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Nachhaltigkeitscontrolling: Nachhaltigkeit steuern

Nachhaltigkeit ist mehr als ein Trend – sie muss gezielt gesteuert werden. Nachhaltigkeitscontrolling hilft Unternehmen, ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele zu messen, zu analysieren und effizient umzusetzen.

26.03.2025 Von: Wolf-Gerrit Benkendorff
Nachhaltigkeitscontrolling

Die im Nachhaltigkeitscontrolling eingesetzten Controlling-Instrumente lassen sich in drei Hauptkategorien unterteilen. Eine Gruppe umfasst ökologisch ausgerichtete Methoden, die vor allem zur Erfassung und Bewertung von Umweltwirkungen dienen und aus dem naturwissenschaftlichen Bereich stammen. Eine weitere Kategorie besteht aus ökonomisch fokussierten Ansätzen, die auf klassischen finanziellen Controlling-Instrumenten basieren und diese entweder anpassen oder erweitern.

Ökologisch-orientierte Instrumente

Öko-Bilanz

In der Öko-Bilanz werden alle Stoff- und Energieströme, die durch das Unternehmen “fliessen”, in physikalischen Mengeneinheiten aufgezeichnet, mit dem Ziel, alle ökologisch relevanten Ressourcen und Outputs zu erfassen und so die Umweltwirkungen des Unternehmens darstellen und analysieren zu können. Dabei können unterschiedliche Bezugsobjekte gewählt werden (z.B. das gesamte Unternehmen, Prozesse sowie einzelne Produkte). Die ökologische Produktbilanz wird meist als ökologischer Fussabdruck bezeichnet und es werden alle Umweltwirkungen des Produkts über den gesamten Lebenszyklus hinweg aufgenommen. Die Öko-Bilanzen der übrigen Bezugsobjekte beziehen sich hingegen auf die Stoff- und Energieströme bestimmter Perioden.

Die Verwendung des Bilanzbegriffs rührt daher, dass die Inputgrössen des Betrachtungsobjekts den Output grössen gegenübergestellt werden und sich die beiden Seiten der Bilanz entsprechen müssen. Die Äquivalenz der “Bilanzsumme” begründet sich durch den 1. Hauptsatz der Thermodynamik, demzufolge Materie und Energie nicht erzeugt oder vernichtet, sondern lediglich umgewandelt werden. Die Öko-Bilanz enthält im Unterschied zur betriebswirtschaftlichen Bilanz jedoch Flussgrössen und keine Bestandsgrössen. Auf der Inputseite stehen Materialien und Energie, die in das Bezugsobjekt hineinfliessen, und auf der Output Seite werden Produkte und Kondukteaufgeführt, die aus dem Bezugsobjekt hinausfliessen.

Die Berücksichtigung von Bestandsveränderungen wird im Kontext der Öko-Bilanz durch die Abgrenzung zwischen den Bezugsobjekten notwendig, wenn sich Vorgänge über eine Periode hinaus erstrecken. In diesem Fall sind beispielsweise Inputs auf Unternehmensebene einzubeziehen, die in der betrachteten Periode noch nicht in Prozesse und Produkte eingegangen sind oder Outputs auf Prozessebene, die das Unternehmen noch nicht verlassen haben.

Die Bilanzierung der Stoff- und Energieströme lässt sich in vier Schritte aufteilen:

  1. Festlegung der Ziele und des Verwendungszwecks der Bilanzierung
  2. Bilanzierung der Stoff- und Energieströme für das betrachtete Bezugsobjekt
  3. Abschätzung der Umweltwirkungen der erfassten Ströme
  4. Ableitung von Handlungsbedarfen aus den Ergebnissen der vorigen Schritte15)

