die drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales, was auch mit dem Begriff Triple-Bottom-Line-Ansatz bezeichnet wird.

Auf europäischer Ebene wurden durch die sogenannte Taxonomie-Verordnung Kriterien zur ökologischen und nachhaltigen Wirtschaftstätigkeit festgelegt, um damit den Grad der ökologischen Nachhaltigkeit von Investitionen bestimmen zu können. Dazu gehören gemäss Taxonomie-Verordnung sechs zentrale Umweltziele, die durch die wirtschaftlichen Aktivitäten der Unternehmen nicht beeinträchtigt werden dürfen:

  • Klimaschutz (Artikel 10)
  • Anpassung an den Klimawandel (Artikel 11)
  • Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser und Meeresressourcen (Artikel 12)
  • Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft (Artikel 13)
  • Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung (Artikel 14)
  • Schutz und Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen (Artikel 15)

Die EU-Taxonomie legt zudem einen Fokus auf die sogenannten ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance), wonach Unternehmen Umwelt, Soziales und Governance im Zielsystem ihrer Unternehmensführung integrieren und hierüber ihre Anspruchsgruppen regelmässig informieren.

Auch in der Finanzwelt ist die Nachhaltigkeit zweifellos angekommen. So werden beispielsweise Unternehmen von kreditgebenden Banken danach gefragt, wie sie ihre ökologischen Risiken und damit die nachhaltige Geschäftsentwicklung einschätzen. Dies auch deshalb, weil Banken zunehmend auch die nachhaltige Ausrichtung ihres Kreditportfolios und ESG-Ratings berücksichtigen. Auch ausserhalb des Zusammenhangs von Bankkrediten bieten sich Unternehmen die Möglichkeiten, Green-Finance-Instrumente, wie z.B. Green Bonds, zur Finanzierung von Umwelt-(schutz-)Engagements einzusetzen (Abdel-Karim und Kollmer, 2022).

Entwicklung der nichtfinanziellen Berichterstattung als Folge einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmensstrategie

Das Verhältnis von SDGs und ESG ist eng miteinander verbunden, da beide Konzepte darauf abzielen, eine nachhaltigere Welt zu schaffen. Für ein umfassendes Verständnis einer an der wirtschaftlichen Realität ausgerichteten Nachhaltigkeitsstrategie der Unternehmen übernimmt die nichtfinanzielle Berichterstattung eine wichtige Informationsfunktion.

Unternehmen gestalten ihre nichtfinanzielle Berichterstattung gegenüber den relevanten Anspruchsgruppen dadurch erfolgreich, indem sie relevante Kennzahlen, Ziele und Erfolge im Zusammenhang mit ESG und SDGs in ihren Berichten aufnehmen (Gascoigne, 2022). Die nichtfinanzielle Berichterstattung von Unternehmen bezieht sich in erster Linie auf die Offenlegung von Informationen über deren ESG-Praktiken und -Ergebnisse sowie über ihre Beiträge zur Erreichung der SDGs. Unternehmen reagieren so auf das zunehmende öffentliche Interesse an Problemen wie Umweltverschmutzung, Klimawandel, Armut oder Arbeitnehmerrechten.

Ein herkömmlicher Jahresabschluss erfüllt daher regelmässig nicht die Erwartungen der Anspruchsgruppen, weil er keine Informationen über die sozialen und ökologischen Aspekte der Unternehmenstätigkeit enthält und somit die Transparenzanforderungen verfehlt. Unternehmen müssen sich zunehmend damit befassen, Corporate-, Social-, Responsibility- und ESG-Informationen, die sich auf die Leistung des Unternehmens auswirken könnten, zu erfassen, zu validieren, zu analysieren und zu veröffentlichen.

Fazit

Nachhaltigkeit reicht über die traditionellen Geschäftsbereiche der Unternehmen hinaus und wird ebenso sehr Teil der Unternehmenskultur wie auch Teil der globalen Gesellschaft. Nachhaltigkeit und Finanzen werden zunehmend miteinander verknüpft, da Investoren neben Finanzdaten auch ESG-Kennzahlen verlangen. Infolgedessen befassen sich CFOs zunehmend mit Nachhaltigkeitskennzahlen, die früher den Abteilungen Marketing und Investor Relations vorbehalten waren.

Im Gegensatz zu den internationalen Standards im Bereich der Finanzberichterstattung, die über Jahre hinweg von weltweit anerkannten Gremien ausgearbeitet wurden, sind Nachhaltigkeitskennzahlen für Investoren heute oft verwirrend oder schlecht verständlich. Zudem setzen Unternehmen unterschiedliche Schwerpunkte in Bezug auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG). Dennoch werden ESG-Kennzahlen in Zukunft einen grösseren Teil des Aufgabenbereichs von CFOs ausmachen.

Quellenverzeichnis

Abdel-Karim, B. M. und Kollmer, F. X. (2022): Sustainable Finance, SpringerGabler, Wiesbaden, https://doi.org/10.1007/978-3-658-36389-5

Gascoigne, C. (2022): Growth in ESG sees CFOs take on sustainability role, Raconteur, 21.4.2022, online: www.raconteur.net/sustainability/sustainability-esg-finance-cfo

Niklowitz, Mattias (2022): Nachhaltigkeitsstandards – Diefeinen Unterschiede, Handelszeitung, 7.12.2022, online: www.handelszeitung.ch/specials/corporate-social-responsibility-2022/csr-und-esg-das-sind-die-unterschiede-bei-den-nachhaltigkeitsstandards-553101

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