Insider-Bedrohungen: Der Mensch als Sicherheitsrisiko

Unternehmen investieren Millionen in Cybersecurity – Firewalls, Virenscanner, Verschlüsselungen. Doch was, wenn die grösste Schwachstelle kein System, sondern ein Mensch ist? Insider-Bedrohungen gehören zu den grössten, aber oft übersehenen Risiken in der IT-Sicherheit. Ein falscher Klick, eine unbedachte Weitergabe von Daten oder gezielte Sabotage – und schon steht ein Unternehmen vor einem massiven Problem.

19.02.2025
Insider-Bedrohungen

Die unterschätzte Gefahr von innen

Insider-Bedrohungen entstehen, wenn Mitarbeitende oder externe Partner mit Zugang zu internen Systemen diese missbrauchen – bewusst oder unbewusst. Während böswillige Insider gezielt Daten stehlen, Systeme manipulieren oder vertrauliche Informationen weitergeben, sind die unabsichtlichen Bedrohungen oft noch gefährlicher. 

Eine unachtsam geöffnete Phishing-Mail oder ein schwaches Passwort kann ausreichen, um Cyberkriminellen Tür und Tor zu öffnen.

Das Problem: Diese Bedrohungen sind schwer zu erkennen. Während externe Angriffe durch Firewalls oder Antivirenprogramme abgewehrt werden können, kommen Insider bereits mit den notwendigen Zugriffsrechten. 

Viele Vorfälle bleiben lange unbemerkt, weil sie zunächst wie alltägliche Aktivitäten aussehen. Unternehmen müssen daher neue Wege finden, um sich nicht nur vor externen Angriffen, sondern auch vor internen Schwachstellen zu schützen.

Ein weiterer kritischer Punkt ist der Umgang mit Unternehmensdaten. In vielen Firmen haben Mitarbeitende Zugriff auf weit mehr Informationen, als sie für ihre tägliche Arbeit benötigen. Das mag auf den ersten Blick bequem erscheinen, birgt aber erhebliche Sicherheitsrisiken. 

Wenn ein frustrierter Mitarbeitender das Unternehmen verlässt, könnten sensible Daten plötzlich in den falschen Händen landen – sei es absichtlich oder weil sie auf einem ungesicherten Gerät gespeichert wurden.

Warum der Mensch das grösste Risiko ist

Die meisten Sicherheitsvorfälle haben eine gemeinsame Ursache: menschliches Fehlverhalten. Oft mangelt es an Bewusstsein für IT-Risiken. Mitarbeitende klicken arglos auf verdächtige Links, nutzen überall dasselbe Passwort oder speichern vertrauliche Daten ungesichert ab. Hinzu kommt Social Engineering – also gezielte Manipulation durch Angreifer. Cyberkriminelle setzen darauf, dass Menschen sich täuschen lassen, Passwörter herausgeben oder Zugriffsrechte leichtfertig weitergeben.

Aber nicht nur Unachtsamkeit ist ein Problem. Auch Frustration oder finanzielle Anreize können dazu führen, dass Mitarbeitende gezielt Daten weitergeben oder sabotieren. Unternehmen müssen daher nicht nur technische Sicherheitsmassnahmen treffen, sondern auch auf menschliche Faktoren achten.

Wie sich Unternehmen schützen können

Um Insider-Bedrohungen zu minimieren, müssen Unternehmen Sicherheitsmassnahmen auf mehreren Ebenen umsetzen. Schulungen sind essenziell. Mitarbeitende sollten regelmässig über Cybergefahren informiert werden, denn wer die Risiken kennt, macht weniger Fehler. Ebenso wichtig ist eine klare Zugriffskontrolle. 

Nicht jeder Mitarbeitende sollte auf alle Daten zugreifen können – das Prinzip „Need-to-know“ muss konsequent umgesetzt werden.

Überwachungstechnologien helfen, verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu erkennen. Systeme können ungewöhnliche Logins, grosse Datenübertragungen oder andere Anomalien automatisch melden. Doch Technologie allein reicht nicht aus. 

Eine offene Unternehmenskultur, in der Sicherheitsprobleme offen angesprochen werden können, trägt dazu bei, Insider-Bedrohungen frühzeitig zu verhindern.

Ein weiteres wirksames Mittel ist die sichere Nutzung des Internets. Gerade in Zeiten von Remote-Arbeit und Homeoffice greifen viele Mitarbeitende von unterwegs auf Unternehmensnetzwerke zu. Dabei nutzen sie oft öffentliche WLANs, die ein hohes Sicherheitsrisiko darstellen. 

Hier ist es wichtig, geeignete Massnahmen zu treffen, um sensible Daten vor unbefugtem Zugriff zu schützen. Wer schon einmal von einem VPN gehört hat und sich nun fragt: Was ist VPN? – sollte sich genauer mit sicheren Verbindungen und deren Schutzfunktionen auseinandersetzen.

Zusätzlich sollten Unternehmen verstärkt auf den Einsatz von Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) setzen. Statt sich nur mit einem Passwort anzumelden, müssen Nutzende eine zweite Sicherheitsstufe durchlaufen, z. B. eine SMS-Bestätigung oder eine biometrische Erkennung. Dadurch wird das Risiko eines unbefugten Zugriffs erheblich reduziert.

Eine weitere Schutzmassnahme ist die konsequente Durchsetzung von Sicherheitsrichtlinien – und das nicht nur auf dem Papier. Unternehmen sollten sicherstellen, dass Mitarbeitende sich an die Vorgaben halten und nicht aus Bequemlichkeit Sicherheitslücken entstehen lassen. 

Beispielsweise sollten regelmässige Passwortänderungen verpflichtend sein und der Zugriff auf sensible Daten nach dem „Least Privilege“-Prinzip geregelt werden.

Auch der Umgang mit externen Dienstleistern sollte kritisch betrachtet werden. Viele Unternehmen arbeiten mit Drittanbietern zusammen, die Zugang zu internen Systemen oder Daten haben. Hier ist es wichtig, klare Sicherheitsanforderungen zu stellen und sicherzustellen, dass diese auch eingehalten werden. Ein kompromittierter Partner kann sonst schnell zu einem erheblichen Risiko werden.

Fazit: Technik allein reicht nicht

Insider-Bedrohungen sind tückisch, weil sie schwer zu identifizieren sind. Ein Mitarbeitender mit böser Absicht oder ein simpler Fehler kann ein Unternehmen genauso gefährden wie ein externer Hackerangriff. 

Wer sich schützen will, muss über reine IT-Sicherheitslösungen hinausdenken. Ein Mix aus Sensibilisierung, Zugriffsbeschränkungen, technischer Überwachung und einer starken Sicherheitskultur ist entscheidend.

Unternehmen sollten sich bewusst machen, dass Cybersecurity nicht nur eine technische, sondern auch eine menschliche Herausforderung ist. Wer seine Mitarbeitenden in Sicherheitsstrategien einbindet, sie schult und klare Regeln aufstellt, reduziert das Risiko erheblich. 

Denn am Ende ist die beste Firewall nutzlos, wenn die grösste Schwachstelle im Unternehmen selbst sitzt.

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