Neben der Darstellung der Stoff- und Energieströme eines Bezugsobjekts bilden die Daten der Öko-Bilanz auch die Basis für weitere ökologische Analysen bzw. sind der Input für Nachaltigkeitscontrolling-Instrumente (z.B. Fluss- und Reststoffkostenrechnung). Verwendet werden die Informationen der Öko-Bilanz für zwei grundsätzliche Zwecke: zum einen dienen sie der internen Steuerung bzw. Entscheidungsunterstützung in ökologischer Hinsicht und zum anderen werden sie als Basis zur Kommunikation gegenüber externen Anspruchsgruppen verwendet. Zusätzlich zur rein physikalischen Mengenerfassung kann eine ABC-Analyse vorgenommen werden, bei der die einzelnen Stoffe und Energien bezüglich ihres ökologischen Risikopotenzials bewertet werden.

Die Öko-Bilanz wird in zahlreichen unterschiedlichen Branchen verwendet und ist bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Unternehmenspraxis etabliert. Problematisch ist bislang jedoch der hohe Erstellungsaufwand der Bilanz sowie die Korrektheit und Verlässlichkeit der Daten, da diese teilweise auf Schätzgrössen basieren.

Aufgrund des umfassenden technischen Verständnisses der Prozesse im Unternehmen, vor allem der Produktionsprozesse, das zur Erstellung von Öko-Bilanzen notwendig ist, wird diese Aufgabe im betrieblichen Umweltmanagement verbleiben, weil dort das erforderliche umwelttechnische Wissen vorhanden ist. Die Öko-Bilanz bzw. hier enthaltenen Informationen/Daten bilden jedoch die Basis für zahlreiche weitere ökologische Instrumente im Nachhaltigkeitscontrolling, weshalb die Öko-Bilanz ein zentraler Informationslieferant und damit wichtiger Bestandteil ist.

Zur Erstellung von Öko-Bilanzen existiert ein umfassendes Softwareangebot, wobei es sich oftmals um spezialisierte Kleinanbieter von Software handelt. Allerdings hat auch SAP, als einer der führenden Anbieter von ERP-Systemen, erkannt, dass sich Unternehmen zunehmend der Umweltthematik zuwenden und in diesem Bereich auf IT-Lösungen angewiesen sind, um die komplexen Informationen verwalten zu können. Aus diesem Grund kooperiert SAP mit führenden Unternehmen der Öko-Bilanzierung, um ihren Kunden die Nutzung der SAP-Systeme auch in diesem Bereich zu ermöglichen.19)

Produktlinienanalyse

Das Ziel der Produktlinienanalyse ist die integrierte Untersuchung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen unterschiedlicher Produkte. Dabei werden verschiedene Produktalternativen zur Befriedigung eines bestimmten Bedürfnisses miteinander verglichen. Es wird damit eine umfassende ökonomische, ökologische und soziale Bewertung als Grundlage zur Entscheidungsfindung angestrebt. Das zentrale Merkmal des Verfahrens ist die vergleichende Analyse mehrerer Produkte (z.B. wird nicht nur die ökologische Wirkung eines Autos betrachtet, sondern dieses wird in Relation zur Bahn, dem Flugzeug etc. gesetzt) und damit die Loslösung von der Einproduktbetrachtung anderer Ansätze. Damit ist es möglich, die ökologisch optimale Alternative zur Erzielung eines bestimmten Zwecks auszuwählen. Die Produktlinien- oder Produktfolgenmatrix dient der Darstellung der Analyseergebnisse. Der Produktlebenszyklus wird auf der vertikalen Achse dargestellt und die unterschiedlichen Bewertungsdimensionen auf der horizontalen.

Die Vorgehensweise der Produktlinienanalyse gliedert sich in acht Schritte:

  1. Auswahl des Anwendungsgebiets
  2. Analyse des Bedürfnisses
  3. Festlegung der Produktvarianten
  4. Aufstellung einer Produktlinienmatrix
  5. Überprüfung der Matrixzeilen
  6. Analyse der Produktvarianten
  7. Auswertung
  8. Konsequenzen und Handlungsbedarfe21)

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