
Informationsmanagement: Gestaltung des betrieblichen Berichtswesens

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Informationsmanagement - Problemstellung
Das Problem besteht oft darin, die vielfach irgendwo im Unternehmen vorhandenen, aber verstreuten Informationen den Entscheidern zugänglich sowie nutzbar zu machen. Das Fehlen eindeutiger Definitionen einiger Kennzahlen und betriebswirtschaftlicher Sachverhalte führt vermehrt zu Missverständnissen zwischen den Produktionsbereichen und dem Controlling als führungsunterstützendes Organ. Folglich wird oft viel Zeit für administrative und erläuternde Tätigkeiten verschwendet und manche Berichte oder Analysen gleichen Inhalts müssen mehrmals erstellt werden, weil sich nicht alle Adressaten auf dem gleichen Wissensstand befinden. Dementsprechend wird das Reporting noch immer als wesentlicher Aufwandstreiber im Controlling und Rechnungswesen angesehen. Somit erstaunt es wenig, dass eine hohe Erwartung an die Optimierung und Effizienzverbesserung der internen Berichtsprozesse in vielen Unternehmen besteht und entsprechende Projekte nach sich zieht.
Ein gut funktionierendes internes Berichtswesen und eine darauf aufbauende Transparenz des Unternehmensgeschehens fördern das gemeinsame Verständnis des Geschäfts im Kreis der Führungskräfte und generieren somit einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil. Allerdings zeigt die CFO-Studie 2019 der Beratung Horvath & Partners, dass die Herausforderungen für die Optimierung des Berichtswesens in der Praxis in fehlenden Ressourcen, unterschiedlichen Anforderungen und fehlenden Standards, in der Dezentralisierung von Organisationen und Strukturen, einer fehlenden Datenintegration und Transparenz über die Aufwandstreiber liegen (Isensee und Hüsler, 2020).
Der vorliegende Beitrag erläutert nach einer Einleitung und Klärung der wichtigsten Begriffe die wesentlichen Arten von betrieblichen Berichten sowie die wesentlichen Gestaltungsfaktoren betrieblicher Berichtssysteme bietet damit eine Grundlage für das Informationsmanagement.
Zentrale Begriffe
Informationen
Als Informationen versteht man Daten, die eine Person subjektiv wahrnehmen und verwerten kann. Insofern besitzen Informationen für ihre Empfänger einen relevanten Aussagegehalt. Zur Aufbereitung von Daten werden häufig Informationssysteme verwendet, zu denen auch das betriebliche Berichtswesen gezählt wird. Mit Hilfe von Informationen werden die betrieblichen Daten miteinander verknüpft, ausgewertet und den Empfängern durch Informationssysteme zur Verfügung gestellt.
Berichtswesen
Unter dem Begriff internes bzw. betriebliches Berichtswesen (auch Reporting, Informationswesen) versteht man alle Einrichtungen, Regelungen und Personen, Daten, Mittel und Massnahmen eines Unternehmens zur Erarbeitung, Weiterleitung, Verarbeitung und Speicherung von Informationen über den Betrieb und seine Umwelt in Form von Berichten. Während das Berichtswesen über die betrieblichen Prozesse, Einrichtungen usw. informiert, umfasst das Informationswesen zusätzlich sämtliche administrative Aufgaben wie Belegarchivierung oder Buchführung. Im Folgenden wird nur das betriebliche Berichtswesen untersucht. Heute ist das Berichtswesen fast ausschließlich im Controlling angesiedelt und gilt als eines der wichtigsten Informationsquellen im Unternehmen.
Berichte
Berichte stellen dabei unter einer übergeordneten Zielsetzung, dem Unterrichtungszweck, zusammengefasste Informationen dar. Die Berichte müssen begrifflich klar und inhaltlich korrekt sein. Sie müssen in ihrem Detaillierungsgrad, ihrem Inhalt und ihrer Aufbereitung dem jeweiligen Nutzerkreis und Verwendungszweck angemessen und verständlich sein. Das Berichtswesen ist ein wichtiges Bindeglied des Informationssystems zu anderen Subsystemen der Führung, wie z.B. Planungssystem oder Kontrollsystem (Küpper, 2008). Da im Unternehmen je nach Grad der Zentralisation und Dezentralisation die Informationsentstehung und Informationsverwendung auseinander fallen, müssen deshalb Informationsübermittlungsvorgänge stattfinden. Mit dieser Abgrenzung wird das Berichtswesen als Instrument für die Übermittlung bzw. Weiterleitung von Informationen verstanden. Ferner können Berichte auch für externe, ausserbetriebliche Adressaten bestimmt sein (z.B. Geschäftsberichte), sodass nachfolgend nur die Übermittlung von Informationen an innerbetriebliche Empfänger behandelt wird.
Berichtssystem
Eine dem betrieblichen Informationsbedarf angepasste, geordnete Struktur aller Berichte im Unternehmen bezeichnet man als ein Berichtssystem.
Blohm formulierte fünf wesentliche Fragestellungen, die sich als Merkmale für die Gestaltung und Kennzeichnung von Berichten in der Literatur und Praxis bewährt und durchgesetzt haben. Im Mittelpunkt dieser Gestaltungsfragen muss die Frage nach den Berichtszwecken (“Wozu?”) stehen. Diese wiederum werden durch den Informationsbedarf des Berichtsempfängers bestimmt. Hieran schliessen sich die weiteren Gestaltungsfragen an (Blohm, Berichtswesen, S. 868):
- Was (inhaltlich) soll berichtet werden? Hier wird nach dem Inhalt des Berichts (auch Anzahl, Genauigkeit und Verdichtungsgrad) gefragt.
- Wann (zeitlich) soll berichtet werden? Berichtstermin und Berichtszeitraum sind zu bestimmen.
- Wer (personell) soll berichten und wer soll unterrichtet werden? Berichtssender und Berichtsempfänger sind festzulegen.
- Wie (formal) soll berichtet werden? Merkmale, wie Übersichtlichkeit, Darstellungsform und Übermittlungsmedium, sind zu bestimmen.
Die oben vorgestellten funktionalen, inhaltlichen, formalen, zeitlichen und personalen Merkmale von Berichten stehen alle miteinander in Wechselwirkungen. Werden die genannten Merkmale in eine systematische, dem Unternehmen angepasste Anordnung gebracht und berücksichtigt man die EDV-technische Unterstützung einschliesslich des unternehmensinternen Netzwerks, dann kann von einem Berichtssystem gesprochen werden.
Single Point of Truth
Im Rahmen moderner Berichtssysteme ist die Frage der IT-Architektur von hoher Bedeutung, da bei Verwendung von unterschiedlichen Datenquellen für die Weiterverarbeitung im Data Warehouse ein konsistenter und einheitlicher Datenbestand sichergestellt werden sollte. Dies erfordert die Festlegung des sogenannten „Single Point of Truth", also die Festlegung des dominanten Quellsystems für die Datenbereitstellung und -weiterverarbeitung.
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